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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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unfeierlich erbrochen habe.
    Cem findet irgendwann doch Interesse an mir, schaut vorbei und donnert mir mit alkoholgeschwängertem Atem ein » YIPPIEHYIPPIEHYEAHKRAWALLUNDREMMIDEMMI «ins Gesicht (Cem kann übrigens nicht singen, egal wie es um seinen Blutspiegel bestellt ist, er ist furchtbar unmusikalisch).
    »Wo ist er?«, brüllt er.
    Kann nicht mal einer die Knallbumm-Musik leiser stellen! Das ist Ruhestörung! Hallo? Hört mich denn keiner? Nö. Natürlich hört mich keiner, die Musik ist schließlich viel zu laut.
    »Wer?«, frage ich scheinheilig.
    »Na, Simon!«
    »Ach so, dieser Simon. Der hat es sich wohl anders überlegt.«
    »Och, Schatz.« Cem hält es für nötig, mir über die Wange zu streicheln.
    Ich winke ab. »Bin müde. Ich geh pennen«, erzähl ich ihm. Oh ja, schlafen, herrlich! WIE SOLL ICH DENN BITTE PENNEN ? Krawallundremmidemmiyippieyippieyeahyippieyeah …und alles brüllt: » Auf dem Foto in der Küche sieht sie aus wie KATJA EPSTEIN ! «
    Ich rappele mich auf und flüchte vor Deichkind.
    Dann erkenne ich: Womöglich war Simons ungezwungene Aussage, man sehe sich vielleicht bei Steffi, nicht unbedingt ein Versprechen. Dennoch fühle ich mich, als hätte er mich hängen lassen.
    Ich drücke ein paar Partywütige, sage mehrfach »Wir sehen uns« oder »Schönen Abend noch« und lasse mir spontan einfallen: »Ja– nee, quatsch, super Abend, bin voll traurig, dass ich schon gehen muss, aber ich muss morgen früh raus. Wieso? Ähm, weil mein Bruder Geburtstag hat, deshalb.«
    Das ist zwar gelogen, aber wenn es wahr wäre, wäre es höhere Gewalt, deswegen verzeiht mir jeder, dass ich nach zweieinhalb Stunden Qual das Fest verlasse.
    GELESEN VON RUFUS BECK
    Schön abschminken (ich Depp war geschminkt), schön die unbequeme Unterwäsche ausziehen (ich hatte zwar unbequeme Unterwäsche an, den Verstand jedoch aus), schön abduschen, um die feinen Düfte abzuwaschen (ich benutze feine Düfte, aber leider nicht meine Erfahrung, dass das mit mir und der Zwischenmenschlichkeit auf Partys eh nichts wird), dann lege ich mich ins Bett (dazu fällt mir keine dumme Bemerkung ein).
    Der Beat wummert neben mir wie bescheuert. Ich glaube, das Partyepizentrum befindet sich direkt neben meinem Kopf.
    Ich werde nie im Leben einschlafen können.
    In meiner Verzweiflung versuche ich mich mit Fernsehen abzulenken, aber es läuft nichts. Eine höhere Macht muss sämtlichen TV -Sendern weisgemacht haben, dass sie an Samstagen geschlossen Comedy-Müll zeigen müssen. Sublustige Menschen in rosa Nickianzügen oder dämlichen T-Shirts, auf die Sprüche aus dem eigenen Repertoire aufgedruckt sind, torkeln in meiner Flimmerkiste umher und wollen, dass ich über sie lache. Gibt nix zu lachen. Fernseher wieder aus.
    Ich bin mal wieder an dem Punkt angelangt, an dem nur noch Harry und Rufus meinen Schlaf heraufbeschwören können.
    Also starte ich das Hörbuch, kann aber durch das Wummern des Basses, der so laut ist, dass er in meiner Magengegend vibriert, kein einziges Wort verstehen. Ichdrücke so lange auf dem Volumen-Plus-Zeichen herum, bis mir der Daumen wehtut, und kann endlich mit viel gutem Willen und jahrelanger Übung Herrn Becks Stimme erkennen, wie sie schaurig Mad-Eye Moody spricht.
    Ich bin unzufrieden. Der tosende Mob da drüben hat super viel Spaß. Immerhin war ich auf Spaß eingestellt. Also wirklich mal: Ich hatte Unterwäsche an, die beim Sitzen mit meinem Hintern Sachen angestellt hat, von denen echt keiner lesen will! Warum konnte ich mich nicht einfach integrieren?
    Auf einmal bin ich sauer, weil die Party einfach so ohne mich weitergeht und nicht wenigstens irgendjemand so traurig über meine Abwesenheit ist, dass er rüberkommt, um nach mir zu sehen. Ich gebe es zu: Als ich mich verabschiedete, habe ich gehofft, man würde mich bitten zu bleiben.
    Ich wandere in der Wohnung umher, um mich abzulenken. Mit jedem Schritt, den ich mich von meinem Zimmer entferne, wird Rufus leiser.
    In der Küche lege ich ein Kaffeepad in die Maschine, weil mein Körper mir signalisiert, dass eine Tasse Kaffee nun ganz nett wäre. Erst nachdem ich den Knopf für eine große Tasse gedrückt habe, fällt mir der Denkfehler auf, der diesem Instinkt zugrunde liegt. Also lasse ich die volle Tasse in der tropfenden Maschine stehen und gehe haareraufend zurück in mein Zimmer. Dort ziehe ich mir einen Pulli über und akzeptiere die Tatsache, dass ich so schnell nicht einschlafen werde. Ich klaue eine Ladung Batterien aus Cems

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