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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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So provozieren, daß sie aneinandergeraten, aber es müßte ganz natürlich zugehen, ohne meine Beteiligung. So daß die Menschen gewissermaßen auf der einen Seite stünden und die Nichtmenschen auf der anderen. Teile und herrsche, was? Eine Spaltungssituation. Es muß erst mal irgendwas Unvorhergesehenes passieren, sonst geht’s nicht. Aber wie ist das zu arrangieren? Wenn nun plötzlich einer verschwände? Nein, das wäre ja wie in einem idiotischen Krimi. Ich leg doch keinen um und inszeniere keine Entführung! Einer müßte demnach auf meiner Seite sein – aber kann ich denn überhaupt einen von denen trauen? Angeblich habe ich ja gleich vier auf meiner Seite – Brown, Burns, Thompson, na und diesen Briefschreiber. Aber sie sind durch die Bank unsichere Kandidaten, weil man nicht weiß, ob sie ehrlich sind, und wenn ich mir jemanden zum Komplizen nähme, der falschspielt, dann könnte ich leicht in Teufels Küche kommen. Thompson hat wirklich ins Schwarze getroffen, als er das sagte. Vielleicht ist der Briefschreiber noch der sicherste, weil ihm sehr viel an der Geschichte liegt, obwohl er den Verrückten mimt. Aber erstens weiß ich nicht, wer der Schreiber ist – und er wird sich nicht zu erkennen geben –, und zweitens läßt man sich vielleicht doch lieber nicht mit so einem ein. Die Quadratur des Kreises, so wahr ich lebe! Das Schiff an einem Titanen zerschmettern, wie? Physisch sind sie vermutlich wirklich widerstandsfähiger, ich brech mir also als erster das Genick. Intellektuell scheinen sie auch keine Schwachköpfe zu sein. Nur diese Intuition, dieser Mangel an schöpferischen Fähigkeiten ..., aber damit hapert’s ja auch bei den meisten Menschen! Was bleibt mir also? Rivalität auf dem Gebiet der Emotionen, nicht des Intellekts? Des sogenannten Humanismus? Der Menschlichkeit? Wunderbar, aber wie ist das zu bewerkstelligen? Worin besteht diese Menschlichkeit, die sie nicht besitzen? Vielleicht ist sie tatsächlich nur die Verschmelzung zwischen Unlogik und jener »Redlichkeit«, jener »Lauterkeit des Herzens« und jenem primitiven moralischen Instinkt, der die entfernteren Glieder der Ursache-Wirkung-Kette nicht mehr erfaßt? Da also Rechenmaschinen nicht redlich und nicht unlogisch sind ... So verstanden ist die Menschlichkeit also die Summe all unserer Defekte, Mängel, eben unserer Unvollkommenheit? Sie ist das, was wir sein möchten und nicht sein können, das, was wir nicht vermögen, wozu wir nicht imstande sind – sie ist einfach die Kluft zwischen unseren Idealen und ihrer Verwirklichung, oder etwa nicht? Folglich müssen wir in diesem Wettlauf auf die Schwäche setzen! Das heißt eine Situation finden, in der die Schwäche und Unzulänglichkeit des Menschen besser ist als die Stärke und Vollkommenheit der Nichtmenschen ...
     
    Diese Bemerkungen schreibe ich ein Jahr nach Abschluß des Falles »Goliath« nieder. Es ist mir eigentlich mehr durch Zufall gelungen, in den Besitz von Material zu kommen, das darauf Bezug nimmt. Obwohl es meinen früheren Verdacht bestätigt, möchte ich vorerst von einer Veröffentlichung absehen. Meine Rekonstruktion der Ereignisse enthält noch immer zu viele Vermutungen, die nicht bewiesen sind. Vielleicht nehmen sich eines Tages die Raumfahrthistoriker der Sache an.
    Über die Verhandlung vor der Kosmischen Kammer waren verschiedene Gerüchte im Umlauf. Es hieß, daß gewissen Kreisen, die mit den beteiligten Firmen liiert sind, viel daran gelegen wäre, mich als Kommandanten des Raumschiffs in Mißkredit zu bringen. Das Gutachten über die Ergebnisse des Experimentalfluges, das ich im »Nautical Almanac« veröffentlicht habe, wäre von höchst zweifelhaftem Wert gewesen, denn es stamme ja von einem Manne, der wegen sträflicher Vergehen bei der Führung des Raumschiffs von der Kammer gerügt wurde. Andererseits habe ich von einer vertrauenswürdigen Person erfahren, daß die Zusammensetzung des Tribunals kein reiner Zufall war. Auch ich war über die große Zahl von Juristen, Theoretikern des Kosmischen Rechts erstaunt, ebenso über die Anwesenheit nur eines einzigen Praktikers, eines Kosmonauten. Dadurch rückte eine formelle Frage in den Vordergrund, nämlich ob mein Verhalten während der Havarie im Einklang mit der Raumfahrt-Charta gestanden habe oder nicht. Und so wurde ich denn auch beschuldigt, mich sträflich passiv verhalten zu haben, indem ich dem Piloten keinerlei Befehle erteilte, so daß er dann auf eigene Faust zu handeln begann. Die

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