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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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Hände.
    »Hab ich doch schon. Weil es mir leidgetan hat. Und weil wir uns irgendwie nah waren und keine Ahnung, weil ich synaptische Fehlschaltungen hatte.«
    »Aha. Du hast mich also geküsst, weil du Mitleid mit mir hattest und weil deine Transmitter verrückt gespielt haben. Das klingt wirklich gut. Das hört man gerne.«
    »Was willst du denn sonst hören?« Jetzt bin ich aber mal gespannt, was er mir zu bieten hat.
    »Ich habe keine Ahnung. Deshalb frage ich. Ich habe gehofft, du gibst mir eine Antwort, die mir sagt, warum ich das überhaupt wissen will.«
    Hä? Wer von uns beiden ist jetzt verwirrt? Das klingt ja noch konfuser als mein Wortbrei!
    Wir schweigen uns an. Mein Gehirn arbeitet auf höchster Stufe. Warum stellt er mir diese Fragen? Warum will er unbedingt eine Antwort? Und warum weiß er nicht, was er hören will?
    Ob ich ihm die Wahrheit sagen soll? Ob er sie hören will? Ob er sie erwidert? In Gedanken beantworte ich all diese Fragen mit Nein, also schweige ich weiter.
    »Willst du noch Wein?«, fragt Janosch irgendwann.
    »Nein«, antworte ich, »ich vertrage keine zwei Gläser Rotwein.«
    »Ach so, damit hätten wir eine neue Theorie: Du warst Dienstagabend betrunken.«
    »Quatsch! Wenn ich betrunken gewesen wäre, hätte ich dir aus meinem Sexleben erzählt.« Kann mir mal bitte jemand sagen, warum ich das eben laut gesagt habe? Warum kann ich bei solchen Sachen die Wahrheit sagen? Warum? Bernhard Schlink hat so was von recht: Denken und Entscheiden haben einen Scheißdreck auf mein Handeln! Mein Mundwerk hasst mich. Und dieser Hass beruht auf Gegenseitigkeit.
    Janosch räuspert sich und sagt dann wieder ernst: »Okay, vielleicht sollten wir diese Unterhaltung vertagen.«
    Ah, dieses kluge Gerede!
    »Wenn dir der Satz schon so flüssig von den Lippen geht, wirst du sicher mal ein eindrucksvoller Anwalt.«
    Janosch schmunzelt nüchtern. Dann ändert er seine Meinung: »Ich will gar nichts vertagen. Sag’s mir. Ich will es wissen. Ich werde nicht oft geküsst und will wissen, warum.«
    Ich antworte nicht. Es bringt ihn dazu, mich in kindlicher Manier (kindisch sein ist nichts, was ihm ähnlich sieht) eine gefühlte Viertelmilliarde Mal »Warum?« zu fragen.
    Mir platzt schließlich der Kragen. »Jetzt stell dich nicht so an! Du weißt genau, warum Mädchen Männer küssen!« Ich springe vom Bett auf und laufe hin und her. Ohgottohgottohgott… Was hab ich denn da schon wieder gesagt???
    Ich lasse mich auf den Schreibtischstuhl plumpsen, der daraufhin ein gequältes Geräusch von sich gibt.
    Janosch atmet schwer und beginnt dann: »Hör zu, Feli, du hast wahrscheinlich recht. Ich habe dich ziemlich, nun ja, ziemlich vertraut berührt, und du bist einer von den Menschen, die sich alles zu Herzen nehmen und alles, was man tut und sagt, im Kopf hin und her drehen, bis sie zu einem halbwegs logischen Schluss gekommen sind.«
    » WAS ?« Also, diese Reaktion ist so was von unverschämt und leider auch unbefriedigend, dass es mir dieSprache verschlägt. Da tische ich ihm die ganze Zeit diese Lüge auf, und er will sie nicht glauben, und kaumsage ich die Wahrheit, kommt er mir mit dieser Lüge?!
    Wer war noch mal dieser Mensch, der gesagt hat, dass Frauen komisch sind und Sachen behaupten, die sie nicht so meinen? Wenn ich den treffe, bekommt er von mir– ich sag’s ganz ungeniert– eine aufs Maul.
    Janosch steht auf und zieht seinen Pullover glatt (er trägt fast immer schöne einfache Sweatshirts; heute ist es dunkelgrau). Er räuspert sich wieder und sagt leise: »Ich gehe lieber mal.«
    Wenn er jetzt abhaut, töte ich ihn! Dann hätte ich meine Haare ja völlig umsonst teils vernichtet, teils mit vierzig verschiedenen Produkten gepflegt.
    »Du… du magst mich also nicht?«, schließe ich und finde, dass meine Stimme erstaunlich dominant und fest klingt.
    »Ich… mag ? Das ist doch gar nicht das Thema!«
    Ich stelle mich vor ihn und pikse ihn in die Brust. »Natürlich ist das das Thema!«
    »Nein. Ich wollte wissen, warum du es getan hast, weil ich wissen wollte, was du antwortest. Du kannst mir nicht mal sagen, dass es irgendwas mit deinen Gefühlen zu tun hatte. Stattdessen redest du drum herum, willst erst gar nicht antworten und sagst dann etwas total Universales. Was weiß ich, warum Mädchen Männer küssen! Bin ich ein Mädchen?«
    »Komm mir ja nicht mit so einem Geschlechterding, ich hasse das.« Ich hasse das wirklich. »Natürlich hat es etwas mit meinen Gefühlen zu tun!«
    Mit

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