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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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eigentlich mit ihm über die Karo Sieben reden.
    »Komisch«, sage ich leise, »vor ein paar Wochen in der Uni habe ich Janosch mit einem Mädchen getroffen, das auch von seiner Mutter dafür bezahlt wurde, auf ihn aufzupassen. Er war ziemlich sauer.«
    »Ja. Er versucht im Moment, unabhängig zu werden. Er ist von zu Hause ausgezogen, weil seine Mutter überfürsorglich ist. Sie hat ihn früher immer zur Uni gefahren und so. Hat ständig Angst, dass ihm was passiert. Verständlich einerseits, aber Janosch, ich meine, Janosch ist der faszinierendste Mensch, den ich kenne, er braucht diese Überfürsorge gar nicht. Er hat mir davon erzählt. Es war die Tochter von der Therapeutin seiner Mutter.«
    »Von ihrer Therapeutin?«
    »Ja, sie… Janosch ist eine harte Nuss, und die ist er, seit ich ihn kenne. Sie braucht jemanden, um darüber zu reden. Es ist wohl viel Mist in seiner Familie gelaufen, aber das sind Sachen, die ich dir nicht erzählen sollte.«
    Na super. Ich wollte über Janoschs Ex sprechen, und jetzt bekomme ich Teileinblicke in seine Familie und Psyche. Obwohl ich nicht darüber nachdenken will, frage ich mich, was in der Familie passiert ist.
    »Also, eigentlich wolltest du wissen, wie lange ich Janosch kenne, und die Antwort ist: seit fast fünf Jahren. Warum?« Simon lehnt sich gegen die Arbeitsplatte und überkreuzt die Beine.
    »Weil… hat er sich in den letzten zwei Jahren verändert? Ich meine, war er schon immer so… launisch?«
    Simon lacht und sagt: »Definitiv. Er war schon immer so. Seine Mutter hat mal zu mir gesagt, Janosch redet einem durch seinen Sarkasmus ein schlechtes Gewissen ein, seit er reden kann. Es ist seine Art, damit umzugehen, denke ich.«
    Ich bin erleichtert. Meine Befürchtung war, dass diese hundert Millionen Jahre lange Beziehung derart wichtig für ihn war, dass ihr Ende ihn in ein psychisches Loch gestürzt hat. Ich setze alles auf eine Karte (auf die Karo Sieben) und frage Simon einfach direkt nach ihr: »Sag mal, wenn ihr seit fünf Jahren befreundet seid, dann kennst du auch Karo, oder?«
    »Karoline? Na klar, ich bin gut mit ihr befreundet.«
    »Wirklich? Das heißt, sie wohnt hier in der Gegend?«
    »Ja, sie studiert in Marburg Politikwissenschaften.«
    Ich senke den Kopf und verknote die Finger. Mist. Nach Marburg kann man ja spucken. Und sie studiert auch noch ausgerechnet ein Fach, das so furchtbar intelligent klingt wie Politikwissenschaften. Jede Toastscheibe kann ein Laberfach wie Anglistik studieren. Politisch gebildete Menschen wissen immer bestens über das Weltgeschehen Bescheid. Ich dagegen bin schon bedient, wenn ich weiß, wie Bundeskanzler und Bundespräsident heißen. Trotzdem würde ich nicht darauf wetten, dass mir unter Druck ihre jeweilige Parteizugehörigkeit einfällt.
    »Also ist sie klug?«
    »Ja!«
    »Und nett?«
    »Ja, sie ist einer von diesen Sonnenschein-Menschen, sie ist immer gut drauf.«
    Na, ganz toll. Das bedeutet vermutlich, sie würde nicht ausflippen, wenn ihr Mitbewohner aufgrund eines religiösen Rituals nachts ihren Lieblingssaft austrinkt.
    »Super«, finde ich nicht und sage es trotzdem. »Ist sie auch noch hübsch? Ich meine, so Sports - Illustrated -hübsch?«
    Simon klopft mir auf die Schulter. »Hat er dir irgendwas erzählt, um dich zu ärgern?«
    » NEIN ! Er hat mir gar nichts erzählt. Er hat erst die Bombe platzen lassen, dass er sieben Jahre lang mit seiner Ex zusammen war, und mich dann im Dunklen stehen lassen.«
    Simons Lachen verändert sich, er sagt eindeutig weniger euphorisch: »Zwischen euch wird’s ernst, oder?«
    »Ähm… das weiß ich nicht.« Wenn ich das wüsste, würde ich nicht so einen Aufstand machen. Wenn ich mir seiner sicher wäre, würde ich an einem Pool liegen, mir einen aufwendig mit Ananas und Schirmchen drapierten In-Cocktail reinziehen und das Leben genießen.
    »Ich muss die Getränke aus dem Auto holen gehen«, unterbricht Simon meinen imaginären Cocktailgenuss und rollt die Pulloverärmel hoch.
    »Okay. Wenn du Janosch noch siehst, kannst du ihm ja sagen, dass ich da war.«
    »Ja.«
    Als wir zusammen die Wohnung verlassen, sagt Simon zu mir: »Sie ist hübsch, aber nicht Sports - Illustrated -hübsch. Und Janosch schert sich eh einen Dreck darum.«
    »Ähm, okay, ja, so kann man es natürlich auch ausdrücken.«
    »Das war ein wörtliches Zitat. Das hat er mal zu mir gesagt.«
    In diesem Moment kommen Janosch und Pia gut gelaunt mit Paul zur Haustür herein. Pia begrüßt Simon und

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