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Pinguine frieren nicht

Pinguine frieren nicht

Titel: Pinguine frieren nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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blieb stehen, ging in die Hocke und machte sich an seinen Schnürsenkeln zu schaffen.
    Viktor lief schneller und sah sich noch ein paarmal um. Der Mensch in dem langen schwarzen Mantel und der grauen Fellmütze bewegte sich immer noch in gleicher [445] Richtung auf der anderen Straßenseite, aber er sah nicht mehr zu Viktor herüber.
    Viktor tauchte ins Café ›Cyber‹ ab. Durch das Glas der Eingangstür folgte er dem Mann mit dem Blick bis zum Adidas-Geschäft, wo der anhielt, ein Handy aus der Tasche zog, sich nach allen Seiten umsah und das Geschäft betrat.
    Minutenlang konnte Viktor sich nicht beruhigen, während er schon vor dem Bildschirm saß und bereits seinen Postkasten aus der virtuellen Welt aufrief. Die Verbindung arbeitete langsam, als wäre auch das elektronische Netz nach den Neujahrsfeiern noch nicht wieder ganz zu sich gekommen.
    Schließlich erschien die Mitteilung: ›Sie haben eine neue Nachricht‹. Viktor klickte auf die Mitteilung, und nach zwanzig Sekunden erschien auf dem Monitor ein Text, der Viktors Aufmerksamkeit sofort von Kiew, dem Winter und dem Mann im langen Mantel und der Wolfsfellmütze ablenkte.
    Guten Tag, wir freuen uns sehr über Ihr Interesse, an unserer Expedition teilzunehmen. Der Teilnehmerbeitrag beträgt zehntausend Dollar. Das Auslaufen ist für den 8. März geplant. Ausgangshafen ist Split. Wir warten auf Ihre Bestätigung. Alles Gute. Mladen Pavlic
    Nachdem er alles gelesen hatte, klickte Viktor sofort auf ›antworten‹. Er schrieb, daß er einverstanden war, und fragte nach dem Namen der Jacht. Außerdem erbat er Einzelheiten darüber, was er mitnehmen sollte.
    [446] Als er die Mail abgeschickt hatte, begab er sich zur ›Suchseite‹ und schrieb das Wort ›Split‹. Auf dem Bildschirm erschienen mehrere Seiten. Darunter ein Kalender der Stadtneuigkeiten von Split. Viktor sah sie durch. Entweder lebte die kroatische Hafenstadt ausschließlich dem Sport, oder diese Seite widmete sich besonders den Sportwettkämpfen. Am 6. Januar startete die kroatische Basketballmeisterschaft, dann fand im Februar ein Schachturnier statt, und im März, vom 3. bis 9., die Armwrestling-Europameisterschaft.
    ›Armwrestling?‹ überlegte Viktor und sah sich nach dem Computermann um, der hinter seinem Tisch am Eingang saß und mit dem Blick in seinen Bildschirm abgetaucht war.
    »He!« rief Viktor den Mann.
    Der löste seinen Blick vom Monitor.
    »Was ist denn Armwrestling?« fragte Viktor.
    Der Computermann stellte den rechten Arm mit dem Ellenbogen auf den Tisch, packte mit der Hand die imaginäre Hand eines Gegners und drückte sie auf die Tischplatte runter. Viktor nickte.
    Er saß noch etwa fünf Minuten vor dem Computer, ging die übrigen, Split gewidmeten Seiten durch, ohne irgendwas Interessantes zu finden, und schaltete dann ab.
    Er trat hinaus auf die Straße und sah sich um. Der Mensch im Mantel und der Wolfsfellmütze war nirgends zu sehen, und endgültig beruhigt wanderte Viktor zum Kreschtschatik zurück.
    An der Ecke Proreznaja und Puschkinskaja bremste neben ihm ein 600er Mercedes. Die hintere Tür ging auf.
    [447] »Witja, steig ein!« kam aus dem Innern eine bekannte Männerstimme.
    Viktor beugte sich vor, spähte ins Innere des Mercedes und erstarrte, als er Igor Lwowitsch vor sich sah, den verstorbenen Chef der ›Hauptstadtnachrichten‹.
    »Komm schon, steig ein!« sagte der ›Verstorbene‹. »Wir wollen ein wenig Sekt trinken! Zum neuen Jahr habe ich dir bereits gratuliert, aber zum Anstoßen sind wir noch nicht gekommen!«
    Viktor stieg ein, Igor Lwowitsch tippte dem Fahrer auf die Schulter, und der Mercedes fuhr los.
    »Weißt du«, begann der Ex-Chef zu Viktor gewandt. »Vor meinem tödlichen Autounfall haben sie mir erzählt, du hättest dich erschossen… Später stellte sich heraus, daß das nicht du warst, sondern irgendein anderer. Allerdings mit deiner Stetschkin-Pistole. Außerdem hat er auch ›Kreuzchen‹ verfaßt. Na ja, nicht so wie du, er war eher Anfänger. Siehst du, wie sich alles glücklich fügt…«
    Viktor starrte Igor Lwowitsch an und konnte immer noch nicht an sein Auftauchen glauben. In seinem Blick mußten seine ganzen Zweifel zu lesen sein, denn Igor Lwowitsch verstummte für einen Moment. Dann lachte er. »Weißt du, auf der Borispoler Chaussee, da bin auch nicht ich im Wagen verbrannt. Das war ein gewaschener und frisch eingekleideter Obdachloser. Nur mit meinen Papieren. Wenn sie mich also begraben haben, heißt das noch lange

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