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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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erbeutet, zum anderen die Partisanen in Italien, Frankreich und Jugoslawien. Auch Zufallsfinder oder besonders schlaue Hitler-Aktivisten haben davon profitiert, die an ihre Zukunft dachten und den Schatz auf die Seite schafften.« Partaker nimmt einen Schluck Wasser. »Wir wissen mit Sicherheit«, fährt er fort, »daß nach dem Kriegseintritt Amerikas der Befehl an das ›Unternehmen Bernhard‹ (unter diesem Decknamen lief Himmlers Falschgeld-Aktion) ergangen war, auch Dollars zu fälschen. Wir wissen weiter, daß nach großen Schwierigkeiten erstklassige Greenback-Blüten kurz vor Kriegsende fertiggestellt waren, doch durch den plötzlichen Zusammenbruch kamen sie wohl nicht mehr in den Verkehr. Gegen Ende des Krieges wurde das Fälscherteam nach Süden in die ›Festung Alpenland‹ evakuiert; aber Oranienburg liegt in der heutigen Sowjetzone, und Sie können sich darauf verlassen, Mister President, daß die Russen das zum Teil unzerstörte Barackenlager genau untersucht haben.«
    »Sie meinen, die Sowjets stecken hinter diesen Blüten?«
    »Ich meine gar nichts, Mister President«, entgegnet der Experte. »Ich möchte Ihnen nur die Möglichkeiten aufzählen, die sich aus diesen unumstößlichen Tatsachen ergeben können: erstens also die Russen, die bei der weltweiten Auseinandersetzung zwischen Kommunismus und Kapitalismus ein Motiv hätten, unsere Währung zu ruinieren.
    Zum zweiten könnten die Häftlingsfälscher selbst – soeben wurden vier von ihnen in Paris verhaftet – Klischees und Papier auf die Seite gebracht haben und nun auf eigene Faust und zum eigenen Nutzen das tun, wozu der Nazi-Staat sie seinerzeit gezwungen hatte.
    Der Vertrieb der Blüten lief über Norditalien. Hier waren die Partisanen sehr aktiv, und die stärkste Gruppe stellten die Kommunisten. Wie wir alle wissen, verfügt die Partita Communista über schier unbegrenzte Geldmittel. Niemand kann sagen, ob sie aus dem Mussolini-Goldschatz stammen, ober ob sich die Genossen zu späten Erben von Oranienburg gemacht haben und sich – vielleicht sogar ohne Wissen der Sowjets – die Taschen füllen.« Partaker sieht, wie gebannt ihm seine Zuhörer, einschließlich des Präsidenten folgen: Er hat sie mit seinen Schlüssen und Vermutungen überfahren.
    Wie hilfesuchend sieht sich der Präsident nach Craig Ginty um, nickt ihm zu.
    »Ich kann mich diesen Ausführungen nur voll anschließen«, stellt der FBI-Experte fest. »Ich kenne das ›Unternehmen Bernhard‹ aus eigenen Recherchen und aus den Akten. Mr. Partaker und ich haben uns durch einen Berg von dreißig Dossiers gegraben. Was James hier vorbringt, entspricht voll meiner Meinung.«
    »Fahren Sie fort, Mr. Partaker«, fordert ihn Harry S. Truman auf.
    »Eine mindestens genauso logische Möglichkeit ist kaum weniger gefährlich. Ich nehme an, es ist in diesem Kreis bekannt, daß wir während des Krieges die Hilfe der Mafia in Anspruch genommen haben, und zwar nicht nur bei den Gewerkschaften im Hafen von New York, sondern auch bei der Landung in Sizilien und den Feldzügen in Unteritalien. Wir haben die verhafteten Mafiosi auf der Halbinsel Farignana befreit und als Bürgermeister und Verwaltungschefs eingesetzt. Die Verbindungs-Offiziere waren Dagos: Amerikaner italienischer Abstammung. Einige von ihnen haben sich so mit ihren Landsleuten eingelassen, daß wir mitunter nicht mehr wußten, waren sie für die US-Army oder für die ›Ehrenwerte Gesellschaft tätig. Schließlich führte das dazu, daß wir sicherheitshalber US-Geheimdienstleute italienischer Abstammung aus dem Verkehr ziehen mußten, was in einigen Fällen ebenso unumgänglich wie in anderen eine schreiende Ungerechtigkeit war. Unter den Abgelösten gab es viel Empörung, und vielleicht ist der eine oder andere jetzt erst zur Mafia abgesprungen – und arbeitet womöglich nun für sie als Falschgeld-Manager.« Der Referent nimmt einen Schluck aus dem vor ihm stehenden Wasserglas und fährt fort:
    »Im Nachkriegs-Italien waren die Mafia und die Partisanen am besten organisiert. Wiewohl sie einander oft bekämpften, waren sie mitunter nicht voneinander zu unterscheiden. Es ist keineswegs auszuschließen, daß das ›Unternehmen Bernhard‹ heute von den ›amici degli amici‹ fortgeführt wird; dabei hätte sie über ihre Cosa-Nostra-Ableger in den USA eine einmalige Vertriebs-Möglichkeit. Ich will es kurz machen, Gentlemen«, faßt Partaker noch einmal zusammen. »Die Wahrscheinlichkeiten drei und vier wären

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