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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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parken, sondern Geld verdienen.
Eine kleine Rampe, um die Treppenstufen hochzukommen, fällt bestimmt nicht auf.
Was meinen Sie zu dieser grandiosen Idee, Herr Palzki?«
    »Das wird
so nichts«, entgegnete ich und deutete auf seinen ehemals weißen Kittel, der wie
nach jahrelanger Arbeit auf einer Ölplattform aussah. »In den Dom dürfen Sie nur
in geziemender Kleidung, das steht am Eingang auf einem Schild.«
    Das löste
bei Metzger die nächste Lachsalve aus. »Als ob ich mich um Schilder kümmern würde.
Selbst Verkehrsschilder sehe ich nur als unverbindlichen Vorschlag an und Ampeln
sind für mich reine Straßendekoration. Sie kennen doch mein Motto, getreu nach Noah:
Nach mir die Sintflut.«
    Ich hob
die Hand zum Abschied. Hier war jedes Wort zu viel.
    »Ach, übrigens«,
legte Metzger nach, »Ihr Freund, der Student, ist auch gerade im Dom.«
    Zur Salzsäule
erstarrt stand ich da. Dietmar Becker. Seit mindestens einer Woche war er mir nicht
mehr über den Weg gelaufen. Fast hätte ich ihn vergessen. Dieser Student der Archäologie
mit seinem knabenhaften Gesicht, der Verbrechen geradezu magisch anzog und mir seit
einem Jahr ständig bei meinen Ermittlungen über die Füße lief. Um seinen Unterhalt
zu verdienen, arbeitete er als freiberuflicher Journalist für diverse Zeitungen.
Sein Traum war allerdings, Schriftsteller zu werden. Dies hat er bereits sechs Mal
verwirklicht und eine Krimireihe rund um einen skurrilen und etwas behämmert wirkenden
Kommissar geschrieben. Alles wurde total unrealistisch beschrieben, doch den Lesern
fiel das anscheinend nicht auf. Immer, wenn Becker in meinem Leben auftauchte, war
ich mir sicher, dass er einem oder mehreren Verbrechen auf der Spur war. Durch seine
unkonventionelle Art und Weise konnte er sich unter dem Mantel des Journalismus
Vorteile bei der Recherche verschaffen. Wie auch immer, die richtigen Mordfälle
wurden ausschließlich durch unsere Dienststelle in Schifferstadt gelöst. Nur mein
Vorgesetzter KPD sprach nicht im Plural, wenn er von seiner Aufklärungsstatistik
berichtete.
    Dass Becker
hier war, irritierte mich. Seit Kurzem hatte er zwar einen direkten Draht zu KPD,
der immer etwas, na, sagen wir, medienaffin war, die Sache im Dom dürfte er aber
normalerweise noch nicht mitbekommen haben.
    »Becker
ist nicht mein Freund«, konterte ich. »Was wollte er von Ihnen? Hat er Sie mit einer
Knöcheloperation to go beauftragt?«
    »Die OP-Geschäfte
laufen im Moment nicht so gut. Vorhin hat mir jemand gesagt, im ›Pilger‹ und in
der Speyerer Zeitung würde man vor Scharlatanen im Dom-Umfeld warnen. Eine typische
Zeitungsente, sag ich Ihnen. Ich stehe hier jeden Tag, aber Scharlatane habe ich
bisher keine gesehen.«
    Er zeigte
zum Domportal. »Da drinnen ist Ihr Freund vor einer Weile verschwunden, vielleicht
ist er auch schon wieder rausgekommen. Mit einem Fotoapparat hat er sich bewaffnet.
Soll wohl eine Tarnung als Tourist sein.«
    Ich verdrängte
Becker und verabschiedete mich. Vielleicht gelang es mir sogar, Metzger zu verdrängen.
    Wenige Schritte
später stand ich vor dem alten Gebäude mit dem Hinweis, dass sich in seinem Inneren
das Bischöfliche Ordinariat befand. Ich versuchte, mir den Namen mit mehreren Eselsbrücken
zu merken und ging hinein. Der Dame am Empfang meldete ich mein Begehr. Sie nickte
höflich und sprach in eines ihrer Telefone.
    »Toll, dass
Sie schon Telefon haben«, sagte ich in einem hoffentlich ironischen Ton, als sie
aufgelegt hatte.
    Die Frau
war auf Zack und konterte: »Das haben wir nur leihweise. Unsere normalen Telefone
haben Morsetasten, das geht bei der Kirche alles über Kurzwelle.«
    Wir lachten,
und Sekunden später kam ein Mann mit riesigem Bauchumfang und einem Resthaaransatz
wie bei meinem Kollegen Gerhard. In anderer Kleidung könnte ich ihn mir durchaus
als Mönch vorstellen.
    »Kommen
Sie bitte mit, Herr Palzki, Sie werden erwartet.«
    Zusammen
nahmen wir eine knarzende Holztreppe ins Obergeschoss. Oben angekommen öffnete er
die erste Tür auf der linken Seite.
    »Normalerweise
finden hier ausschließlich Besprechungen mit Beteiligung des Bischofs statt. Aber
für Sie wurde eine Ausnahme gemacht.« Er lächelte listig.
    Was hatte
dies nun wieder zu bedeuten? Musste ich jetzt mein Malheur mit dem Deckenpfeiler
beichten? Ich schaute mich um. Der Raum war futuristisch eingerichtet, fast wie
die Kommandozentrale in einem James-Bond-Film. Da schien sich bei der Kirche in
letzter Zeit wohl einiges getan zu haben. Statt

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