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Pinguine frieren nicht

Pinguine frieren nicht

Titel: Pinguine frieren nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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schickte Sewas Traum sich an, in seinem, Viktors, Leben Wirklichkeit zu werden.
    Viktor wandte den Blick wieder zu dem Barren, dann zu Mladen.
    »Und der Pinguin?« fragte er plötzlich. »Können wir ihn in der Antarktis absetzen?«
    »Wo denkst du hin.« Mladen schüttelte den Kopf. »Wir kommen nicht bis zur Antarktis. Aber auf dem Weg liegen viele Inseln mit Pinguinen, wirklich! Ich habe im Internet alles über unsere Route gelesen.«
    ›Er sagt immer die Wahrheit‹, dachte Viktor, während er Mladen ansah.
    Und er beruhigte sich. Dann fiel ihm etwas ein, und er bat Mladen, sein Ehrenwort zu geben, daß sie Mischa auf einer der Pinguininseln absetzen würden. Mladen gab sein Ehrenwort.
    Nach einer halben Stunde Gesang und Musik brachte Mladen die jungen Leute zu Viktors Kabine. Sie schlossen [535] sich von innen ein. Und als erstes sagte Vesna, während sie ihr kurzes Kleidchen auszog: »Zuerst einen Jungen! Denk an einen Jungen. An was du denkst, das wird geboren…«
    Epilog
    Einen Monat später nahmen sie Abschied von Mischa. Es wehte ein heftiger Wind. Die Insel, vor der sie ankerten, war groß, und auf dem erhöhten Felsufer versammelten sich sofort viele neugierige Pinguine, um die Jacht zu betrachten.
    Zu dieser Zeit waren sie alle vier schon eine echte Familie geworden, und Viktor sprach schon ein wenig Serbisch, auch wenn man weiter mit ihm russisch redete. Bevor er Mischa ins kalte Wasser ließ, schaltete Viktor das Handy ein und wählte probehalber seine Nummer zu Hause. Auf einmal erschien auf dem Display: ›Verbindung gefunden‹. Und aus der fernsten Ferne meldete sich Sonjas Stimmchen.
    »Sonja, hörst du mich?« schrie Viktor überrascht.
    »Schrei doch nicht so, ich höre dich. Wo bist du, in der Antarktis?«
    »Ja, beinahe. Ich verabschiede mich von Mischa.«
    »Gib ihm einen Kuß von mir!« bat Sonja. »Hier haben sie von deiner Arbeit angerufen, Tante Nina hat gesagt, daß ich einen kleinen Bruder oder eine Schwester bekomme, und Onkel Ljoscha hat jetzt ein Auto. Er ist jetzt ein Champion! Er hat seine Goldmedaille an die Wand [536] gehängt und fährt bald wieder zu einem Wettkampf. Nach Bulgarien!«
    »Also ist bei euch alles in Ordnung«, lächelte Viktor. »Dann sag allen einen Gruß von mir, ich rufe in ein paar Wochen wieder an. Bis dann!«
    Viktor steckte das Handy in die Tasche, hockte sich vor den Pinguin und küßte ihn neben den Schnabel.
    »Das ist von Sonja, sie hat dich sehr lieb!«
    Mischa sah Viktor ins Gesicht und nickte. Dann wandte er sich zum Ufer und betrachtete die anderen Pinguine, die am Rand des über dem Ozean hängenden Felsens standen. Einer der Pinguine stieß sich plötzlich vom Felsen ab und tauchte ohne einen Spritzer wie ein Kunstspringer ins Wasser. Mischa warf einen letzten Blick auf alle an Deck und sprang ebenfalls ins Wasser. Auch er durchschnitt die Oberfläche ganz weich und geräuschlos.
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Foto: © Regine Mosimann/Diogenes Verlag

    ANDREJ KURKOW, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen (er spricht insgesamt elf Sprachen), war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach wurde er Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Sein Roman Picknick auf dem Eis ist ein Welterfolg. Andrej Kurkow lebt als freier Schriftsteller in Kiew und arbeitet daneben für Radio und Fernsehen.

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