Pilze für Madeleine
Nachthemd sein).
»Mir ist so heiß«, flüsterte sie.
Sie sah jedoch aus, als würde sie frieren, sie zitterte am ganzen Leib. Ich setzt mich neben sie aufs Bett und streichelte vorsichtig ihren nackten Arm. Sie zog ihn nicht weg, schaute mich mit ihren neuen Waldfeenaugen an und befeuchtete die Lippen mit der Zungenspitze. Alle meine Zweifel waren wie weggeblasen: der Höhlenpilz begann zu wirken!
»Ich weiß nicht, was mit mir ist, Gunnar. Ich habe mich noch nie so gefühlt«, sagte sie ängstlich.
»Mach dir keine Sorgen, meine Inocybe. Ich werde mich um dich kümmern«, antwortete ich ruhig und legte mich neben sie aufs Bett.
»Ich friere. Schau mal, Gänsehaut. Was ist das nur?«
Ich strich ihr über den nackten Arm. Sie zitterte immer noch.
»Du hast mir doch nichts in den Drink getan, ich meine in den Wein?« fragte sie ängstlich.
»Absolut nicht«, antwortete ich. (Ich hatte ihr ja auch nichts in den Wein getan.)
Ich hielt ihren bebenden Körper. Vibrierend lag sie in meinen Armen, und ihr Zittern ging auf mich über.
»Was ist nur los mit mir?« stöhnte sie.
Sie hatte Schweißtropfen auf der Stirn und leckte sich die ganze Zeit den Mund.
»Sch … Alles ist gut. Ich werde es dir wunderbar machen«, flüsterte ich.
Ich versuchte sie zu küssen, aber Madeleine verdrehte die Augen, und zischte:
»Mir ist übel.«
Mein Atem! Ich hatte zu viel Knobloch in meinen Linseneintopf getan! Vor lauter Aufregung hatte ich die elementarsten Regeln für ein Rendezvous vergessen.
»Entschuldige. Einen Moment«, murmelte ich und lief ins Badezimmer.
Ich drückte ein tüchtiges Stück Zahnpasta auf die Bürste fuhr damit schnell über die Zähne. Ich steckte meine Nase unter den Arm, um festzustellen, ob ich nach Schweiß roch. Natürlich, aber dafür war jetzt keine Zeit. Außerdem schwitzte Madeleine ja selbst.
Als ich zurückkam, war sie in einem neuen Zustand. Sie wand sich wie ein Wurm, ihr brach der Schweiß aus. Ihre Brüste waren gewissermaßen über den Zaun des Ausschnitts gehüpft und schwangen frei hin und her. Warum hatte Vater mir nicht schon früher vom Höhlenpilz erzählt?
»Ich komme, Madeleine, ich komme«, sagte ich und riß mir die Kleider vom Leib. Dann streichelte und küßte ich ihre Brüste.
Madeleine holte tief Luft, ihre Körper zog sich ein paar Mal wie im Krampf zusammen und entspannte sich dann völlig.
»Das ist nur der Anfang, Liebling. Wir haben die ganze Nacht vor uns«, flüsterte ich zwischen ihren Brüsten.
Ich knotete die Schleifen auf, die ihr Nachthemd zusammenhielten, und streichelte sie weiter.
Aber irgend etwas stimmte nicht. Madeleine, die eben noch so wild gewesen war, lag jetzt absolut still da. Ich machte eine Pause und schaute ihr ins Gesicht.
»Madeleine?« sagte ich.
Sie antwortete nicht.
Ich wiederholte ihren Namen immer lauter, bis ich schließlich schrie und brüllte.
Ich schüttelte sie. Ihr Kopf fiel hin und her, ihr Körper war schlaff wie eine Lumpenpuppe.
Irgend etwas war schrecklich schiefgegangen.
12
Ihr lacht jetzt natürlich über mich. Wie konnte ich nur so dumm sein und eine Vergiftung als sexuelle Erregung deuten? Mit etwas mehr Erfahrung auf diesem Gebiet wäre mir so etwas natürlich nicht passiert. Madeleines Verhalten stimmte jedenfalls mit den Geschichten über weibliche Begierde überein, die ich meinen Männermagazinen entnahm.
Lacht ihr nur. Ich lachte nicht, das kann ich euch versichern.
Als ich endlich verstand, was los war, handelte ich schnell. Die Rettungsleute waren nach zwanzig Minuten da, und ich sagte ihnen sofort, daß Madeleine Pilze gegessen hatte. Die Ärzte mühten sich die ganze Nacht, Madeleines Leben zu retten. Sie pumpten ihr den Magen aus, aber das Gift hatte sich bereits im Körper ausgebreitet. Ein Organ nach dem anderen hörte auf zu arbeiten, und am Morgen starb sie, ohne noch einmal das Bewußtsein erlangt zu haben.
Nach einer fürchterlichen Nacht auf einem Krankenhausflur überbrachte mir ein Arzt die Todesnachricht.
»Weißt du, was für Pilze sie gegessen hat?« fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. Ich schämte mich wegen der Geschichte mit dem Höhlenpilz, und letztlich spielte es ja auch keine Rolle mehr.
»Weißt du es nicht?«
Ich schüttelte noch einmal den Kopf. Und dann weinte ich so sehr, daß er mich in Ruhe ließ.
Ich konnte Vater nicht wie versprochen am Bahnhof abholen. Er mußte irgendwie allein nach Hause kommen. Ich lag auf meinem Bett, hatte mir die Decke über den
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