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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Einstellung zu diesem Themenbereich, schließlich hatte er bislang weder ein Haustier besessen, noch hatte er sich bisher genötigt gesehen, dem Tierschutzverein beizutreten.
    Dieses Thema beschäftigte ihn eigentlich immer nur kurzzeitig, z.B. dann, wenn er mal wieder zufällig auf eine neue Statistik stieß, welche die unglaublichen Geldmengen, die in Deutschland jedes Jahr für Tierfutter, ärztliche Betreuung, Spielzeug, Versicherungen, Tierpensionen usw. ausgegeben wurden, aufschlüsselte. Dann fragte er sich immer, ob man diese Unsummen nicht für etwas Sinnvolleres, etwa für soziale Zwecke, einsetzen könnte.
    Inzwischen hatten die beiden Ermittler die Fußgängerbrücke an der Universität passiert und bogen nach rechts in die Kurt-Schumacher-Straße ein.
    »Langsam, Michael, das kann gleich hier am Anfang sein«, sagte Tannenberg, intensiv nach Hausnummern Ausschau haltend. »Na, was hab ich gesagt? Da vorne ist die 70 und links daneben die 68. Komm, park hier irgendwo, wir laufen die paar Meter zurück.«
    »Okay! Aber ich seh keinen freien Parkplatz. Dann stell ich mich eben direkt in die Einfahrt«, entgegnete Schauß.
    »Klar, mach das. Lass einfach das Blaulicht drauf; dann beschwert sich garantiert keiner!«, empfahl der altgediente Kriminalist.
    Die vierstöckigen Gebäudekomplexe lagen eng ineinander verschachtelt hinter frisch gemähten Rasenflächen, so dass man auf den ersten Blick keine bauliche Differenzierung vornehmen konnte. Lediglich die von weitem erkennbaren, überdimensionierten Hausnummern ermöglichten dem Besucher eine grobe Orientierung. Die eintönigen Häuserfronten wurden optisch aufgelockert durch schmale, vorgezogene Balkone, die meist mit Grünpflanzen oder Blumenkästen dekoriert waren.
    Aus der Vielzahl der an der Flügeltür angebrachten Klingelschilder schloss Tannenberg, dass der etwas tiefer gelegene, überdachte Eingangsbereich als gleichzeitiger Zugang zu mehreren Wohneinheiten diente.
    »Wolf, was hältst du davon, wenn wir erst mal beim Hausmeister klingeln? Erstens weiß der sicherlich genau, wo sich die Wohnung von Frau Kannegießer befindet, und zweitens kann der auch gleich die Katze übernehmen.«
    »Gut, aber was ist, wenn der Mann eine Katzenallergie hat oder einen lieben Schäferhund, der unheimlich gerne mit Katzen spielt?«, fragte Tannenberg scherzhaft.
    »Alter Schwarzseher! Wart’s doch erst mal ab. Wenn’s so ist, bekommst du die Katze mit nach Hause. Tobias und Marieke würden sich bestimmt freuen«, konterte sein junger Mitarbeiter geistesgegenwärtig.
    »Das fehlte mir gerade noch! Und ich mach dann immer das Katzenklo sauber. Tolle Vorstellung, wirklich. Wenn man solch einen Kollegen hat, braucht man keine Feinde mehr!«
     
    Der Hausmeister zeigte sich sehr betroffen darüber, dass Elvira Kannegießer vermisst wurde, und stellte sofort einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen der Toten vom Pfaffenbrunnen und der Hausbewohnerin her. Er schilderte die Frau als sehr angenehme Mieterin, die stets freundlich und zuvorkommend gewesen sei. Besonders mit den vielen männlichen Studenten sei Frau Kannegießer bestens ausgekommen. Sie war anscheinend ein gern gesehener Gast bei jeder Fete. Er habe auch immer mal wieder von Gerüchten gehört, dass die schöne Elvira, wie er sie wörtlich nannte, hier und da eine Liaison mit einem der Studenten eingegangen sei. Frau Kannegießer wäre eben eine lebenslustige, attraktive Frau gewesen, die nichts anbrennen ließ.
    ›Die nichts anbrennen ließ‹ – was für eine merkwürdige Redewendung, dachte Tannenberg, als die beiden Ermittler vor der Wohnung Elvira Kannegießers standen.
    »Wo ist denn die Katze?«, fragte Schauß sichtlich irritiert, nachdem er mit Frau Schneiders Schlüssel die Tür geöffnet hatte. »Ich hab eigentlich erwartet, dass wir jetzt von einer hungrigen Katze empfangen werden. Du nicht auch, Wolf?«
    »Ja, irgendwie schon. Aber vielleicht hat sie sich nur versteckt«, entgegnete Tannenberg, ohne dieser Sache allerdings besondere Bedeutung beizumessen.
    Er war bereits in eine andere Welt eingetaucht. Er hatte dieses Phänomen schon so oft bei sich wahrgenommen, dass es für ihn dermaßen selbstverständlich war wie für andere Leute das tägliche Zähneputzen. Jedes Mal, wenn Tannenberg während einer Ermittlung in das private Refugium eines seiner Mitmenschen eindrang, bemächtigte sich seiner dieser merkwürdige Gemütszustand, der irgendwo zwischen tief empfundener Abscheu über sein

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