Pilot Pirx
Eigenschaften auch wirklich zu zeigen.«
»Ich verstehe nicht.«
»Oh, Sie verstehen ganz gut. Ich mimte eine Marionette, physisch durch eine gewisse Steifheit, psychisch durch passiven Gehorsam ..., aber sobald sie sich an ihren Entdeckungen zu weiden begannen, spielte ich plötzlich nicht mehr mit. Ich glaube, sie hielten mich für eine Art teuflisches Wesen.«
»Sind Sie da nicht voreingenommen? Das sind doch nur Vermutungen! Immerhin handelte es sich um Dozentinnen, die eine entsprechende Ausbildung genossen haben müssen.«
»Der Mensch ist ein großartig astigmatisches Geschöpf«, sagte Burns phlegmatisch. »Das ist unvermeidlich, wenn man so entstanden ist, wie ihr es seid. Das Bewußtsein ist ein Teil der Prozesse im Gehirn, der insoweit davon losgelöst ist, als er im subjektiven Empfinden eine Einheit darstellt. Aber diese Einheit ist eine Vorspiegelung der Introspektion. Die anderen Prozesse, die das Bewußtsein davontragen wie der Ozean den Eisberg, werden nicht direkt empfunden – sie machen sich mitunter aber so stark bemerkbar, daß das Bewußtsein sie zu suchen beginnt. Aus dieser Suche heraus entstand der Begriff des Teufels, als eine Art Projektion auf die Außenwelt, eine Projektion dessen, was sich – obwohl es im Menschen, in seinem Hirn, existiert und in ihm wirkt – weder wie der Gedanke noch wie die Hand lokalisieren läßt.«
»Er grinste noch breiter.
»Ich halte Ihnen hier einen Vortrag über die kybernetischen Grundlagen der Persönlichkeitstheorie, die Sie sicherlich kennen. Eine logische Maschine unterscheidet sich vom Gehirn dadurch, daß sie nicht mehrere einander ausschließende Programme auf einmal haben kann. Das Gehirn kann sie haben, hat sie immer, deshalb ist es auch ein Schlachtfeld bei Heiligen oder ein Tummelplatz von Widersprüchen bei gewöhnlichen Sterblichen ... Das Neuronennetz der Frau ist anders als das des Mannes. Das betrifft nicht die Intelligenz. Im übrigen ist der Unterschied nur statistischer Natur. Frauen ertragen eine Koexistenz von Widersprüchen besser – im allgemeinen. Nebenbei gesagt schaffen aus diesem Grund hauptsächlich Männer die Wissenschaft, weil sie von der Suche nach einer einzigen, also nicht widersprüchlichen Ordnung geprägt ist.«
»Mag sein«, entgegnete Pirx. »Deshalb sind Sie also der Ansicht, daß diese Frauen einen Teufel in Ihnen sahen?«
»Das ist zuviel gesagt«, erwiderte der andere und legte die Hand auf sein Knie. »Ich war für sie höchst abstoßend – und deshalb zog ich sie an. Ich war die Wirklichkeit gewordene Unmöglichkeit, etwas Verbotenes, etwas, was im Gegensatz zur Welt als begreifbare natürliche Ordnung existierte, und ihre Angst war nicht nur der Wille zur Flucht, sondern auch zur Selbstaufgabe. Wenn auch keine von ihnen sich das so deutlich vergegenwärtigte, wie ich es jetzt formuliere: Ich war in ihren Augen der Ausbruch aus dem Gehorsam gegenüber den biologischen Geboten, die Gestalt gewordene Revolte gegen die Natur, ein Wesen, mit dem das biologisch rationelle, also eigennützige Band zwischen Gefühlen und der Funktion der Arterhaltung zerrissen worden war.«
Er warf Pirx einen schnellen Blick zu.
»Sie denken, das sei die Philosophie eines Kapauns? Nein, denn ich wurde nicht als Krüppel konstruiert. Ich bin folglich kein schlechteres, sondern nur ein anderes Wesen als ihr, dessen Liebe jedenfalls ebenso uneigennützig, ebenso überflüssig ist oder sein kann wie der Tod und das dadurch aus einem wertvollen Werkzeug zu einem Wert an sich wird. Natürlich zu einem Wert mit negativem Vorzeichen – wie der Teufel. Und warum ist das so? Mich haben Männer geschaffen, und es fiel ihnen leichter, einen potentiellen Rivalen zu bauen als ein potentielles Objekt ihrer Leidenschaften. Aber was meinen Sie? Habe ich recht?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Pirx. Er sah Burns nicht an – er konnte es nicht. »Ich weiß es nicht. Das Projekt wurde von verschiedenen Bedingungen diktiert, vor allem wohl von ökonomischen.«
»Ganz gewiß«, stimmte Burns zu. »Aber die, von denen ich sprach, haben auch ihren Anteil daran. Nur daß alles ein einziger großer Reinfall ist, Commander. Ich sagte schon, was die Menschen mir gegenüber empfinden, aber sie schaffen nur noch einen Mythos mehr, den Mythos vom Nichtlinearen, weil ich weder ein Teufel bin, das dürfte doch klar sein, noch ein potentieller erotischer Rivale, was vielleicht schon weniger klar ist. Ich sehe wie ein Mann aus und rede wie ein Mann, und
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