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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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herum. Wandhohe Spiegel im
Hintergrund ließen das Foyer noch mächtiger erscheinen. Es dauerte zwar noch mehr
als zwei Stunden bis zum Beginn der Veranstaltung, aber niemand interessierte sich
für mich. Weder am Eingang zum Foyer noch am Eingang des Spiegelsaals wurde ich
kontrolliert. Wahrscheinlich hätte ich auch eine Kanone mit reinschleppen können,
und niemand hätte sich daran gestört.
    Im Spiegelsaal
angekommen, blieb ich erst einmal stehen. Der Name des Saals war Programm. Der Märchenkönig
Ludwig II. hätte diesen Raum nicht ansprechender gestalten können. Vielleicht war
der Raum sogar nach alten Plänen des Königs erbaut worden.
    Rund ein
Dutzend Personen waren gerade dabei, Stühle herumzuschieben. Von hinten kam Fratelli
anmarschiert.
    »Hallo,
Herr Palzki. So sieht man sich wieder.« Er sah erholt aus. »Ab morgen habe ich Urlaub.«
    »Was wird
mit den Stühlen gemacht?«
    »Im Vergleich
zum Planarchiv wird hier gearbeitet. Wir haben uns kurzfristig für eine Reihenbestuhlung
entschieden. Dann passen knapp 300 Personen in den Saal. Ganz so viele werden es
zwar nicht, aber es ist einfach gemütlicher.«
    »Wissen
Sie, wer alles zum Personal des Congressforums gehört und wer zur Polizei?«
    Fratelli
zuckte mit den Schultern. »Mir hat sich niemand vorgestellt. Glauben Sie wirklich,
dass heute Abend etwas passiert? Bei so vielen Leuten?«
    »Wir wissen
es nicht, das ist das Problem. Auch ein Sprengstoffspürhund wird heute Abend im
Einsatz sein.«
    »Ach, deswegen«,
fiel mir der Verlagsgeschäftsführer ins Wort. »Da ist vorhin ein Mann mit einem
Riesenvieh rumgelaufen. Zuerst dachte ich, es sei ein Blindenhund.«
    Wenigstens
in den Grundzügen schien die Operation zu funktionieren. Ich musste schauen, dass
ich Gerhard oder Jutta fand, damit die Eingänge endlich kontrolliert wurden.
    »Guten Abend,
Herr Palzki!«
    Ich drehte
mich um und stand Robert Nönn und Dietmar Becker gegenüber.
    Nönn zeigte
in eine Raumecke zu einer Säule. »Dort könnte sich ein Attentäter gut verstecken.«
    »Aber, Herr
Nönn, hier wimmelt es von Polizeibeamten. Niemals kann sich hinter der Säule jemand
verstecken.«
    »Ich meine
ja nicht Sie, Herr Palzki. Herr Becker und ich suchen gerade Möglichkeiten für Anschläge,
die er in seinem Roman beschreiben will.«
    Becker war
die Szene sichtlich peinlich.
    »Herr Nönn,
ich mache am besten ganz viele Fotos. Dann können wir uns nächste Woche einen geeigneten
Ort aussuchen. Bis dahin habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wo Sie der Attentäter
am besten erwischt.«
    Ich unterbrach
den Dialog. »Ist das nicht ein wenig makaber, was Sie beide da anstellen?«
    »Keine Spur«,
antwortete Nönn. »Ihre Kollegen Gerhard Steinbeißer und Jutta Wagner haben mich
bereits eingewiesen. Hier wimmelt es von Polizeibeamten. Keine Maus kommt ungesehen
in den Saal.«
    Ich dachte
mir meinen Teil und ließ die beiden mit Fratelli zurück.
    Möglichst
auffällig flanierte ich durch das Foyer. Ich bückte mich sogar unter einen der Stehtische
und tat so, als würde ich einen passenden Ort für eine Bombe suchen.
    Plötzlich
spürte ich an meinem Rücken einen spitzen Gegenstand.
    »Hände hoch
und zehn Kniebeugen machen«, befahl eine Stimme, die ich sofort erkannte.
    »Mensch,
Gerhard, musst du mich so erschrecken? Wo steckt ihr denn die ganze Zeit? Ich hätte
eine ganze Kompanie einschleusen können, ohne dass jemand etwas bemerkt hätte.«
    Gerhard
grinste. »Das glaubst du wohl selbst nicht, du Möchtegernbombenleger. Selbstverständlich
wurdest du beobachtet, als du dich unter den Tisch gebückt hast. Uns entgeht nichts.«
    »Und warum
hat mich niemand kontrolliert, als ich ankam?«
    »Weil Jutta
dich über den Platz stolpern gesehen und das Kontrollpersonal entsprechend instruiert
hat.«
    Er zwinkerte
mir zu. »Dass du draußen auf den Stufen ohne Grund gestolpert und fast auf die Schnauze
gefallen bist, wurde auf Video aufgezeichnet. Da werden wir nächste Woche auf der
Dienststelle gemeinsam drüber lachen.«
    Ich erinnerte
mich an den blöden Ausrutscher, den ich am liebsten nie erwähnt wüsste. »Denk an
den Datenschutz, Gerhard.«
    Mein Kollege
hatte dafür nur einen gehässigen Kommentar übrig: »Ich wusste gar nicht, dass du
das Wort Datenschutz überhaupt kennst.«
    Von der
anderen Seite kam Jutta zu uns.
    »Hallo,
Reiner, deinen Ausrutscher draußen auf den Stufen habe ich gleich ins Intranet unserer
Dienststelle geladen. Wir haben uns schief gelacht.«
    »Könnt

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