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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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die Anwesenden zu spontanen Unmutsbekundungen genötigt, von denen sich Tannenberg allerdings in keinster Weise beeindrucken ließ.
    »So, liebe Frau Schneider, ich denke, wir sollten zunächst einmal abklären, ob es sich bei der Toten überhaupt um Ihre Freundin handelt. Vielleicht ist die ganze Aufregung ja umsonst und Ihre Freundin sitzt irgendwo in einer Arztpraxis«, versuchte Tannenberg die Frau zu beruhigen, obwohl ihm sein kriminalistischer Spürsinn eindeutig andere Signale sendete.
    »Michael, hol mal die Fotos aus der Mappe!«
    »Alle?«
    »Nein, nur eine Portraitaufnahme und eine mit den Ringen. Frau Schneider, es ist kein schöner Anblick, aber ich kann es Ihnen leider nicht ersparen«, versuchte der Leiter des K 1 die Mitarbeiterin des Liegenschaftsamtes auf die Fotografien vorzubereiten.
    »Ringe? Reicht nicht das Bild mit den Ringen?«, jammerte Frau Schneider.
    »Also gut, dann schauen Sie sich zuerst mal das hier an«, bat Tannenberg, drehte das eine der beiden Fotos um und gab sie der Frau, die sofort aufschrie.
    »Ja, um Gottes willen, das ist die Hand von Elvira.«
    »Bitte beruhigen Sie sich. Sollen wir einen Arzt rufen?«
    »Nein, nein, es geht schon«, schluchzte die Frau.
    »Die Ringe. Erkennen Sie die Ringe, Frau Schneider?«, fragte Schauß.
    »Ja, ja, das sind ihre. Den einen hab sogar ich ihr geschenkt – zum 35. Geburtstag. Ach Gott, ist das schrecklich! Elvira war so ein lieber Mensch.«
    »Frau Schneider, wie ist der vollständige Name ihrer Freundin – Elvira …?«, drängte Tannenberg.
    »Elvira Kannegießer … Elvira Kannegießer. – Oh Gott!«
    »Wo befindet sich denn die Wohnung Ihrer Freundin?«, wollte Kommissar Schauß wissen.
    »Kurt-Schumacher-Straße 74, 2. OG«, antwortete Frau Schneider mechanisch.
    »Ist das eine Gemeinschaftswohnung?«
    Der junge Kriminalbeamte merkte sofort, dass die ihm gegenübersitzende Freundin der Toten mit seiner Frage nicht viel anfangen konnte. Deshalb schob er schnell nach: »Mit anderen Worten: Lebt sie darin mit jemandem zusammen?«
    »Nein, nein, sie lebt allein.« Und in einen neuerlichen Weinkrampf hinein ergänzte sie: »Lebte allein …, lebte allein.«
    »Nur noch eine Frage, Frau Schneider: Wer sind die nächsten Angehörigen von Frau Kannegießer?«
    »Da gibt es einen Bruder, der wohnt aber nicht hier. Aber ihre Eltern wohnen in Schallodenbach, glaub ich jedenfalls.«
    »Gut, Frau Schneider, dann war’s das erstmal. Die Identifizierung müssen dann wohl die Eltern übernehmen. Sie müssten allerdings heute Nachmittag noch mal bei uns vorbeikommen«, sagte Tannenberg.
    »Sollen wir wirklich keinen Arzt verständigen?«, fragte Schauß.
    »Nein, nein. Es geht schon.«
    »Danke, Sie haben uns wirklich sehr geholfen«, schloss Tannenberg die Befragung ab und öffnete die Zimmertür. »Komm, Michael, wir fahren zur Wohnung!«
    »Warten Sie«, sagte unerwartet Frau Schneider zu den beiden Männern, die sich bereits von ihr weggedreht hatten, und griff in ihre direkt vor ihr auf dem Tisch liegende Handtasche. »Ich habe einen Schlüssel für die Wohnung. Den hat mir Elvira mal gegeben, um die Katze zu versorgen. Oh Gott, die Katze, wer kümmert sich denn nun um das arme Tier?«
    »Da wird sich sicher eine Lösung finden«, entgegnete Tannenberg freundlich, obwohl ihm persönlich diese Frage zur Zeit absolut peripher erschien.
    »Das arme Kätzchen, das arme Kätzchen. Da müssen wir sofort etwas unternehmen!«, rief die beleibteste Vertreterin des Kampfsamariter-Geschwaders, das sich sofort wieder in voller Stärke in den kleinen Büroraum hineinschob, und erzeugte mit ihrer Aussage umfangreiche Solidaritätsbekundungen.
    »Aber bitte erst nach Dienstschluss, wenn die Spurensicherung mit ihrer Arbeit fertig ist«, warf Tannenberg mahnend ein.
    »Wolf, das geht ja wohl nicht, weil die Wohnung dann versiegelt ist«, ergänzte Schauß korrigierend und wandte sich anschließend den engagierten Tierfreundinnen zu. »Also, meine Damen, ich verspreche Ihnen, dass wir die Katze einer Nachbarin oder dem Hausmeister in Obhut geben werden.«
    Als Tannenberg wieder im Auto saß, schüttelte er innerlich immer noch den Kopf angesichts solch dezidierter Tierliebe, die ihm persönlich völlig wesensfremd war. Irgendwie hatte er den Eindruck gewonnen, dass das Schicksal der Katze die Mitarbeiterinnen des Liegenschaftsamtes weit mehr berührte als das ihrer bestialisch ermordeten Kollegin. Vielleicht fehlte ihm aber auch einfach nur die richtige

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