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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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nicht, vielleicht willst du schon mal den Wein einschenken? Steht direkt neben dir auf dem Nachttisch. Brauchst keinen Öffner, hat Drehverschluss, ist vom Aldi, aber nicht schlecht!« Jaja, the show must go on und so weiter, bloß weiterquatschen, das rettet mit Sicherheit die Situation. Als ob ich mich mit Wein auskennen würde! Ich weiß nur, dass ich von rotem schneller betrunken bin als von weißem. Damit ist mein Weinwissen erschöpft.
    Ich reiße die Deckel von den CD -Kisten und kann auf den ersten Blick sehen, dass die DVD nicht dabei ist. In der Kiste mit den Notizen ist sie auch nicht, das heißt, sie ist nirgends, schließlich bin ich mit der Ordnung meiner CD - und DVD -Sammlung pingelig.
    Dann fällt mir siedend heiß ein, dass ich sie vor über vier Wochen an Sophie verliehen habe. Das bedeutet, wir werden uns heute Abend wohl nicht den Vorleser ansehen, obwohl es auf der DVD sogar eine Hörfilmfassung gibt. Ich werde wahnsinnig. Dieses Mal sogar wirklich.
    Okay. Denk nach, was sagst du ihm jetzt?
    Hinter mir höre ich den Wein glucksen. Janosch schenkt ein und reicht mir ein Glas. Ich setze mich aufs Bett, nehme das Glas, stoße an und trinke erst mal. Wenn mir weiter so viele dumme Sachen passieren, während sich Wein in meiner direkten Umgebung befindet, werde ich in kürzester Zeit Alkoholikerin sein.
    »Also… jaaa, das ist jetzt irgendwie doof«, fange ich an.
    »Lass mich raten: Du hast die DVD nicht hier?«
    »Ich habe sie Sophie ausgeliehen«, piepse ich.
    »Man könnte jetzt annehmen, dass die DVD nur ein Vorwand war, um mich in dein Zimmer zu locken und abzufüllen.«
    »Ja… könnte man. Tut man aber nicht.«
    »Natürlich nicht.«
    »Gut. Sorry.«
    »Ist kein Problem. Eigentlich ist es mir sowieso lieber, wenn ich den Originaltext kenne, um die Verfilmung besser beurteilen zu können.«
    » ECHT ?«, frage ich, nachdem ich kurz aus allen Wolken gefallen bin. »Das ist bei mir genauso! Ich lese immer erst das Buch, bevor ich mir eine Verfilmung ansehe.« Jop. Wir haben so viel gemeinsam, wir haben so viel gemeinsam, singsange ich in meinem Kopf.
    »Und, was machen wir jetzt?«, fragt Janosch und trinkt von seinem Wein.
    Ich hätte da mehrere tolle Ideen: Küssen? Knutschen? Kuscheln?
    »Ich…« HAAAHAAAA , plötzlich habe ich einen Einfall. Mich überflutet die Begeisterung von dieser Idee geradezu. Ich springe vom Bett auf, zerstöre einen der ordentlichen Buchstapel, indem ich unachtsam einen Roman aus der Mitte ziehe, und lasse mich mit einem schmalen weißen Band wieder neben Janosch fallen.
    Und dann– puff!– ist sie weg, die Begeisterung von mir selbst!
    »Ist vielleicht auch ’ne blöde Idee«, spreche ich laut aus, was in meinem Kopf vorgeht.
    »Was denn?«
    Statt zu antworten, räuspere ich mich, schlage das erste Kapitel auf und lese: »Erster Teil. Eins. Als ich fünfzehn war, hatte ich Gelbsucht. Die Krankheit begann im Herbst und endete im Frühjahr …«
    Janosch sagt nichts, unterbricht mich nicht, lehnt sich bloß gegen die Wand und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. In seinen Augen ist es wohl keine blöde Idee. Also lese ich weiter.
    Plötzlich und viel zu schnell bin ich schon auf Seite einundzwanzig. Mir fällt eine Passage auf, die ich unterstrichen habe, und ich überfliege sie schnell, bevor ich sie laut lese.
    »Wenn der begehrliche Blick so schlimm war wie die Befriedigung der Begierde, das aktive Phantasieren so schlimm wie der phantasierte Akt – warum dann nicht die Befriedigung und den Akt?«
    Janosch lacht leise. Ich sehe ihn an. Er lacht nicht auf die unreife Art und Weise wie die Jungs in der Schule, als wir das Buch in der elften Klasse besprochen haben. Nicht so, wie wenn man überspielen will, dass das Thema einem unangenehm ist.
    »Was?«, frage ich ihn.
    »Nichts. Das ist nur… das ist eine gute Stelle.«
    »Ich habe sie mir unterstrichen. Ich finde sie perfekt!«
    »Inhaltlich oder literarisch?«, fragt Janosch.
    Ich freue mich, dass er mir eine derart interessante Frage stellt und meinen Kommentar nicht einfach so mit einem gleichgültigen Aha oder Ach so hinnimmt.
    »Beides. Ich finde sie stilistisch perfekt und außerdem … na ja, ich meine«, jetzt begebe ich mich auf eine Ebene, auf der es mir unangenehm wird. Mit Janosch über Befriedigung und Akt und Fantasie zu sprechen, scheint mir so, als würde ich mich ihm aufzwingen, »das ist doch jedem von uns schon mal so gegangen.«
    »Was? Befriedigung der Begierde oder aktives

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