Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
Vom Netzwerk:
denn noch?«, will meine Mutter wissen, die über Lethal Weapon oder auch Stirb Langsam eingenickt war.
    »Telefonieren.«
    »Um diese Uhrzeit? Mit wem?«
    »Mit Janosch.«
    »Habt ihr euch wieder vertragen?« Sie setzt sich auf und sieht mich an.
    »Nein.«
    »Warum rufst du ihn dann an?«
    » DARF ICH NICHT ??«
    »Doch, natürlich. Regle das. Dann geht es dir bestimmt besser.«
    Ich tippe Pias Festnetznummer in mein Handy ein, und erneut steht mir nur der grüne Hörer im Weg. Doch dann denke ich mir: Meine Mutter hat recht, es ist schon nach elf am Feiertag, vielleicht ist es unhöflich, so spät noch dort anzurufen.
    Nein. Ist mir jetzt auch egal. Wat mut, dat mut.
    Ich drücke das grüne Symbol und höre mit noch schlimmeren Herzinfarkterscheinungen als zuvor das Tuten der freien Leitung.
    »Hahaha… ja, haha, genau… Moment, ich muss nur kurz– Pia Winter, guten Abend und frohe Weihnachten.«
    Die Stimmung im Hintergrund ist ausgelassen. Es klingt, als wären viele Leute im Raum, alle quatschen wild durcheinander und freuen sich.
    »Hallo, Pia.« Wassagichjetztwassagichjetztwassagichjetzt… WAS ZUM HENKER SAG ICH JETZT ? »Sorry, dass ich so spät noch anrufe. Hier ist Feli.«
    » FELI !! Hey, naaaa… Das macht doch nichts! Wie geht es dir? Geht’s dir gut? Was machst du so? Frohe Weihnachten! Wo bist du denn so schnell hin gestern?«
    Herrschaftszeiten, so viele Fragen. So viele Fragen, die mir sofort zeigen, dass ihr Janosch immer noch nichts erzählt hat. Da bin ich mir sicher. Ich glaube, Pia hätte so viel Taktgefühl, mich nicht zu fragen, ob es mir gut geht, wenn sie davon wüsste. Er hat es ihr echt immer noch nicht gesagt. Warum bloß?
    »Ja… ähm… ja. Auch frohe Weihnachten«, halte ich vorerst für die beste Antwort.
    Wie frage ich jetzt nach Janosch? Ich traue mich nicht. Ich fühle mich wie damals, als ich mit dem selbst gebackenen Kuchen vor seiner Tür stand und mich bei ihm entschuldigen wollte.
    Da nimmt Pia es mir auch schon ab: »Du willst SICHER Janosch sprechen.«
    »Ja«, piepse ich.
    »Dacht ich mir. Ist gerade bisschen schlecht.«
    Warum?, schreit mein Herz, wieso? Ich frage zögerlich und mit brüchiger Stimme nach.
    »Er ist schon ins Bett gegangen.«
    »Ins Bett?« Ins Bett? Es ist doch erst elf, und seine Familie feiert. Das muss bedeuten, dass es auch ihm nicht besonders gut geht. Ist das denn niemandem aufgefallen? Nicht mal Pia, seiner engsten Vertrauten?
    »Ja, er war heute nicht so gut drauf. Ruhig irgendwie. Ich dachte zuerst, er wird vielleicht krank. Aber er hat gesagt, ihm geht es nicht so gut, weil…« Sie hustet und muss sich räuspern.
    WEIL ???? Jetzt macht sie es aber spannend! Wo sind wir denn hier? In einer Castingshow, in der es sich die Moderatoren angewöhnt haben, vor der Verkündigung, für wen es beim Telefon-Voting heute leider nicht gereicht hat, unerträglich lange Sprechpausen einzubauen?
    »Oh sorry, ich hab mich verschluckt.« Husthust. Räusperräusper. »So. Na ja, also Janosch hat gesagt, dass es ihm nicht so gut geht, weil er sich heute Mittag mit Karo gestritten hat.«
    Ähm… Ja… Gut…
    Das muss ich jetzt erst mal sacken lassen. Es geht ihm schlecht, weil er sich mit Karo gestritten hat. Mit KARO . Äh… nein? Mit mir hat er sich gestritten! Wegen mir sollte es ihm schlecht gehen!
    »Hattest du eine schöne Bescherung?«, fragt mich Pia.
    »Ja, das kann man wohl so sagen. Schöne Bescherung.« Mein Ton wird pampig. »Pia, ich muss wirklich dringend mit Janosch sprechen. Ist mir egal, dass er schon schläft. Weck ihn bitte auf.«
    »Bist du sicher? Das mag er gar nicht. Er war echt fertig. Was gibt es denn? Soll ich ihm was ausrichten?«
    »Was es gibt?«, wiederhole ich atemlos.
    Dann sage ich es einfach, und es ist mir schnurzpiepegal, ob die Weihnachtsstimmung bei Winters dadurch in den Keller sacken wird, schließlich erlebe auch ich wegen Janosch das furchtbarste Weihnachten meines Lebens. »Weil er sich vorletzten Freitag von mir getrennt hat, verdammt.« Ich spreche es aus ohne zu heulen. Rekord.
    »Jetzt komm, Feli, so wichtig kann es nicht sein, dass du schon schlechte Witze machst.«
    Ich kann meinen Rekord nicht lange halten. Mit weinerlicher, brüchiger Stimme sage ich ins Telefon: »Ich mache keine schlechten Witze, Pia.«
    Einen Augenblick lang ist es ganz leise am anderen Ende der Leitung, auch aus dem Hintergrund höre ich nichts mehr. Dann räuspert sich Pia wieder, diesmal in sehr ernstem Ton, und flüstert:

Weitere Kostenlose Bücher