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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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seine Lesebrille von der altersschiefen Nase und lehnte sich wichtigtuerisch zurück. »Weil der Fritz Metzger denen das gesteckt hat. Ist ja auch ein Bild von ihm drin! Da war er aber bestimmt noch zehn Jahre jünger!«, spottete er. »Ich könnte dir ja noch ein paar interessante Sachen weitergeben, die ich heute Morgen im Tchibo erfahren habe.«
    »Oh Vater, du und dein Tchibo-Stammtisch. Ihr seid ja schlimmer als Bildzeitung, Gala und Frau im Spiegel zusammen.«
    »Na gut, wenn du nicht willst. Vielleicht kann ich meine Informationen ja auch woanders loswerden. Was der Fritz Metzger kann, kann ich schon lange!«
    »Dann sag halt schon, was das für brandaktuelle Infos sind«, gab sich Tannenberg geschlagen.
    »Ja, so einfach ist das aber nicht.«
    »Wieso?«
    »Ja, weil ich ganz gerne etwas dafür hätte.«
    Tannenberg lachte. »Ach so, da liegt der Hase begraben: Du willst mir Informationen verkaufen. Du bist ja ein Info-Dealer – Ware nur gegen Cash. Und das ist mein Vater, unglaublich!«
    »Aber Wolfram, ich will doch kein Geld von einem armen Beamten.«
    »Und was willst du dann? Soll ich dich irgendwohin fahren oder sowas ähnliches?«
    »Nein, nein. Also, es ist so: Es gibt eine neue Systemwette im Lotto, da kreuzt man 10 Zahlen an, und wenn man dann 6 davon hat, dann hat man garantiert mindestens einen Sechser. Stell dir das mal vor, ein Millionengewinn …«
    »Ah, jetzt verstehe ich, was du willst, du alter Zocker«, dämmerte es Tannenberg.
    »Das System ist todsicher, und gar nicht so teuer, wie man meint.«
    »Ja, ja, hundertprozentige Gewinnchancen – wenn ich das schon höre! Also, welche konkreten Informationen hast du zu bieten und was willst du genau dafür haben? Ich hab nämlich keine Lust, die Katze im Sack zu kaufen, sondern werde nur bezahlen, wenn deine Informationen auch ihr Geld wert sind. Wie im Krimi!«
    »Vorschlag: Ich sag dir, was ich heute Morgen im Tchibo so alles gehört hab und du beteiligst dich mit 20 Euro an dem neuen Vollsystem. Einverstanden?«
    »Also gut, abgemacht!«, sagte Tannenberg schnell, um den lästigen Informationsdeal endlich über die Bühne zu bringen.
    Der Senior wandte sich den um den großen Küchentisch versammelten Familienmitgliedern zu. »Ihr seid alle Zeugen! Schließlich erbt ihr ja auch alles, was ich für euch gewinne.«
    »Erben ist megacool, Opa, echt«, bemerkte Tobias, der die ganze Zeit über das Gespräch interessiert verfolgt hatte, mit vollem Mund.
    »Lieber Onkel Wolf, da es gerade um Geld geht: Ich bin ziemlich abgebrannt und brauch dringend eine neue Xtra-Card. Ich hab schon mindestens zwei Tage keine SMS mehr verschicken können«, meldete sich nun auch Marieke zu Wort.
    Tobias reagierte ebenso geistesgegenwärtig und versuchte sofort, die Gunst der Stunde für sich zu nutzen. »Was hältst du davon, wenn du mir einen Zuschuss zu den supergeilen, coolen Skaterschuhen gibst, die ich gestern in der Stadt gesehen hab? Eh, die sind echt megacool. Na, was iss?«
    »Okay, ihr alten Nervensägen, dann spielen wir eben einfach mal mitten im Juni Weihnachtsbescherung«, gab Tannenberg sich geschlagen, zückte seinen Geldbeutel und überreichte der hungrigen Meute je einen 20-Euro-Schein. »So, Kids, und jetzt Abflug in eure Zimmer zu den lieben Hausaufgaben.«
    »Fuck Hausaufgaben! Ich will aber erst noch wissen, was die Gruftis Opa erzählt haben«, forderte Tobias selbstbewusst.
    »Ich auch!«, pflichtete ihm seine Schwester in seltener Einmütigkeit bei.
    »Ihr wisst doch, dass ich nichts über laufende Ermittlungen sagen darf. Da müsst ihr euch leider, wie alle anderen Leute auch, damit begnügen, was in der Zeitung steht.«
    »Fuck Zeitung!«, grollte Tobias und verließ mit Marieke grußlos die Küche.
    »So, Vater, jetzt rück aber endlich mal mit deinen teuren Informationen raus, ich muss schließlich gleich wieder ins Kommissariat«, drängte Tannenberg.
    Der Senior der Familie hatte sein Ziel erreicht. Stolz richtete er seinen Oberkörper auf, atmete einmal tief durch und blickte über seine Lesebrille hinweg seinem informationslüsternen Sohn triumphierend in die Augen. »Also gut: Heute Morgen haben wir im Tchibo natürlich Bild gelesen. Und da steht ja drin, dass der Fritz Metzger die Tote gefunden hat … Und da hab ich mich doch etwas gewundert.«
    »Warum?«
    »Weil ich nicht glaube, dass es so war …«
    »Dass was nicht so war? Komm, rede doch bitte mal Klartext«, forderte Tannenberg ungeduldig.
    »Ja, eben, dass der Fritz

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