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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Konsequenzen verantwortlich.«
    »Die Atombombe?«
    »Oh, das ist nur ein Beispiel von Tausenden. In eurer Auffassung von Gut und Böse seid ihr vielleicht am allerlächerlichsten.«
    »Warum?«
    »Einem Mann und einer Frau, von denen man weiß, daß sie unterentwickelte Nachkommen zeugen werden, ist es erlaubt, Kinder in die Welt zu setzen. Das gestattet eure Moral.«
    »Aber Burns, so etwas steht doch niemals ganz fest, sondern ist allenfalls sehr wahrscheinlich!«
    »Aber die Moral ist deterministisch wie die Buchführung und nicht statistisch wie der Kosmos. Wir könnten bis in alle Ewigkeit so weiterdiskutieren, Commander. Was möchten Sie noch wissen – über mich?«
    »Sie lagen in verschiedenen Experimentalsituationen mit Menschen im Wettstreit. Waren Sie immer der Überlegene?«
    »Nein, aber je mehr Algorithmisierung, Mathematik und Genauigkeit die Lösung der Aufgabe verlangt, desto besser bin ich. Meine Schwäche ist die Intuition. Da rächt sich, daß ich von Rechenmaschinen abstamme ...«
    »Wie äußert sich das in der Praxis?«
    »Sobald sich eine Situation übermäßig kompliziert, sobald die Zahl der neuen Faktoren zu groß wird, verheddere ich mich. Soviel ich weiß, versucht der Mensch dann, sich auf sein Gefühl, das heißt auf eine Näherungslösung zu verlassen, und es gelingt ihm auch manchmal. Aber ich bin nicht dazu imstande. Ich muß alles ganz genau, ganz bewußt in Erwägung ziehen, und wenn das nicht geht, bin ich der Verlierer.«
    »Was Sie da sagen, ist sehr wichtig für mich, Burns. Nehmen wir also mal an, in einer Katastrophensituation, bei einer Havarie ...«
    »So einfach ist das auch wieder nicht, Commander, weil ich keinerlei Angst empfinde, jedenfalls nicht so wie der Mensch, und weil ich, obwohl mir die Gefahr einer Vernichtung natürlich auch nicht einerlei ist, keinesfalls den Kopf verliere, wie man so schön sagt. Und das so erlangte Gleichgewicht kann dann meine Intuitionsschwäche kompensieren.«
    »Versuchen Sie bis zuletzt, einer Situation Herr zu werden?«
    »Ja, sogar dann noch, wenn ich sehe, daß ich verspielt habe.«
    »Weshalb? Ist das nicht irrational?«
    »Es ist nur logisch, weil ich es so beschlossen habe.«
    »Ich danke Ihnen. Vielleicht haben Sie mir wirklich geholfen«, sagte Pirx. »Verraten Sie mir nur noch eins. Was beabsichtigen Sie nach unserer Rückkehr zu tun?«
    »Ich bin Kybernetiker und Neurologe, und nicht der schlechteste. Schöpferische Fähigkeiten besitze ich kaum, weil diese untrennbar mit Intuition verbunden sind, aber ich werde auch ohne sie eine interessante Arbeit finden.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Pirx noch einmal.
    Der andere erhob sich, deutete eine Verbeugung an und ging. Pirx sprang von seiner Koje auf und begann wieder auf und ab zu wandern, sobald sich die Tür hinter Burns geschlossen hatte.
    Herr im Himmel, wozu das Ganze? Jetzt weiß ich erst recht nicht mehr, woran ich bin. Entweder ist er ein Roboter oder ... Aber vermutlich hat er die Wahrheit gesagt. Doch weshalb diese Mitteilsamkeit? Die ganze Menschheitsgeschichte plus »Kritik von außen« – nehmen wir mal an, er hätte die Wahrheit gesagt, dann müßte man eine unerhört verzwickte Situation heraufbeschwören. Aber sie müßte echt genug sein, um nicht den Eindruck zu erwecken, ich hätte sie »gestellt«. Sie müßte also real sein. Kurz, ich werde wohl in den sauren Apfel beißen müssen. Eine Gefahrensituation, die künstlich erzeugt wird, aber in sich echt ist ...
    Er schlug sich mit der Faust auf den Handteller.
    Und wenn es nur ein taktisches Manöver war? Dann breche ich mir vielleicht den Hals dabei, jage alle Menschen in den Tod, und die Roboter bringen das Raumschiff in den Hafen zurück, weil sie im Gegensatz zu uns all dies aushalten können! Na, das würde diese Herren ja in höchstes Entzücken versetzen – was für eine phänomenale Reklame! Was für eine Sicherheitsgarantie für Raumschiffe mit solcher Besatzung! Oder etwa nicht? Von ihrem Standpunkt aus wäre also so eine Maßnahme, mich mit ihrer »Ehrlichkeit« zu ködern, höchst wirkungsvoll ...
    Er lief immer hastiger hin und her.
    Ich muß mir irgendwie Gewißheit verschaffen, ob das alles wahr ist. Nehmen wir mal an, es gelingt mir, sie schließlich doch alle zu identifizieren. Wir haben eine Bordapotheke. Ich könnte Ihnen ein paar Tropfen Apomorphin ins Essen geben. Die Menschen würden krank werden, die anderen wahrscheinlich nicht. Ganz gewiß nicht. Aber was habe ich davon? Erstens

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