Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
wuchs. Und
schließlich ging es weiter mit Drohungen, Körperverletzungen und ab und zu einem
kleinen Totschlag.
    »Fanatische
Katholiken im negativen Sinn?«, fragte ich, um eine weitere Theorie in die Runde
zu werfen.
    »Fanatismus?
Hier im Bistum oder gar bei den ›Pilger‹-Lesern? Aber Herr Palzki!« Fratelli verneinte
aufbrausend meine These. »Wir bekommen zwar immer mal wieder kritische Leserbriefe,
Gewalt wurde uns aber noch nie angedroht.«
    Endlich
hatte ich einen Angriffspunkt. »Würden Sie mir bitte alle Leserbriefe des letzten
halben Jahres heraussuchen?«
    »Wieso?
Das ist doch kein Fall für die Polizei, oder?«
    »Ich denke
schon«, antwortete ich. »Ein Herr Dr. Alt vom Orient, äh Ordinariat hat bei meinem
Vorgesetzten interveniert. Ich soll mich der Sache im Dom annehmen. Normalerweise
untersuche ich zwar nur Todesfälle. Aber ohne meine sportliche Hochleistung hätte
es gestern einen oder zwei gegeben.«
    Nönn und
Fratelli schauten sich entgeistert an. »Warum will sich unser Herausgeber da einmischen?«
    »Wie bitte?
Dr. Alt ist Ihr Herausgeber? Jetzt verstehe ich. Dann hat er wohl keine Angst um
den Dom, sondern eher um seine Mitarbeiter. Das ist schön, einen Chef zu haben,
der sich um das Wohlergehen seiner Untergebenen kümmert.«
    »Ich glaube
nicht«, sagte Nönn kurz und prägnant, ohne die Doppeldeutigkeit seiner Worte zu
bemerken. »Dr. Alt hat keine Ahnung davon, dass es diese Attentate auf uns gab.
Wir haben ihm bisher nichts von dieser Misere gebeichtet. Woher er von der Sache
im Dom erfahren hat, ist mir unbekannt. Aber da sind die Wege recht kurz. Wahrscheinlich
aus dem Domkapitel.«
    »Das ist
eher unwahrscheinlich«, antwortete ich spontan und ohne nachzudenken. »Die Tat ist
erst gestern passiert. Aktuelle Dinge stehen in Zeitungen, aber nicht in Büchern.«
    Stille.
    Alle drei
blickten mich mit offenem Mund an. Auf einmal fing Nina Mönch zu lachen an. »Ich
hab’s kapiert. Der Witz war gut, Herr Palzki.« Sie schaute ihren Chef und Herrn
Nönn an. »Haben Sie es nicht verstanden? Domkapitel! Ein Kapitel aus einem Buch
über den Dom. Herr Palzki hat uns auf den Arm genommen.«
    Jetzt lachten
auch die beiden anderen, und ich stimmte mit ein. Ich hatte keine Ahnung, was daran
lustig war. Um dies nicht vertiefen zu müssen, stand ich auf. Ich musste mich unbedingt
in der nächsten Zeit mit dem kirchlichen Vokabular näher befassen.
    »Ich lauf
dann mal rüber zu Ihrem Herausgeber. Darf ich bei Ihnen im Schulhof meinen Wagen
stehen lassen?«
    »Aber gerne«,
sagte Frau Mönch. »Das passt gut. Wir drei bekommen jetzt nämlich gleich Besuch.
Wenn Sie von Dr. Alt zurückkommen, dürften wir ebenfalls fertig sein. Dann können
wir uns nochmals zusammensetzen.« Zur Bekräftigung biss sie tief in ihr Brot.

4
Im Auftrag der Kirche
     
    Mit von der Ungeheuerpflanze abgewandten
Blick verließ ich das Gebäude. Meine Gedanken kreisten um das gerade Erlebte. Irgendetwas
stimmte nicht mit den Anschlägen auf die beiden. Ich hatte das dumme Gefühl, dass
es ein Wettlauf mit der Zeit werden würde. Niemand konnte garantieren, dass nicht
heute bereits das nächste Attentat folgen würde. Automatisch beschleunigte ich meine
Schritte. Das Büro von Dr. Alt befand sich nur wenige 100 Meter entfernt. Frau Mönch
hatte mir zum Abschied den Weg genaustens erklärt. Dummerweise lag der Domplatz
dazwischen. Wie es der Teufel wollte, lief ich dem selbst ernannten Pilgerarzt Dr.
Metzger in die Quere. Ich hatte keine Chance, ihm zu entkommen.
    »Ah, da
ist der Herr Palzki schon wieder. Werden Sie auf Ihre alten Tage religiös? Wollen
Sie in den Dom? Schauen Sie mal, ich habe seit heute Pilgerbarbies im Angebot. Ihre
Tochter würde sich darüber bestimmt freuen.«
    »Ich bin
nicht alt«, antwortete ich, ohne auf seine restlichen Fragen einzugehen. »Hat man
Sie immer noch nicht von diesem Platz vertreiben können?«
    Metzger
machte eine unwirsche Handbewegung, die wie immer recht unkoordiniert aussah. »Vorhin
war wieder einer von der Kirche hier. Er meinte, dass ich die Touristen belästigen
würde.«
    Erneut zelebrierte
er sein satanisches Lachen, das sich anhörte, als wäre es nicht von dieser Welt.
Ich wollte weiterlaufen, doch Metzger war noch nicht fertig.
    »Ich habe
mir überlegt, ob ich mit meinem Pilgermobil in die Vorhalle des Domes fahren könnte.
Das ist zwar kein öffentlicher Parkplatz, aber ich wäre viel näher dran an den Kunden,
auch bei schlechtem Wetter. Außerdem will ich nicht

Weitere Kostenlose Bücher