Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
2.000
Jahren noch nicht, Herr Palzki. Bisher konnte mir niemand den Beweis erbringen,
dass ihm der Dom gehört.«
    »Kann man
das nicht im Grundbuch nachlesen?«
    »Wenn das
so einfach wäre. Es gibt da sehr widersprüchliche Aussagen. Außerdem gibt es noch
Urkunden von Napoleon.«
    Ich schüttelte
den Kopf. »Jetzt werden Sie bestimmt behaupten, der Dom gehört Napoleons Erben.
Ich lache mich schief.«
    »So weit
von der Wahrheit liegen Sie gar nicht entfernt. Es gibt von Napoleon zwei Urkunden.
Eine ist bekannt, aber von der zweiten, der wichtigeren, existieren nur Sekundärquellen.
Wenn diese Urkunde irgendwann mal auftauchen sollte, wird es für Speyer alles andere
als spaßig.«
    Ich schaute
ihn fragend an, und er fuhr fort.
    »Damals
ist der Dom in das Eigentum der Franzosen übergegangen. Das wurde nie rückgängig
gemacht. Somit dürfte die Urkunde auch heute noch Bestand haben, wenn sie jemand
findet.«
    »Das ist
doch alles hanebüchener Quatsch. Was sollen die Franzosen mit einem Dom, der in
Speyer steht?«
    Metzger
sah mich scheel an. »Verkaufen? Vielleicht sogar an die Japaner? Die bringen es
fertig und reißen den Dom ab und bauen ihn in Japan wieder originalgetreu auf. Inklusive
der Kaisergräber.«
    Jetzt konnte
ich nicht anders, als laut herauszulachen. Den Notarzt störte das in keinster Weise.
    »Die Japaner
haben auch einen Plan B«, sagte Metzger und trat näher an mich heran. Er flüsterte:
»Falls die Urkunde nicht gefunden wird, planen die Japaner, den Dom im Maßstab 3:1
nachzubauen.«
    »Na und?
Sollen sie doch. In Las Vegas gibt es einen Nachbau des Eiffelturms.«
    »Hören Sie
überhaupt richtig zu, Herr Palzki? Ich sagte, im Maßstab 3:1 und nicht 1:3. Der
Dom in Japan soll dreimal größer werden als das Original.«
    Das wurde
immer abstruser. Metzger war aber noch nicht fertig.
    »Seit Tagen
beobachte ich ganze Heerscharen von Japanern, die jeden einzelnen Stein im Dom fotografieren.
Ich bin mir sicher, Heidelberg und Neuschwanstein sind nur Ablenkungsmanöver der
Japaner. Die sind ganz allein am Speyerer Dom interessiert. Das Perfide daran ist,
dass sie sich als Touristen tarnen, um ungestört spionieren zu können.«
    In den letzten
Tagen hatte ich viel erlebt, ohne Zweifel. Das, was ich gerade hörte, setzte dem
Ganzen die Krone auf. Ostentativ blickte ich auf meine Uhr, simulierte ein Erschrecken
und verabschiedete mich in Richtung Peregrinus.
    Mathias
Huber rannte mich fast um, als er zeitgleich mit meinem Betreten hastig den Verlag
verlassen wollte. Statt einer Entschuldigung murmelte er lediglich ›Alles wird gut‹
und verschwand. Nina Mönch goss gerade die Ungeheuerpflanze.
    »Ich hätte
vermutet, dass das Ding Blut benötigt statt Wasser.«
    Sie drehte
sich zu mir um und lächelte. »Das Ding ist ein Bogenhanf oder wie man auch sagen
kann: Schwiegermutterzunge. Wir haben leider kein frisches Blut mehr auf Lager.
Hätten Sie Lust, ein paar Liter zu spenden?«
    »Polizistenblut
ist dafür überqualifiziert«, entgegnete ich und fand den Namen Schwiegermutterzunge
mehr als passend. »Wo sind die Herren Fratelli und Nönn?«
    »Ach, das
wissen Sie nicht? Ich habe Ihnen doch den aktualisierten Projektplan gefaxt. Die
zwei sind bereits vor einer halben Stunde gemeinsam nach Frankenthal gefahren. Es
würde ein paar Änderungen wegen der Bestuhlung geben, da sich mehrere Nachzügler
angemeldet haben.«
    Das konnte
heiter werden, dachte ich mir. Im Congressforum würden die beiden heute die am besten
bewachten Personen der ganzen Pfalz sein, aber während der Anreise fuhren sie alleine
und unbewacht.
    Ich verabschiedete
mich mit Ziel Frankenthal. Über die baustellenverwöhnte B 9 fuhr ich in den Frankenthaler
Süden. Das Congressforum lag fast zentral in der Stadtmitte. Neben mehreren Kongressräumen
und einem Restaurant gab es dort den großen Saal und den etwas kleineren Spiegelsaal.
Im großen Saal war ich mit Stefanie bereits öfter bei verschiedenen Veranstaltungen
gewesen. Über 1.000 Besucher passten in diesen mit Rundbogen atmosphärisch ausdrucksstark
gestalteten Raum.
    Ich parkte
auf dem Jahnplatz und lief die paar Schritte über den Stephan-Cosacchi-Platz. Hier
hatte das Congressforum seine Schokoladenseite. In einem leichten Bogen begrenzte
ein Säulenarrangement den Platz. Fast auf voller Gebäudebreite führten vier Stufen
zu den Sälen. Ich folgte der Beschilderung ›Kleiner Saal‹. Im großzügig gestalteten
Foyer standen Stehtische, und überall wuselte Personal

Weitere Kostenlose Bücher