Pilgern auf Französisch
an.
Guy selbst legt seinen Schlafsack auf die nackten Fliesen.
Streit liegt in der Luft.
Wie der Pfarrer gesagt hat, gibt es Toiletten und Waschräume im Hof. Um hinauszugehen, muss man sein Cape überziehen, denn das Gewitter tobt noch immer mit unverminderter Macht, und es sieht nicht danach aus, als werde es sich bald verziehen. Bei der Toilette handelt es sich um einen alten Holzschuppen mit fünf Stehklosetts, ohne Papier, ohne Riegel und mit schiefen, ausgeleierten Türen, die dafür gemacht wurden, den Unterleib eines fünfjähriges Kindes zu verbergen, und hinter denen Unterschenkel und Kopf zu sehen sind. Die Intimsphäre ist also absolut geschützt! Und der Waschraum ist vielmehr ein Sammeltrog aus gesprungener Keramik, gespeist wird er über ein Rohr, an dem vier von fünf Wasserhähnen defekt sind.
Im Kapuzencape stellen sich die Pilger an, um ihre Wasserflaschen an dem einzigen funktionierenden Wasserhahn zu füllen, aus dem ein bleistiftdünner Strahl fließt, und das mitten im Wolkenbruch.
Die Abendtoilette wird also auf das Allernotwendigste beschränkt. Es wird dunkel, es ist kalt.
Zurück im Klassenzimmer, machen alle Guy gegenüber auf unterschiedliche Weise, mehr oder weniger aggressiv, derselben Emotion Luft: Sie haben großen Hunger. Guy wühlt in seinem Rucksack und fischt die wenig ansprechenden Überbleibsel einer fast leeren Packung Figolu -Feigenkekse und ein paar Trockenfrüchte heraus. Man setzt sich auf die Tischplatten und verzehrt die Mahlzeit: für jeden anderthalb Figolu, ein Viertel getrocknete Banane und eine ganze getrocknete Aprikose, nachdem Guy auf seine Aprikose verzichtet hat.
Geplagt von heftigen Schuldgefühlen, wühlt Guy weiter in seinem Rucksack und findet noch eine letzte, ziemlich matschige Tomate in einer schmierigen Plastikschüssel. Er bietet sie seinen Schützlingen an, muss aber eine schmähliche Niederlage einstecken — außer von Ramzi, dem diese Tomate gerade recht kommt und der sie in einem einzigen Happen hinunterschlingt, um seinen knurrenden Magen zu beruhigen.
Pierre und Clara sind kurz davor, zu explodieren.
Plötzlich klopft es an der Tür — eine holländische Gruppe. Drei durchnässte Pilger, die so laut reden, wie ihr Land klein ist, und pantomimisch erklären, dass der Pfarrer sie zum »Slapen« hierhergeschickt habe.
Alle reden auf einmal auf die drei ein und geben ihnen zu verstehen, dass Schlafen hier nicht möglich sei, es gebe keine Tischplatten mehr, die Wandtafel sei bereits belegt...
Guy, der ein wenig Englisch kann, wenn auch nur radebrechend, nimmt die Sache in die Hand: »Gut. OK, guys, it is difficult to hospitality for you... It is empty, nein, full, we are schon nine, it is viel zu viel, deshalb I propose to you to sleep over there, da hinten auf der anderen Seite.«
Die Holländer verstehen kein Wort und schlagen ihr Lager unmittelbar neben der Gruppe auf.
In der Nacht schlafen alle auf den Tischplatten oder auf dem Boden.
Es ist kalt, die Holländer schnarchen laut.
Nacheinander setzen sich unsere Pilger in ihren Schlafsäcken auf und versuchen mit allen Mitteln, die Schnarcher zum Verstummen zu bringen — laute Schreie, Rufe, sanftes Rütteln, kräftiges Schütteln. Doch die eine Methode ist so erfolglos wie die andere, es wird beharrlich weitergeschnarcht. Alle beklagen sich über die stinkenden Tischplatten, die den Geruch ranziger Wurst und alten Käses verströmen — sicherlich sind es die Platten, auf denen bei Schulfesten das Büfett aufgebaut wird.
Camille steht auf und hüpft auf der Stelle, um sich aufzuwärmen, bald gefolgt von Ramzi, der schlotternd einen Rap zum Besten gibt, und von Said, der ihn händeklatschend begleitet. Auch Mathilde, Claude, Clara und Elsa fangen an zu tanzen. Guy stimmt ein Liedchen an, die Gruppe fällt im Chor ein, es herrscht eine tolle Stimmung. Die Kälte wird gebannt, das Ganze entwickelt sich zu einem fröhlichen Fest.
Clara singt aus vollem Hals. Elsa fordert Pierre zum Tanzen auf. Erst weigert sich Pierre, doch dann lässt er sich mitziehen und krümmt und windet sich bald wie alle anderen: Es ist saukalt!
Erst als der Lärm der improvisierten Fete seinen Höhepunkt auf der Dezibelskala erreicht, wachen die Holländer auf und sind wie vom Donner gerührt beim Anblick dieser Meute singender, tanzender Irrwische.
Claude geht zu ihnen hin, fragt, ob sie nicht mitmachen wollen und ob sie nicht ein wenig Alkohol haben. Positive Antworten auf beide Fragen. Die Holländer
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