Pinien sind stumme Zeugen
geschwollen und schmerzten unerträglich.
»Bringt ihm etwas Wasser«, forderte der Vernehmende und löste ihm die Handschellen. Sein Lächeln war vergiftet. »Er soll es richtig bequem haben.«
Der Geschundene trank das Glas in einem Zug leer. Er schlenkerte mit den Armen, um sie wieder zum Leben zu erwecken. »Könnt ihr mir nicht auch die Fußfesseln lösen?« fragte er.
»Das eine oder das andere«, winkte der Amerikaner ab. »Wir wollen mit dir kein Risiko eingehen. Da siehst du mal, wie wertvoll ein Halunke werden kann.«
Panizza schickte alle bis auf Pluto hinaus, um Fausto nicht allein die Bewachung der Umgebung zu überlassen.
»Du hast also die Strolche angeführt, die bei Calambrone den Trupp I der ›Blow-up‹-Leute in die Falle gelockt haben.«
Molosso nickte.
»Wer führte die zweite Gruppe bei Mirigliano?«
»Il Calabrese.«
»Wie heißt dieser Mann wirklich?«
»Das weiß ich nicht«, behauptete der Vernommene. »Man nennt ihn den Calabrese, wie man mich Molosso nennt …«
»Wo sollten die abgeworfenen Waffen übergeben werden?« Panizza zog die Skizze, die bei ihm gefunden worden war, aus der Tasche. »Hier vielleicht, am Nordostrand von Tombolo?«
Der Koloss bestätigte es wieder durch ein Kopfnicken.
»Wann?«
»Möglichst noch in der Nacht – spätestens im Morgengrauen.«
»An wen?«
»An zwei deutsche Agenten. Sie haben uns den Lastzug leer zur Verfügung gestellt und wollen ihn beladen nach Milano zurückfahren. Die Übergabe wickelt immer der Calabrese ab.«
»Er wartet jetzt also auf euch und die Waffen, die ihr ihm bringen sollt?«
»So ist es«, bestätigte die Bulldogge.
Der OSS-Agent unterbrach die Vernehmung einen Moment. Er ging mit Pluto nach draußen, um sich mit ihm zu besprechen. Dann schickten sie Fausto mit dem Fahrrad weg, um die Genossen zusammenzutrommeln, soweit sie sich nicht schon im Versteck des Lastzugs, einer stillgelegten Baustelle, aufhielten.
Dann setzte Panizza das Verhör fort; er hielt Molosso wieder die Skizze vor. »Sag mir genau, wie die Übergabe vor sich geht!« forderte er ihn auf.
»Hier«, erklärte der Gefangene und fuhr mit dem Finger auf dem eingezeichneten Feldweg entlang. »Das ist die einzige Zufahrt, sehr eng. Sie endet auf einer kleinen Wiese, unmittelbar vor der Pineta. Der Wagen rollt auf die Wiese.« Er zeigte den Punkt an. »Der Fahrer wendet gleich für die Rückfahrt; dann werden Lastzug und Fracht den Wartenden übergeben.«
»Die Waffeneinkäufer sind also bei der Übergabe dabei?«
»Bisher war es so …«
»Und sie zahlen in bar?«
»Sicher«, entgegnete Molosso. »Solche Geschäfte werden immer bar abgewickelt. Es handelt sich um ziemlich große Summen, in Siegerwährung natürlich – britische Pfund.
Mark oder Lire nehmen wir nicht.«
»Aber ihr arbeitet mit Deutschen und Italienern zusammen?«
»Wir arbeiten mit jedem zusammen, der uns etwas einbringt. Zuerst waren wir ausschließlich für die Amerikaner tätig, bis sie undankbar …«
»Was geschieht mit dem Geld?« unterbrach ihn der Fahnder.
»Es wird da angelegt, wo es am sichersten ist, in der Schweiz.«
»Das geht immer glatt?« fragte Panizza.
»Natürlich. Die Banken tauschen anstandslos die britischen Pfunde in Franken um – die machen doch jedes Geschäft.«
Der Amerikaner überlegte einen Moment lang. Molosso war im Denken längst nicht so ungeschlacht wie in seinem Aussehen. Auch er mußte Gerüchte vernommen haben, die Deutschen würden britische Pfundnoten fälschen. Aber wenn an den Bankschaltern im Tessin und in Zürich die sicher kritisch untersuchten Scheine in Empfang genommen wurden, konnten es keine Blüten sein. Dann hatten die Engländer vermutlich das Fälschungsgerücht selbst ausgestreut, um den schändlichen Waffenschacher zu stören.
»Wie heißen die deutschen Unterhändler?« fragte der Amerikaner. »Wie sehen sie aus?«
»Ich kenn' sie nicht«, behauptete der Gefangene, »aber der Calabrese …«
»Mauro!« rief der Amerikaner.
Der Junge stand sofort in der Tür. »Vielleicht brauch' ich dich doch gleich noch!« rief ihm der Inquisitor zu.
»Denk noch einmal nach, Molosso, ob du nicht doch den einen oder anderen kennst«, wandte er sich dem Unterführer der organisierten Gangster zu.
»Die Männer müssen aus dem Norden kommen«, stieß dieser hervor. »Es sind nicht immer die gleichen. Der Mann, der hinter ihnen steht, tritt nie persönlich in Erscheinung.«
»Du kennst auch seinen Namen nicht?«
»Nein,
Weitere Kostenlose Bücher