Pinguine lieben nur einmal
geht.
»Was soll das denn jetzt heißen? Sag mir endlich, was los ist! Können wir uns nicht irgendwie treffen und drüber… Ich meine, glaubst du wirklich, dass wir es… lassen sollten?«
Er sagt wieder lange nichts. Dann antwortet er leise: »Ja.«
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Nicht mal unbedingt, dass er diese Antwort nicht geben würde, aber ich dachte, er würde es etwas rücksichtsvoller formulieren. Etwas verschleiert.
»Okay.«
»Du findest es nicht okay.«
»Nein, aber ich kann dich schlecht zwing …«
»Feli, ich muss dir was sagen«, fällt er mir ins Wort. »Ich sollte das nicht am Telefon machen, nur… Ich weiß auch nicht. Als du am Freitag gegangen bist, da kam es mir wirklich so vor, als wäre ich verrückt gewesen, als ich dachte, das mit uns könnte funktionieren. Du warst weg. Und Karo war da. Wir haben viel geredet. Ich hab so viele Sachen… verglichen, verstehst du? Sachen, die zwischen Karo und mir immer so viel leichter waren als zwischen dir und mir. Mir kam es so vor, als wären zwischen uns tausend Barrieren, und wir haben die ganze Zeit versucht, um sie herumzuklettern, anstatt sie… wegzuräumen. Zwischen Karo und mir gab es dagegen nie Barrieren, weil ihr Leben genauso ist wie meins. Ich weiß nicht, ob wir das je aus dem Weg räumen können. Ich meine, du guckst mich an und siehst irgendwas in mir, von dem ich gar nicht weiß, ob ich es will, weil ich es selbst nicht kenne. Versteh mich bitte nicht falsch: Es hat sich wirklich schön angefühlt, dass du immer ganz normal zu mir warst, aber vielleicht machen wir uns etwas vor, wenn wir glauben, dass das ausreichend ist. Ich will dich nicht umkrempeln, genauso wenig will ich selbst umgekrempelt werden, aber wir hätten immer Probleme, die du mit einem Freund, der sehen kann, nicht hättest, genauso wie ich sie mit einer Freundin, die nicht sehen kann, nicht habe. Du hast selbst mal gesagt, dass du das Gefühl hast, nicht für mich konstruiert zu sein.«
»Wenn du darauf anspielst, dass ich unordentlich bin und so, dann… und… du hast gesagt, dass das Mist ist.«
»Ja. Ja, ich will dir doch nur erklären, was mir seit Freitag alles durch den Kopf gegangen ist. Und dann stand letzten Sonntag plötzlich Karo vor meiner Tür. Wir haben noch mal darüber geredet, und es schien auf einmal so viel einfacher, wenn… ich weiß auch nicht. Irgendwann hat sie angefangen, mich zu küssen, und…«
Mehr ertrage ich nicht. »Ist schon okay, Janosch. Ich hab’s kapiert. Es ist einfacher.«
»Nein, Feli, bitte, jetzt hör mir bis zum Ende zu.«
»Das möchte ich aber nicht.«
»Bitte, Feli, bitte…«
»Ist doch egal.«
»Nein, ich will nicht, dass du denkst, ich hätte mit ihr geschlafen. Sie hat mich nur geküsst, und für einen Moment schien alles so einfach, aber dann hab ich gemerkt, dass…«
»Ich will es nicht hören.«
Damit lege ich auf. Ich mache die ganze Nacht kein Auge zu.
27. DEZEMBER- 4 TAGE
EIN ZIEL MUSS HER
Ich weiß nicht, warum ich Janoschs Geburtstag immer noch als eine Art Orientierungspunkt betrachte. Klar, es ist auch Silvester und damit der letzte Abend dieses Jahres, jener Abend, an dem man bekanntlich lauter Vorsätze fasst, die man sowieso wieder bricht.
Ich bin eben aufgewacht, weil es an der Tür geklingelt hat. Aus dem Fenster sehe ich einen gelb gekleideten DHL -Mann, der vor unserem Hoftor steht, irritiert an der Hauswand nach oben starrt und auf ein Lebenszeichen wartet.
Ich höre Fabi zur Haustür poltern, beobachte, wie er unten am Hoftor erscheint, dem Lieferanten ein großes Paket abnimmt und wieder im Haus verschwindet. Dann ruft er meinen Namen.
»Komme gleich«, sage ich viel zu leise, als dass er es hören könnte.
» FELI !!«, kreischt er daher noch mal. » HIER IST EIN PÄCKCHEN FÜR DICH ! VON AMAZON ! VOLL DAS RIESENTEIL , WAS HASTEN WIEDER ALLES BESTELLT ??«
Ein Amazon-Päckchen? Voll das Riesenteil? Da ich ausnahmsweise mal nichts bestellt habe, stürme ich gespannt nach unten. Fabi hat das Päckchen auf den Esstisch gestellt.
»Das ist sicher für mich?«, frage ich noch mal nach. Das Päckchen hat in der Tat größere Ausmaße als meine gewöhnlichen Bestellungen.
»Jop. Steht dein Name drauf.« Er hilft mir, das Klebeband von den Rändern der Pappe zu lösen und das Päckchen aufzumachen. Ich schlage den Deckel auf.
Vor mir liegt meine komplette Amazon-Wunschliste. Vier CD s, eine DVD , zwei Spiele und vier Bücher. Ach, du Schreck.
Ich hebe alles aus
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