Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
gegangen ist, können wir uns nicht erklären. Im Hinblick auf das Operationstempo jedenfalls hat der Computer exakt gearbeitet, denn er hat sämtliche für die Aggregate bestimmten Befehle in Nonosekunden iteriert. Auch die Aggregate haben bis zum Ende ohne Ausfall gearbeitet. Das ist völlig sicher. Wir haben absolut nichts entdeckt, was auf eine äußere oder innere Bedrohung des gesteuerten Landemanövers hindeutet. Von 7.03 bis 7.08 Uhr ist alles tadellos verlaufen. Die Entscheidung des Computers, das Landemanöver abzubrechen und einen vorzeitigen Start zu versuchen, läßt sich bis jetzt durch nichts erklären. Kollege Boulder?«
    »Ich verstehe es nicht.«
    »Ein Fehler in der Programmierung?«
    »Ausgeschlossen. ›Ariel‹ ist mit Hilfe dieses Programms mehrmals gelandet – axial und mit allen nur möglichen Abdriften.«
    »Aber auf dem Mond. Dort ist die Gravitation geringer.«
    »Das kann sich auf die Kraftaggregate in gewissem Maß auswirken, aber nicht auf die Informationsgruppen. Die Kraft ist aber konstant geblieben.«
    »Kollege Rahaman?«
    »Ich bin mit dem Programm nicht genügend vertraut.«
    »Aber Sie kennen das Modell dieses Computers?«
    »Ja.«
    »Was kann den Ablauf des Landemanövers unterbrechen, wenn keine äußeren Ursachen vorhanden sind?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Höchstens eine unter dem Computer angebrachte Bombe ...«
    Endlich war das Wort gefallen. Pirx hörte mit größter Aufmerksamkeit zu. Die Exhaustoren rauschten, vor ihren Ansaugdüsen unter der Decke ballte sich der Rauch.
    »Sabotage?«
    »Der Computer hat bis zum Schluß gearbeitet, wenn auch auf eine für uns unbegreifliche Weise«, bemerkte Kerhoven, der einzige Spezialist für Intellektronik in der Kommission, der ein Hiesiger war.
    »Na ja, eine Bombe ..., ich habe das nur so dahingesagt.« Rahaman steckte zurück. »Der wichtigste Vorgang, also der des Landens oder Startens, kann normalerweise, also wenn der Computer in Ordnung ist, nur durch etwas Außergewöhnliches unterbrochen werden. Ein Kraftausfall ...«
    »Kraft war vorhanden.«
    »Aber im Prinzip kann auch der Computer eine Unterbrechung herbeiführen?«
    Das wußte der Vorsitzende doch selbst. Pirx begriff, daß dies nicht für sie bestimmt war. Er hatte gesagt, was die Erde hören sollte.
    »Theoretisch ja. In der Praxis nicht. Seit die Raumfahrt existiert, hat es noch nie während eines Landemanövers Meteoritenalarm gegeben. Einen Meteoriten kann man während des Anflugs ausmachen. Dann wird die Landung einfach verschoben.«
    »Aber es gab doch gar keine Meteoriten?«
    »Nein.«
    Das Ende der Sackgasse war erreicht. Ein Weilchen blieb es still, nur die Exhaustoren rauschten. Vor den runden Fenstern war es schon dunkel. Die Marsnacht.
    »Wir brauchen die Leute, die dieses Modell konstruiert und die Belastungstests durchgeführt haben«, sagte schließlich Rahaman.
    Hoyster neigte den Kopf. Er sah die Meldung durch, die ihm der Telefonist gereicht hatte.
    »In einer Stunde etwa sind sie bei der Steuerkabine angelangt«, sagte er. Und dann, während er aufschaute: »Morgen nehmen Macross und van der Voyt an den Beratungen teil.«
    Man horchte auf. Das waren der Generaldirektor und der Chefkonstrukteur der Werft, auf der die Hunderttausender gebaut wurden.
    »Morgen ...?« Pirx glaubte sich verhört zu haben.
    »Ja. Nicht hier natürlich. Sie werden per Fernsehen anwesend sein. Direktschaltung. Das ist das Telegramm.« Er hob die Meldung hoch.
    »Aber ...! Welche Verzögerung haben wir jetzt?« fragte jemand.
    »Acht Minuten.«
    »Wie stellen die sich das vor? Wir werden eine Ewigkeit auf jede Antwort warten«, protestierten einige.
    Hoyster zuckte die Schultern. »Wir müssen uns fügen. Sicher wird es umständlich sein. Wir werden ein entsprechendes Verfahren erarbeiten ...«
    »Die Beratungen werden auf morgen vertagt?« fragte Romani.
    »Ja. Wir treffen uns um sechs Uhr morgens. Dann liegen schon die Registrierstreifen aus der Steuerkabine vor.«
    Romani hatte Pirx ein Nachtlager bei sich angeboten, und er war froh darüber. Er zog es vor, Seyn aus dem Wege zu gehen. Zwar verstand er sein Verhalten, doch er billigte es nicht. Die Leute von der Syrte wurden notdürftig untergebracht, und um Mitternacht war Pirx allein in dem kleinen Raum, der dem Chef als Handbibliothek und privates Arbeitszimmer diente. Er legte sich angezogen auf das zwischen Theodoliten stehende Feldbett, verschränkte die Hände unter dem Kopf und starrte an die niedrige Decke,

Weitere Kostenlose Bücher