Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
wir Herrn Dr.
Alt in etwa zehn Minuten im Ordinariat abholen. Ich würde dann mit ihm und Ihnen
zum Haus in der Engelsgasse gehen.«
»Ist es
wegen meiner Planen?« Fratelli langte sich mit einer übertriebenen Geste an den
Kopf. »Die stören doch keinen Menschen, außerdem lasse ich sie demnächst abholen.«
Ich schüttelte
den Kopf. »So einfach ist die Sache nicht. Ich kann Sie aber beruhigen, es geht
nicht um Ihre Planen. Es hat wahrscheinlich überhaupt nichts mit dem Peregrinus-Verlag
zu tun. Sie können also gerne hierbleiben.«
»Im Leben
nicht«, tönte er. »Ich will sehen, was Sie herausgefunden haben.«
Nönn meldete
sich zu Wort. »Wenn es nicht zwingend ist, würde ich gerne im Verlag bleiben, Herr
Palzki. Ich bin gerade an einer diffizilen Stelle in meiner Reihe über die Domrestaurierung.
Ich habe erste Hinweise gefunden, warum man vor 50 Jahren die Tieferlegung des Fußbodens
im Mittelschiff veranlasst hat. Darüber gibt es bisher nur sehr wenige zuverlässige
Quellen.«
Zusammen
mit Wolf und Fratelli ging ich zum Bischöflichen Ordinariat. Den Weg kannte ich
inzwischen auswendig, auch die Gefahren, die uns unterwegs auflauerten, waren mir
bewusst.
»Hallo,
Herr Palzki!«, schrie Metzgers Stimme über den Domplatz. »Gefällt es Ihnen in Speyer
so gut, dass Sie jeden Tag hier sind? Ich dachte, echte Schifferstadter sind immer
etwas neidisch auf die Speyerer. Ihre Heimatstadt hat halt nicht so viel zu bieten.
Eine Leichenhalle aus den Siebzigern und dann noch, äh, ja, also mehr fällt mir
da auf die Schnelle nicht ein.«
Metzger
führte sein typisches Frankensteinlachen auf.
»Vorhin
war so ein komischer Typ da. Der hat gemeint, dass er demnächst den Dom mit Folien
zuhängt. Ja, hab ich gesagt, soll er machen und das Finanzamt gleich dazu. Wenn’s
geht aber luftdicht.«
Er zeigte
grobmotorisch auf den Dom. »Als erster Werbekunde habe ich einen Superpreis bekommen.
Direkt auf der Domvorderseite habe ich über dem Eingang 400 Quadratmeter Werbefläche
gebucht. Da kann ich einen Monat lang meine Angebote platzieren. Gegen einen kleinen
Aufpreis kann ich darauf sogar per Beamer Videos zeigen. Vielleicht zeige ich da
mal eine Live-Übertragung einer OP.«
Während
Metzger ins Schwärmen geriet, lief ich einfach weiter. Wolf und Fratelli folgten
mir auf dem Fuß.
»Da muss
ich nachher gleich mit Christo telefonieren«, meinte Fratelli. »Werbung auf dem
verhüllten Dom, das geht überhaupt nicht. Das kann er mit der Zugspitze machen,
die will er nämlich danach verhüllen.«
Dr. Alt
wartete bereits in der Eingangshalle auf uns.
»Ich bin
äußerst gespannt, was Sie uns zu zeigen haben, Herr Palzki.«
Gemeinsam
gingen wir die paar Meter zum ehemaligen Altersheim. Ich ließ Wolf aufschließen
und forderte meine Begleiter auf, über die Lichtschranke zu steigen. Mit einer schnellen
Bewegung öffnete ich die Tür zum Büro. Es war, wie ich es vermutet hatte. Browinkel
schlief zurückgelehnt in seinem Bürostuhl. Zwischen Kopf und Wand hatte er ein Kissen
eingeklemmt.
»Mahlzeit!«,
schrie ich, und der Schläfer erwachte mit einem Ruck. Entsetzt starrte er uns an.
Nach zunächst hilflosem Herumgestottere fing er sich wieder.
»Guten Tag,
Herr Dr. Alt. Was machen Sie hier?« Er schaute von einem zum anderen.
»Sagen Sie
mal lieber, was Sie hier machen.«
»Mittagspause«,
antwortete Browinkel. »Ich bleibe in den Pausen immer im Büro.«
»Das dürfen
Sie selbstverständlich machen, wie Sie wollen«, bestätigte ihm der Generalvikar.
»Lassen Sie sich in Ihrer wohlverdienten Pause nicht stören. Herr Palzki will uns
nur etwas zeigen.«
»Ja, das
will ich. Herr Browinkel, wo ist eigentlich Ihr Kollege Wolfinger?«
Browinkels
Hände begannen zu zittern. Auch seine Stimme zitterte.
»Im Außendienst,
irgendwo in einer Pfarrei. Ich weiß gar nicht so genau, wo er im Moment ist. Kann
ich ihm was ausrichten?«
»Das ist
nicht nötig«, sagte ich ruhig. »Wir haben ihn bereits gefunden.«
Browinkel,
der während der Begrüßung aufgestanden war, ließ sich in seinen Stuhl fallen.
»Sie wissen,
wo wir ihn gefunden haben? Auf Mallorca. Dort wohnt er seit drei Monaten ununterbrochen
in seiner Finca.«
Dr. Alt
wirkte für einen kurzen Moment überfordert. Fratelli und Wolf starrten Löcher in
die Luft.
Browinkel
blieb stumm. Gut, dann konnte ich zum nächsten Punkt kommen.
»Mein Kollege
hat auch nach Adamzinski recherchiert.«
Browinkel
wirkte wie ein Häufchen Elend.
Ich blickte
zu Dr.
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