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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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Rülpsebenen aufbauen und dummes hohles Zeug reden, aber Flirten ist nicht meins. Die meisten meiner Versuche scheitern und tragen keine Früchte. Und das obwohl diese Früchte echt gut schmecken.
    Trotzdem mache ich mich schick. Schick machen ist zwar bei mir anders definiert als bei einem Mädchen wie Steffi, aber ähnlich wie bei Mädchen wie Steffi führt es auch bei mir dazu, dass ich mich besser, schöner und begehrenswerter fühle, wenn ich vor einer Party ein bisschen Zeit in mein Äußeres investiert habe.
    Ich dusche, shampooniere und creme mich ein, besprühe mich mit Parfüm, stehe dann eingebademantelt vor dem Kleiderschrank und bete um modische Erleuchtung.
    Eine Party. Also etwas, worin ich auffalle. Etwas Auffallendes besitze ich nicht, denn ich tauche am liebsten unter. Ich möchte nicht, dass jemand mich ansieht und sich fragt: Was zum Henker ist denn mit der passiert?
    Etwas, worin ich mich sexy fühle. Mhm, ehrlich gesagt fühle ich mich eigentlich nie sexy. Nicht mal in Reizwäsche. Nicht, dass ich vorhabe, in Reizwäsche auf die Party zu gehen. Nicht, dass ich Reizwäsche überhaupt besitze!
    Zum Ende der Operation Kleiderschrank bin ich zufrieden und unzufrieden zugleich. Der Jeans-Top-Sweatjacke-Mix ist nicht wirklich innovativ, auf keinen Fall auffallend und ungefähr so sexy wie ein Spiegelei. Auf jeden Fall wird mich niemand stirnrunzelnd fragen, was denn mit mir passiert sei. Ich bin ich und bleibe immer ich.
    Hallo, mein Name ist Felicitas Grün, ich bin langweilig und kompliziert. Kurzum: Ich bin eine extrem spaßige Partybegleitung.
    WIR TANZEN AUF DEN TISCHEN, DIE STIMMUNG IST BESCHISSEN
    Ich weiß, warum ich nicht gerne auf Partys gehe. Die hier bestätigt das mal wieder.
    Echt klasse, so ’ne Party, auf der soeben zum gefühlt hundertsten Mal Remmidemmi von Deichkind läuft.
    Ich hab mich extra unauffällig angezogen– und wofür? Dieser tolle Simon ist gar nicht hier, die Wohnung platzt aus allen Nähten, weil nicht nur die Hausbewohner da sind, sondern– so scheint es jedenfalls– alle Menschen, die Steffi in ihrem ganzen Leben jemals getroffen hat. Ich bin eben in der Küche einem Mann über den Weg gelaufen, von dem ich schwören könnte, dass er eine Dozentenstelle an unserer Uni hat.
    Die Musik ist viel zu laut, und alle Anwesenden brüllen dazu mit.
    Cem hat sich in ein schniekes Hemd gezwängt und erforscht darin die Party. Er bewegt sich rhythmisch vorwärts und redet alle zehn Zentimeter mit einem Menschen, den er bereits kennt/noch nicht kennt, aber gerne kennenlernen möchte.
    Wäre Sophie jetzt hier, könnten wir zusammen eine Überdosis Sekt trinken und über Steffi herziehen, die sich nicht zwischen ihrem neuen Mitbewohner Mirko und einem kahlgeschorenen Gangsterrapper entscheiden kann. Ich beobachte das explosive Flirt-Bermudadreieck mit wissenschaftlichem Interesse, während ich in einer Ecke auf dem Boden sitze und mich an meinem Sekt festhalte, den ich stilecht aus einem Plastikbecher schlürfe. Cem könnte sich wirklich mal meiner annehmen. Aber nein. Stattdessen denkt er nur an sich und hat Spaß.
    Warum hat dieser Simon– ich möchte mir angewöhnen, ihn dieser Simon zu nennen, weil das klingt, als wär mir sein Nichterscheinen total schnuppe– denn gesagt, dass er sich mit mir treffen möchte? Das klang doch total nach Verabredung, oder habe ich da mal wieder was missverstanden? Ich dachte schon einmal, ein Junge wollte eine Vieraugenverabredung mit mir, dabei hatte er mich nur zu seinem Geburtstag eingeladen. Es war todpeinlich. Ein Moment, in dem ich mich geschämt habe wie noch nie. Ich hatte nicht mal ein Geschenk dabei, und an meinem Körper hingen Fetzen des Versuchs, sexy wirken zu wollen. Aber so was härtet bekanntlich ab. Die richtig großen Fettnäpfe des Lebens machen einen stark. Wenn dem wirklich so wäre, könnte ich Arnold Schwarzenegger locker im Armdrücken schlagen und anschließend weitere drei Fortsetzungen von Terminator drehen.
    In einem Film mit der ehemaligen Highschool-Romanzen-Allzweckwaffe Freddie Prinze Junior würde ich jetzt– vorausgesetzt ich wäre die entleinhässliche Hauptdarstellerin– zur exzessiven Alkoholikerin mutieren und die Flasche Tequila da vorne in einem Zug abpumpen. Aber mir ist nicht nach trinken. Die Gefahr ist zu groß, dass ich dann Spaß entwickle, und ich möchte gerade lieber depressiv sein. Die Wahrheit ist, dass ich Tequila ersatzlos aus meinem Leben gestrichen habe, seit ich ihn einmal ziemlich

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