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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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der Kiste und finde unter den Gesellschaftsspielen, die ganz unten lagen, noch ein einzelnes in buntes Papier verpacktes Quadrat, bei dem es sich– ein Geschenkeprofi wie ich erkennt das sofort– um eine CD handeln muss. Ich hole es ebenfalls aus der Kiste und entdecke noch einen Bogen Papier, der den Versand bestätigt. Darauf sind alle Artikel aufgelistet, die jetzt vor mir liegen– alle, bis auf die verpackte CD . Darunter steht das Datum, an dem die Bestellung aufgegeben wurde: Anfang Dezember.
    Ich verstehe das alles nicht. Sowohl meine Mutter als auch mein Vater haben mir mein Weihnachtsgeld doch bar auf die Kralle gegeben. Warum dieses großzügige Geschenk? Und, noch viel wichtiger: von wem?
    Mein Bruder sagt: »Der Posttyp meinte, das hätte schon an Weihnachten kommen sollen, es ist aber zu spät rausgegangen. Er sagt, da kann er nichts für.«
    »Jaja.«
    »Ist das von Mama?«
    »Keine Ahnung.«
    Während ich die verpackte CD in den Händen wende, begutachtet Fabi die unverpackten und plant schon, welche er sich nachher ausleihen und auf seinen iPod überspielen wird. Ich entfalte das Geschenkpapier sorgfältiger, als ich je etwas ausgepackt habe, und eine zweite Empfangsbestätigung fällt auf den Fußboden. Wie in Zeitlupe hebe ich sie auf. Dieser Artikel wurde vor etwas mehr als zwei Wochen der Bestellung hinzugefügt und mit einem Grußwort versehen:
    »Everything about you is how I’d wanna be.
    Your freedom comes naturally.
    Everything about you resonates happiness,
    No, I won’t settle for less.
    Give me all the peace and joy in your mind.«
    Das ist die erste Strophe von Bliss von MUSE , das weiß ich, ohne darüber nachzudenken. Ich wickle die CD aus, die mit dieser Grußkarte verpackt war: eine brandneue Ausgabe von Origin of Symmetry.
    »Feli?«, fragt Fabi, doch ich antworte nicht.
    Ich drehe den Zettel um. Aber mehr steht nicht darauf.
    Diese Zeilen wurden bereits Mitte Dezember getippt… Mitte Dezember… eine gefühlte Dynastie ist das her.
    Ich starre auf die Liedstrophe in meinen Händen und überlege: In diesem Song gibt es eine Zeile, die lautet: »Everything about you is so easy to love.« Auf einmal wache ich aus einer ganz anderen Art von Schlaf auf. Es ist nicht leicht, mich zu lieben, es ist sogar verdammt schwer. Geradezu sauschwer ist es, alles an mir zu lieben. Aber es ist auch nicht leicht, alles an Janosch zu lieben, und trotzdem tue ich es. Ich kann es nicht ändern. Warum sollte ich auf das dämliche Neujahr warten mit meinen Vorsätzen? Ich will, dass alles wieder gut wird. Jetzt. Und das muss ich erst einmal allein schaffen.
    Ich gehe duschen, ziehe mich an und stecke Janoschs grauen Pullover in die Waschmaschine. Ohne Termin gehe ich zum Friseur und lasse mir zehn Zentimeter von den ausgefransten Spitzen abschneiden. Als Letztes rufe ich meinen Vater an und sage ihm, dass ich sein Auto brauche, und zwar sofort.
    Als ich in seiner Wohnung ankomme, fragt er mich: »Geht es dir wieder besser? Kein Liebeskummer mehr?«
    »Doch. Aber ich arbeite daran.«
    »Genau. Genau so geht das, Fee. Du musst positive Energie aussenden, sonst kannst du nicht geliebt werden.« Er strahlt mich an.
    Jajaja. Mein Vater schickt häufiger positive Energien ins Weltall, die ihm ein besseres Leben bescheren, frei nach dem Motto: Gebe und dir wird gegeben, liebe und du wirst geliebt, ungefähr so. Er ist extrem gut gelaunt, seit er Energien ins Weltall schickt, an Fügung statt Zufall glaubt, Dinge wie Du musst das Geld einfach fließen lassen predigt und Kurse besucht, in denen man lernt, irgendwelche Chakren zu öffnen. Also soll es mir recht sein.
    Ich erkläre ihm, dass ich sein Auto brauche, um meine ganz persönlichen Energien wieder zum Fließen zu bringen. »Ach ja. Außerdem brauche ich deinen Werkzeugkoffer und eine Bohrmaschine.«
    Er sieht mich einen Moment an, als glaube er, ich wolle meine Chakren mit diesem schweren Geschütz aufstemmen, doch dann lächelt er und reicht mir die Schlüssel.
    Kurz darauf sitze ich im Auto, verspüre aufgeregtes Prickeln und kontrolliere ein letztes Mal, ob der Umschlag mit den Geldscheinen noch in meiner Tasche ist. Ist er. Dann kann es ja losgehen. IKEA ahoi!
    Als ich drei Stunden später das Haus betrete, in dem sich meine Wohnung befindet, fällt mein Blick als Erstes auf die Erdgeschosswohnung, aber ich klingele nicht. Deswegen bin ich nicht hier. Ich atme den Geruch im Treppenhaus ein. Riecht nach Zuhause.
    Dann beginne ich, den ganzen Kram

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