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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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das schwöre ich.«
    »Dazu wirst du nicht mehr kommen«, erwiderte sein Hexenmeister. »Du weißt also überhaupt nichts über ihn?«
    »Nur etwas«, kaufte sich der Koloss von der schrecklichen Androhung los. »Ich – ich habe gehört, daß er ein – ein Finocchio sein soll.«
    »Finocchio?« wiederholte Panizza fragend.
    »Ein Schwuler«, übersetzte Pluto grinsend; er hielt offenbar für einen Witz, was womöglich eine wichtige Information war.
    »Denk weiter nach!« sagte der OSS-Agent. »Vielleicht fällt dir noch was ein.«
    Der Sizilianer betrachtete sein angeschwollenes Fußgelenk. Sein Gesicht wies die Schmerzen aus, die er litt, doch er jammerte nicht.
    »Nimm ihm die Fußschellen ab«, forderte der Amerikaner Pluto auf. »Fessle ihm dafür wieder die Hände. So«, ordnete er an, als es geschehen war, »jetzt bist du reisefertig, Molosso. Facciamo una passeggiata.«
    Der Vierschrötige nahm an, daß es ein Spaziergang in den Tod werden könnte; er stand schwerfällig auf, unfähig, sich noch seinem Ende entgegenzustemmen.
    Pluto holte seinen Schweinetransporter aus dem Schuppen. Mauro und Manfredo nahmen den Gefangenen in die Mitte und bedeckten ihn mit Stroh. Jack saß neben Pluto, der den Wagen nach Pisa chauffierte. Als sie an der Baustelle ankamen, waren die anderen, bis auf Herbie Miller, schon versammelt; Cassidy und fünf Italiener – das müßte genügen.
    »Wir müssen blitzartig zuschlagen«, erklärte ihnen Jack Panizza. »Wir fahren mit dem Lastzug zum Treffpunkt mit den deutschen Agenten. Wir lassen den Calabrese mit seinen Banditen so nahe wie möglich an den Lastzug herankommen – und dann: Feuer frei! Es ist verdammt riskant«, dämpfte er ihre Begeisterung, »aber die einzige Chance, die Banditen mit einem Schlag zu erledigen, bevor sie erfahren, was auf dem Plateau am Monte Serra geschehen ist.«
    Sie stiegen auf den Lastzug, verbargen sich hinter der Plane. Der Amerikaner ging um das Gefährt herum, überzeugte sich, daß nichts von ihnen zu sehen war; dabei erblickte er erstmals an der Windschutzscheibe die amtliche Bescheinigung der Geheimen Feldpolizei. Sein Deutsch war bescheiden, aber es reichte aus, um zu übersetzen, daß der Laster überall freie Durchfahrt hätte.
    Im letzten Moment stieß noch Herbie Miller zu seinen Freunden, offensichtlich bettwarm und brutal aus den Armen Gioias gerissen. Er kletterte zu den anderen in den Wagen. Pluto startete. Panizza saß in der Mitte, rechts der an den Armen gefesselte Molosso. Auf seinem Körper spürte er den Lauf der ›Smith & Wesson‹.
    »Zeig uns den kürzesten Weg!« forderte ihn der Amerikaner auf.
    Der Kraftprotz war nicht mehr in der Lage, Umwege einzubauen, und Jack hatte sich die Straßenkarte vorher genau angesehen.
    Der Morgen dämmerte bereits.
    Pluto jagte den schweren Laster mit Anhänger wie einen Rennwagen über den südwestlichen Feldweg; er schätzte, daß er in spätestens fünf Minuten das Ziel erreicht hätte.
    Auch als der Calabrese festgestellt hatte, daß sich Molosso verspätet haben mußte, wahrte er Gelassenheit und Umsicht, nur mäßig beunruhigt, wiewohl er durch seine Selbstherrlichkeit vor kurzem erst beim Kampf mit den gelandeten Amerikanern fünf Männer verloren hatte. Filippo, den der Calabrese nicht leiden konnte, weil er innerhalb des Clans bereits als sein Nachfolger gehandelt wurde, erhielt von ihm den Auftrag, 300 Meter weiter östlich als Vorposten zu sichern. Mochte sich der Klugscheißer bei dieser Maßnahme, die der Calabrese für überflüssig hielt, da man das Motorengebrumm des schweren Lasters sowieso früher hören, als man ihn sehen könnte, Plattfüße in den Leib stemmen.
    Der Mann mit den verwachsenen Augenbrauen und der zu kurz geratenen Stirn kauerte am Nordostrand der Pineta, geduldig wie eine Katze, sprungbereit wie ein Panther. Er war voller Verachtung für die beiden RSHA-Agenten, die vor Nervosität von einem Fuß auf den anderen traten wie Kinder, die aufs Töpfchen müssen.
    Der Calabrese winkte Cesare herbei: »Schnapp dir dein Motorrad und fahr Molosso entgegen.«
    »Wie weit?«
    »Bis du ihm begegnest, Dummkopf! Notfalls bis zum Plateau.«
    Cesare rannte hastig weg.
    »Calma, Signor Neuner«, versuchte der Calabrese den Wortführer der beiden Deutschen zu beruhigen. »Ich kann Molosso auch nicht herbeizaubern, aber Sie wissen doch genauso gut wie ich, wie zuverlässig er ist.«
    »Darum fürchte ich ja, daß es diesmal nicht geklappt hat«, erwiderte Neuner mit

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