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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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Fantasieren?«
    »Beides«, meine Stimme ist sehr leise, »und– fantasierter Akt.« Wenn er wüsste, welche Akte ich in den letzten Wochen fantasiert habe, er würde… ja, was wohl? Ich setze mein Weinglas an.
    Janosch faltet die Hände ineinander und fragt dann: »Was würdest du sagen: Hast du Dienstagnacht Begierde befriedigt oder aktiv fantasiert?«
    Ich verschlucke mich so heftig an dem Wein, dass ich fürchte zu ersticken. Vielleicht ersticke ich aber auch an Scham. Geht das überhaupt? Ich glaube, ja. Hoffentlich. Bitte, lass mich sterben, dann muss ich keine Antwort geben.
    Janosch lacht, tastet nach mir und klopft mir auf den Rücken.
    Ich bekomme wieder einigermaßen Luft und hechele: »Also… ich…«
    »Ist schon okay, ich wollte dich nur ärgern.«
    »Echt?«
    »Nein, eigentlich will ich schon wissen, was es war. Aber wenn du erst noch darüber nachdenken willst, kannst du das gerne tun.«
    Plötzlic h stolper t mi r die Antwort aus dem Mund: »Nein! Es ist ganz logisch zu erklären. Ich habe mich schlecht gefühlt, weil ich an deiner schlimmen Verletzung schuld bin.« BÄM , das ist ja noch besser als Sophies Ausrede!
    »Und wenn du dich schlecht und schuldig fühlst, küsst du?«
    »Ja. Also nein. Ach, ich weiß doch auch nicht! Warum fragst du mich das?« Warum tut er das so direkt? Warum kann er das so selbstbewusst und selbstsicher, so als ob er nichts zu verlieren hätte? Vorausgesetzt ein Kerl würde mich überraschend küssen (was nie der Fall ist), dann würde ich ihn niemals darauf ansprechen, weil ich solche Angst davor hätte, dass er nicht das antwortet, was mich glücklich macht. Ja, ich hätte Angst!
    »Weil ich es wissen will. Aber… ist egal. Lies weiter.« Er lehnt sich wieder zurück, verschränkt die Arme und schließt sogar die Augen.
    Ich räuspere mich und beschließe weiterzulesen. Die Worte fallen mir immer schwerer, nicht weil mein Gehirn spontan zu lesen verlernt hat (was ich ihm durchaus zutrauen würde), sondern weil die Worte so absolut stimmen! Sie passen zu mir und zu dem, was ich am Dienstag getan habe. Ich lese vor:
    »Ich meine nicht, dass Denken und Entscheiden keinen Einfluss auf das Handeln hätten. Aber das Handeln vollzieht nicht einfach, was davor gedacht und entschieden wurde …«
    »Haben Denken und Entscheiden Einfluss auf dein Handeln?«, unterbricht mich Janosch, die Augen immer noch geschlossen.
    Will er wirklich die Wahrheit hören? Dass ich nur noch an ihn denke, wenn ich denke, dass ich nur von ihm träume, wenn ich träume, und ihn schlicht aus dem Grund geküsst hab, weil ich in ihn verliebt bin?
    »Was?«, frage ich, damit ich Zeit zum Nachdenken habe.
    »Beeinflussen Denken und Entscheiden dein Handeln?«
    »Nein«, antworte ich dann, »und ja.«
    »Ach so und ich dachte schon, es würde Sinn ergeben.«
    »Manchmal ja, manchmal nein. Meistens nein. Meistens mache ich Sachen und frage mich im nächsten Augenblick, warum ich es getan habe. Ich handele eher intuitiv.«
    »Intuitiv? Welche Intuition bringt dich zum Küssen? Schuld und Mitleid?«
    »Hör auf damit«, bitte ich ihn.
    »Warum? Weil dir die falschen Antworten ausgehen? Gib mir halt die richtige.« Er leert sein Glas.
    »Wie kannst du das? So selbstsicher sein?«
    »Wenn ich nicht einigermaßen selbstsicher wäre, dann wäre ich wahrscheinlich schon ziemlich oft überfahren worden. Man lernt, auf sich selbst zu vertrauen.«
    Ich sehe ihn an. Die tollen Sachen, die er da am laufenden Band sagt, helfen mir nicht gerade. Warum muss Janosch auch noch tiefsinnig und klug sein? Kann er nicht einfach dümmlich grinsend und mit allerlei Gossensprache vom neuen BMW und dem letzten Bundesligaspiel schwadronieren? Das würde es mir wirklich leichter machen, ihn dauerhaft und nicht nur schubweise doof zu finden.
    »Sei selbstsicher und gib mir eine Antwort. Ich kann es nicht verstehen, deshalb brauche ich deine Antwort. Es ist schwer, einen Menschen zu verstehen, wenn du seinen Gesichtsausdruck nicht lesen kannst.«
    »Ich kann nicht selbstsicher sein«, gestehe ich.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es nicht bin! Ich kann ja kaum einen Fuß vor den anderen setzen, ohne einen Unfall zu bauen. Ich lade dich zum Filmgucken ein und habe die DVD gar nicht hier. Ich lasse meine Unterlagen rumfliegen, und andere müssen deshalb ins Krankenhaus. Wie soll man da selbstsicher sein?«
    »Kannst du mir bitte einfach sagen, warum du mich geküsst hast?« Janosch beugt sich vor und stützt das Kinn auf die

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