Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
und
in Hockenheim rausgekommen?«
Jutta wirkte
resigniert. »Nichts, Reiner, überhaupt nichts. Wir haben Spuren ohne Ende gefunden,
aber keine, die sich bis jetzt direkt mit der Tat verbinden ließen. Und die Kollegen
in Hockenheim sind ebenfalls ratlos.«
»Das gibt’s
doch nicht. Im Speicher muss was zu finden sein.«
»Natürlich«,
bestätigte Jutta. »Von dir, den beiden Polizeibeamten aus Speyer, dem Hausmeister,
der regelmäßig nach dem Rechten schaut, und unbekannte Schuhspuren. Aber keine Fingerabdrücke
am Fenster oder sonst wo.«
Ich wollte
etwas sagen, aber sie unterbrach mich. Ȇbrigens, etwa zwei Drittel der Spuren hast
du mit deinen Quadratlatschen verwischt.«
Ich zuckte
mit den Schultern. »Bleibt ja immerhin ein Drittel übrig. Es musste schnell gehen,
da konnte ich vorher schlecht die Spusi rufen. Wie viele Personen haben Zugang zu
den Gebäuden?«
»Vergiss
es«, meinte Gerhard. »Jeder, der irgendetwas im Ordinariat zu tun hat, könnte unbemerkt
den Schlüssel neben dem Eingang zum Empfangsraum ausleihen und eine Kopie anfertigen.
Einige weitere Bistumsorganisationen haben ebenfalls Schlüssel. Da kannst du genauso
gut alle Speyerer Bürger unter Generalverdacht stellen.«
»Jeder hat
seine Leichen im Keller, auch die Speyerer. Gerade wir als Polizeibeamte wissen
das nur zu gut.«
»Was uns
aber im konkreten Fall nicht weiterhilft«, konterte Gerhard.
»Lass mal
gut sein, den Kerl erwische ich bald.«
Jutta schaute
mich fragend an. »Bist du sicher, dass der Täter männlich ist?«
»Nein, natürlich
nicht, das war nur so dahingesagt. Aber ich habe das unbestimmte Gefühl, dass er
sich in die Enge gedrängt fühlt. Und das gilt es auszunutzen. Gibt es neue Informationen
aus Otterberg?«
»Wegen des
morgigen Feiertags liegen die Ergebnisse voraussichtlich erst am Samstag vor. Im
Moment konzentrieren sich die Kollegen auf die Zusammensetzung des Sprengstoffs.
Den Cordhosenträger hat man in die Psychiatrie gesteckt.«
Ich fluchte
leise vor mich hin. Nirgendwo gab es einen greifbaren Hinweis.
»Was habt
ihr bezüglich Frankenthal geplant?«
Jutta trank
ihren Sekundentod leer. »Das Übliche, wir arbeiten teilweise verdeckt. Nönn und
Fratelli werden ohne Unterbrechung bewacht. Etwa ein Viertel des Personals des Congressforums
wird heute Abend Zivilbeamte sein.«
»Und wie
erkenne ich diese, wenn es hart auf hart kommt?«
»Du willst
doch nicht etwa nach Frankenthal?« Jutta klang wenig begeistert. »Weiß Stefanie
davon?«
Vorwurfsvoll
antwortete ich: »Meinst du, ich mache etwas, ohne vorher meiner Frau Bescheid zu
geben?«
Ja, gut,
es klang nicht sehr glaubwürdig. Was Besseres fiel mir aber nicht ein.
Jürgen überreichte
mir ein paar Blätter.
»Die Recherche
über Manfred Wolfnauer war sehr einfach, er ist der Vorsitzende des Dombauvereins.
Die andere Sache war wesentlich komplexer.«
Ich bedankte
mich und studierte die Akten. Die Recherche Wolfnauer hatte sich erledigt, die andere
barg Sprengstoff.
»Das ist
ja unglaublich«, kommentierte ich.
»Glaubst
du, dass es mit unseren Ermittlungen zu tun hat?«, fragte meine Kollegin.
Ich schüttelte
den Kopf. »Denke ich nicht. Aber Auflösen will ich das schon, auch wenn es uns nur
ein paar Punkte in der B-Note beim Bistum einbringt.«
»Haben wir
immer noch Probleme in Speyer?«
Schon wieder
wurden wir in dieser Woche von KPD kalt erwischt. Hinter unserem Vorgesetzten kam,
wie sollte es anders sein, Dietmar Becker zum Vorschein. Sein häufiges Auftreten
war mir ein weiteres wichtiges Indiz, dass die Ermittlungen ihrem Höhepunkt zustrebten.
Ich begann
sogleich mit meiner Ablenkungstaktik. »Ist Ihre Klimaanlage funktionstüchtig, Herr
Diefenbach? Gerade vor ein paar Minuten habe ich zu meinen Kollegen gesagt, dass
es heute so angenehm ruhig ist im Büro.«
KPD machte
keine allzu freundliche Miene. »Die Techniker kriegen das mit der Steuerung nicht
hin und faseln irgendetwas von einer Funkkanalüberschneidung im Cosinusbereich.
Jedes Mal, wenn ich über die Fernbedienung die Temperaturregelung der Anlage justiere,
wird unten in der Zentrale Katastrophenalarm ausgelöst. Zweimal ist bereits die
Feuerwehr ausgerückt und stand plötzlich vor unserer Dienststelle.«
»Das ist
ja entsetzlich«, schleimte ich. »Wenn wir irgendetwas für Sie tun können?«
Hoffentlich
kommt er jetzt nicht auf die Idee mit den Palmenwedeln, dachte ich mir.
Die Ablenkung
war wenig dauerhaft. KPD wollte es heute genau wissen.
»Unser
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