Pilot Pirx
standen unbewegt. Die Rakete ging nieder wie ein Fahrstuhl, und da sie durch die Flamme der eigenen Triebwerke hindurch mußte, die sich am Heck konzentrierte, knallten die Gase brüllend gegen die erhabenen Stellen der äußeren Panzerung. Das Ganze erinnerte ein wenig an das Eindringen in die Atmosphäre. Die Sessel klappten von selbst zurück. Die Rakete stürzte hinab wie eine Kugel, aber man spürte einen sanften Widerstand, mit dem die in entgegengesetzte Richtung speienden Düsen dem Fall entgegenwirkten. Plötzlich heulten die Düsen ohrenbetäubend auf. Aha, wir stellen uns auf das Feuer! dachte Pirx, um sich selbst zu beweisen, daß er schon ein echter Astronaut war, wenngleich noch ohne Diplom. Ein Schlag, ein Klappern, ein Krachen – ein gewaltiger Hammer schien auf die Steine einzuschlagen. Die Kabine fuhr sanft nach unten, wieder nach oben, sie ging auf und ab, und so schwankte sie noch eine gute Weile auf den wütend ächzenden Amortisatoren, auch dann noch, als sich die drei zwanzig Meter langen, gespreizten Füße der Rakete bereits fest in das Geröll gebohrt hatten.
Schließlich gelang es dem Piloten, das Schwanken zu beheben, indem er etwas Druck in die Ölleitungen gab. Ein kurzes Zischen, und die Kabine kam zur Ruhe.
Der Pilot kroch durch die Klappe im Fußboden zu ihnen herein und öffnete den Wandschrank. Die Skaphander! Endlich!
Pirx war guter Dinge, aber diese Stimmung hielt nicht lange vor. Es waren vier Skaphander da – einer für den Piloten, dann ein kleiner, ein mittelgroßer und ein großer. Der Pilot war binnen einer Minute angezogen, lediglich den Helm hatte er noch nicht aufgesetzt. Er wartete. Bei Langner ging es ebenfalls rasch, nur Pirx, rot verschwitzt und wütend, wußte nicht, was er tun sollte. Der mittlere Skaphander war zu klein, der große zu groß. In dem mittleren drückte sein Kopf fest gegen die Helmdecke, und in dem großen flog er wie ein Kokoskern in einer getrockneten Schale hin und her. Freilich bekam Pirx freundliche Ratschläge zu hören. Der Pilot wies darauf hin, daß ein zu großer Skaphander besser sei als ein zu enger. Er schlug Pirx vor, die leeren Stellen mit Wäsche auszustopfen, und bot ihm zu diesem Zweck sogar eine Decke an. Für Pirx hatte jedoch schon der Gedanke etwas Anstößiges, seine Astronautenseele sträubte sich dagegen. Sich in Lumpen einzuwickeln!
Er nahm den kleinen Skaphander; der Pilot und Langner quittierten es schweigend. Sie öffneten die Luke und zwängten sich durch. Der Pilot drehte an einem Schraubenrad und öffnete die äußere Klappe.
Hätte ihn Langner nicht zurückgehalten, dann wäre Pirx herausgesprungen und hätte sich unter Umständen gleich beim ersten Auftreten den Fuß verstaucht, denn bis zur Oberfläche des Mondes waren es noch zwanzig Meter. Die Schwerkraft war zwar gering, aber aus dieser Höhe wäre es doch gefährlich gewesen, in dem schweren Skaphander auf den felsigen Boden zu springen. Der Pilot klappte eine zusammenlegbare Leiter auseinander, und sie stiegen hinab.
Niemand begrüßte sie mit Blumen oder mit Triumphbögen, keine Menschenseele war zu sehen. Im Hintergrund ragte die gepanzerte Kuppel der Ziolkowski-Station auf, sie war etwa einen Kilometer entfernt. Über ihr war ein kleiner Landeplatz zu erkennen, auf dem Raketen standen. Sie waren bedeutend größer, es handelte sich um Transportraketen.
Die Rakete, mit der sie angekommen waren, ruhte ein wenig schräg auf ihren drei Füßen. Die Felsen unter den Trichtern der Düsen hatten sich bräunlich verfärbt.
Pirx schaute sich um. Im Westen war das Gelände relativ flach – soweit man diese riesige Schutthalde als flach bezeichnen konnte, aus der hier und da Felsbrocken von der Größe eines Hauses herausragten. Im Osten stieg der Boden sanft an, ging dann aber nach mehreren, nahezu senkrechten Felswänden in das Hauptmassiv der Ziolkowski-Station über. Hinter dem Ziolkowski-Bergrücken strahlte die Sonne; sie blendete so sehr, daß man die Augen schließen mußte. Pirx ließ das Visier über der Helmscheibe herunter, aber es half nicht viel. Behutsam über das lose Geröll schreitend, gingen sie zur Station. Die Rakete entschwand schon nach wenigen Metern ihren Blicken, denn sie mußten einen flachen Kessel durchqueren.
Die Station beherrschte die ganze Umgebung, sie war zu drei Vierteln in eine Felswand eingelassen, die einer gesprengten Bergfeste aus dem Mesozoikum glich. Die scharf gekappten Ecken erinnerten aus der Ferne an Bastionen,
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