Pinguine lieben nur einmal

schließlich zu mir, dass er nur so mein Kumpel sein wolle und ich ihm lieber gewesen sei, als ich das auch sein wollte. Also fügte ich mich und begab mich wieder auf die Rülpsebene mit Jojo. Damit bin ich auch irgendwie besser gefahren.
    Diesmal ist alles anders. Da kommt ein Mann daher, der mein Aussehen gar nicht kennt und mich einfach blöd findet, ohne meinen Charakter zu erforschen. Jemand, der sich nicht die geringste Mühe gibt, sich ein Bild von mir zu machen. Der nicht mal diese dämliche Rülpsebene aufbauen will. Daran bin ich nicht gewöhnt, denn meistens finden mich andere Menschen sympathisch und sind bereit, sich wenigstens auf eine sporadische Bekanntschaft mit mir einzulassen.
    Ich könnte es darauf schieben, dass Janosch gut aussieht und deswegen vielleicht oberflächlich und hochnäsig ist, aber da ich nicht weiß, ob er sich seiner Attraktivität bewusst ist, ist das nicht die einzige Lücke in dieser Theorie.
    Ich beschließe, dass Janosch ein Idiot ist.
    Im nächsten Moment revidiere ich diese These und beschließe, dass Janosch bloß einen schlechten Tag hatte. Oder auch eine schlechte Woche. So ein Umzug schlaucht schließlich. Er befindet sich in einer vollkommen neuen Umgebung und muss sich erst daran gewöhnen, das wird für ihn nicht so einfach sein.
    Damit bin ich zufrieden. Ich werde also weiterhin nett zu ihm sein, brav Hallo und Tschüss sagen, vielleicht können wir ja doch noch irgendwann ein Weinchen oder Kaffeechen zusammen trinken, so wie ich es mit den anderen Hausbewohnern von Zeit zu Zeit tue.
    Das muss möglich sein. Ich will gemocht werden, verdammt!
    Zwei Stunden später liege ich immer noch wach und zerbreche mir den Kopf.
    Nicht einschlafen zu können macht mich wahnsinnig. Dagegen gibt es nur ein Mittel.
    Ich knipse das Licht an und fische aus einem der Bücherstapel mein Einschlafmittel: ein Hörbuch. Nicht irgendein Hörbuch. Es hilft nicht jedes, es hilft nur Harry Potter.
    Wenn Rufus Becks Stimme weich durch meine Gehörgänge säuselt und ich ganze Passagen in Gedanken auswendig mitsprechen kann, kommt der Schlaf von selbst. Zwischen meinem zehnten und meinem dreizehnten Lebensjahr konnte ich ohne diesen Mann überhaupt nicht einschlafen.
    Ich bin ein ziemlicher Harry-Potter -Freak. Aber das macht nichts, denn ich stehe dazu.
    Wenn ich die Wahl zwischen tausend Euro und einem Treffen mit Joanne K. Rowling hätte, müsste ich keine Sekunde überlegen, um mich für das Treffen zu entscheiden. Was ich sie dann fragen würde, weiß ich allerdings nicht. Nee, das ist gelogen. Natürlich weiß ich das.
    Ich stelle die Stereoanlage extrem laut. Herr Beck brüllt mir Harry Potter und der Feuerkelch in die Ohren. Mein Gehirn schaltet auf Standby und lässt mich endlich in Frieden.
    DU MACHST EINE PARTY, WIE NETT VON DIR
    Es ist Anfang Oktober, und ich habe die vorlesungsfreie Zeit allmählich satt.
    Ich habe wirklich unterschätzt, wie langweilig es sein kann, nichts zu tun. Die Langeweile ist aber gar nicht das Schlimmste, sondern das schlechte Gewissen, das mich jeden Morgen packt, wenn ich mal wieder länger als bis neun geschlafen habe.
    Täglich nehme ich mir vor, etwas Aktivität zu zeigen und irgendetwas zu unternehmen. Aber jeden Abend liege ich im Bett und hasse mich ein bisschen dafür, dass ich diesen Vorsatz wieder nicht erfüllt habe. Zu meinen Lieblingsvorsätzen gehören Zimmeraufräumen, ein Regal kaufen, um endlich Herr über das Bücherchaos zu werden, und Sportmachen.
    Das mit dem Aufräumen scheitert daran, dass ich in Wahrheit gar nicht dahinterstehe. In mir drin wohnt ein Männchen, das mit geschwellter Brust und übergroßem Zylinder auf dem Kopf tönt, so gehe es nicht weiter, ich müsse aufräumen und mich meinem Alter entsprechend verhalten, blabla. Neben diesem Männchen steht ein weiteres, etwas kleineres, das auf den Namen Wahrheit hört und leise piepst, dass ich eigentlich nur zu faul bin. Dass ich es nicht mal gebacken kriege, ein dämliches Billy-Regal zu kaufen, geht mit dieser Problematik einher. Das Zylindermännchen labert großspurig, dass Feli kein Auto habe und nur deshalb kein Regal kaufen gehe. Auch hierauf hat das Wahrheitsmännchen eine unschlagbare Erwiderung auf Lager: Cem hat einen süßen Lupo, den er Feli jederzeit leiht. Aber in den Lupo passt kein Regal. Doch, weiß Mr. Wahrheit, das ist nämlich platzsparend verpackt. Daraufhin geraten Wahrheits- und Zylindermännchen in einen gepfefferten Streit. So geht das jeden