Pilgern auf Französisch
noch?«
»Dribbling.«
»Dribbling. Hm, das ist nicht so einfach, das kommt aus dem Englischen. Sollen wir nicht besser mit einem anderen Wort anfangen?«
»Corner.«
»Corner. Hm, nein. Nein, das geht auch nicht.«
»Foul.«
»Foul. So was! Du nennst mir ja lauter englische Wörter... Sag mal, willst du mir damit zeigen, dass du fließend Englisch kannst, oder was?«
»Ich? Ich kann überhaupt kein Englisch.«
»Na gut, wie wäre es denn mit >Stollenschuh Ginge das? Willst du das Wort >Stollen< lesen lernen?«
»Ja. Oder Zidane oder Ronaldo...«
»Einverstanden. Fangen wir mit Zidane an. Zidane beginnt mit Z. Das Z ist der letzte Buchstabe des Alphabets. Das Alphabet ist...«
»Im Fußball is Zidane aber der Erste.«
»Na ja, manchmal sind die Ersten eben die Letzten, weißt du.«
»Das kommt aber nich so oft vor.«
»Doch, doch, manchmal schon. Und ein Mal reicht ja auch.«
»Ein Mal reicht wofür?«
»Um die Hoffnung nicht aufzugeben.«
»Das is ’n uncooler Spruch!«
»Ich werde dich eines Besseren belehren.«
»Hoffnung auf was? Warum?«
»Darüber reden wir später. Jetzt schreiben wir.«
Hat der Schüler erst einmal ein bisschen mehr Selbstvertrauen, kommt die Zeit, da der Lehrer gegen die Plage der Trägheit ankämpfen muss und es sich nicht leicht machen darf, indem er den Schüler mit seinen Fragen auf später vertröstet, weil er gegen den versteckten, beharrlichen Widerspruchsgeist ankämpfen muss, der im Lernenden schwelt, in dem Menschen also, von dem man verlangt, über sich selbst hinauszuwachsen.
Die Wachstumshelfer und -helferinnen der Menschenkinder — ungezählte Lehrer, Eltern, Ausbilder, Erzieher, die sich der schwierigen Aufgabe verschrieben haben, Wissen zu vermitteln, ohne dafür auf Dankbarkeit hoffen zu dürfen, und denen niemals die Ehre widerfährt, in den Fernsehnachrichten erwähnt zu werden, weil sie tagtäglich nur schuften und ganz bescheiden das Überleben der Spezies Mensch sichern, diejenigen, die gegen den harten Widerstand der Schüler ankämpfen, diejenigen, über die man lästert und spottet, deren Unterricht man stört und die man nach Gebrauch wegwirft - sie sind (nach den Träumen) das zweite große kulturelle Erbe der Menschheit, das Salz der Erde, die wahren Weltstars.
Eines Abends kommt die Gruppe spät in der Herberge an. Der Himmel droht mit einem starken Gewitter, es ist schwül, man hat Hunger, Durst, sehnt sich nach Schlaf.
Die Herbergsmutter steht betreten an der Tür.
»Oje, wie viele sind Sie denn? Ich habe keinen Platz mehr, kein einziges Bett. Vier Pilger schlafen schon auf Luftmatratzen. Neun Personen, also das geht wirklich nicht! Wären Sie zwei, drei Stunden früher gekommen, aber abends um halb acht...«
»Und das Essen? Bekommen wir etwas zu essen?«
»Nein, tut mir leid, ich habe nur Essen für die Gäste, die hier schlafen, und wie gesagt, es sind bereits vier Leute mehr. Die werden alles wegputzen... Wissen Sie, ich kaufe nur so viel ein, wie ich wirklich brauche, denn wenn ich zu viel kaufe, muss ich es wegwerfen.«
»Finden wir im Dorf etwas zu essen? Gibt es ein Gasthaus?«
»Nein, hier im Dorf gibt es kein Restaurant!«
»Und einen Laden?«
»Nein, der Laden ist geschlossen. Um diese Zeit finden Sie im Umkreis von zwanzig Kilometern nichts... Wie kann ich Ihnen nur helfen? ... Vielleicht fragen Sie beim Pfarrer nach, er hat Platz, er hat ein großes Haus.«
»Ja? Und wo ist das?«
»Oben im Dorf, knapp zwanzig Minuten zu Fuß. An der Straße, die hinaufführt, sehen Sie ein großes gelbes Haus, groß und leer, er lebt ganz allein, er nimmt Sie sicherlich auf.«
»Und meinen Sie, er hat für uns auch ein bisschen was zum Futtern?«
»Ja ja, sicher, beim Pfarrer gibt es alles, was man braucht. Er ist ein Schlemmer, er isst gern und viel. Er hilft Ihnen sicherlich aus der Patsche. Er sitzt jetzt übrigens bestimmt bei Tisch, Sie sollten sich beeilen.«
»Gut, vielen Dank, dann machen wir uns schleunigst auf den Weg. Auf Wiedersehen!«
Die Worte »knapp zwanzig Minuten zu Fuß« und »die Straße, die hinaufführt« haben einige Mitglieder der Gruppe besonders aufgeregt.
Guy hat schlechte Laune, sein Trupp grollt wie der Donner am Himmel, bissige Bemerkungen fliegen ihm um die Ohren.
Vor dem Pfarrhaus, einem prächtigen Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, verputzt in einem wunderschönen Gelb, steht Guy und spricht mit dem Pfarrer, der mit einer großen weißen Damastserviette um den Hals am Fenster
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