Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
verpacken, und die Herkunft der Gerüchte nicht nachvollziehbar
ist …«
Verschwörerisch
lächelten wir um die Wette.
»Die Idee
behalten wir uns für nach Ostern mal im Hinterkopf«, beschloss Jutta für uns alle
gemeinsam.
»Können
wir uns in dem Zusammenhang auch unseres Hilfspolizisten Dietmar Becker entledigen?
Ich denke, die Metropolregion hat genug von seinen seltsamen Krimis. Irgendwann
schreiben wir einen eigenen, aber absolut authentischen Thriller. Wie wär’s mit
›Kommissar Palzki und die tödlichen Gefahren der Vorderpfalz‹.«
»Moooment
mal!«, intervenierte Jutta. »So weit sind wir noch nicht. Und warum soll gerade
dein Name im Vordergrund stehen?«
Wir diskutierten
noch ein Weilchen, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen. Bevor ich mich verabschiedete,
hörte ich mir mit halbem Ohr die Einsatzpläne für den Abend an. Jutta hatte ein
erhebliches ziviles Polizeiaufgebot organisiert. Ob das nicht ein bisschen zu viel
des Guten war?
17
Viel Freizeit
Die Fahrt nach Speyer verlief ohne
Komplikationen. Ich erwähnte bereits, dass das mein Glückstag war? Dies sollte allerdings
nicht so bleiben.
Nönn, Wolf
und Mönch fand ich zusammen mit Fratelli im Sozialraum sitzend. Sie sahen wenig
begeistert aus. Mathias Huber saß im Hintergrund und las vertieft in einer Zeitschrift.
»Guten Tag,
meine Herren. Hallo, Frau Mönch«, begrüßte ich die Runde. »Warum diese Weltuntergangsstimmung?«
Fratelli
deutete auf den Tisch. Dort standen Tassen und Kekse.
»Wollen
Sie auch eine Tasse grünen Tee?« Nina Mönch sprach das Wort Tee fast verächtlich
aus.
»Zum Glück
habe ich rechtzeitig drangedacht und unterwegs in einem Café meinen Koffeinspiegel
aufgefüllt«, meinte der Verlagsgeschäftsführer.
Ich verstand
immer noch nicht. »Was hat das mit dem Tee auf sich?«
Alle sahen
mich an, als hätten sie einen Deppen vor sich stehen.
»Verstehen
Sie nicht, Herr Palzki? Es ist Gründonnerstag. Und da gibt es für alle Verlagsmitarbeiter
nur grünen Tee zu trinken. Kaffee wird heute nicht geduldet.«
»Probieren
Sie auch die tollen Kekse«, ergänzte Mönch nicht weniger verächtlich.
So etwas
ließ ich mir niemals mehrfach sagen. Ich griff mir gleich zwei der gefüllten Doppelkekse
und stopfte sie mir auf Ex in den Mund. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.
Es würde gegen die guten Sitten und den Anstand verstoßen, die Sauerei zu beschreiben,
die aufgrund der Mundflucht der Kekse entstand. Sogar Huber funkelte im Hintergrund
mit seinen dunklen Augen.
»Vergiftet?«,
fragte ich hustend und spuckend, während mir Nönn eine volle Rolle Papiertücher
reichte.
»So ungefähr«,
antwortete Fratelli. »Zum grünen Tee gibt es einmal im Jahr grüne Kekse mit Rosenkohlfüllung.«
Er hob eine Tüte hoch. »Elite-Qualität, mindestens vier Monate lang schock- und
dauergefrostet.«
Zweimal
in meinem Leben, zumindest seit ich mich erinnern kann, hatte ich Rosenkohl in meinem
Mund gehabt. Beide Mal mit identischem Ergebnis. Doch dieses Mal war ich erwachsen
und musste die Sauerei selbst wieder beseitigen. Frau Mönch öffnete das Fenster.
»Kein Problem, Herr Palzki. Uns ging es beim ersten Versuch genauso, allerdings
hat es noch niemand gewagt, einen Keks komplett auf einmal in den Mund zu stecken.
Wir haben bereits Eingaben nach Rom geschickt und Petitionen an den Bundestag geschrieben:
erfolglos. Rosenkohl wird vorläufig nicht auf die Liste verbotener Substanzen gesetzt.«
»Warum machen
Sie das?«, fragte ich den Geschäftsführer und war auf die Begründung mehr als gespannt.
Dieser zuckte
mit den Schultern. »Das gab’s schon vor unserer Zeit und ist eine lange Verlagstradition.
Bei den Kollegen in Norddeutschland soll es am Gründonnerstag übrigens ausschließlich
Grünkohl geben. Das finde ich sogar noch eine Stufe heftiger.«
Auch dieses
Abenteuer war irgendwann überstanden. Es roch zwar etwas säuerlich, aber ein bisschen
frische Luft durch das offene Fenster hat noch niemandem geschadet. Es wurde Zeit,
den ersten Höhepunkt des Tages einzuleiten.
»Herr Wolf,
wären Sie bitte so freundlich, den Generalvikar anzurufen? Ich hätte da etwas für
ihn.«
Vorhin hatten
mich alle wie einen Deppen angeschaut, jetzt blitzte eher spontane Verwunderung
durch.
»Haben Sie
den Täter geschnappt?«, rief Fratelli.
»Wahrscheinlich
nicht, aber ich habe eine andere besondere Entdeckung gemacht. Sie können gespannt
sein.« Ich wandte mich an den Kanzleidirektor. »Vielleicht können
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