Pinien sind stumme Zeugen
Attraktion gibt ihm das Stichwort.
»Wenn Sie wollen«, entgegnet Steel und sieht ihr fest in die Augen, »können Sie mein Singular werden.«
Sie lacht lauthals. »Der Schampus bekommt Ihnen nicht«, stellt Mrs. Sandler fest. »In diesem Zustand versprechen Sie wohl alles, wie?«
Die nächsten Stunden verbringen sie abwechselnd flirtend und schlafend.
Sichtlich ermüdet erreichen Sie New York und fahren mit einem gemeinsamen Taxi ins ›Plaza‹.
Beide haben Zimmer vorbestellt.
Sie erhalten die Schlüssel, gehen rasch auseinander.
Morgen ist auch noch ein Tag, und für diesen haben sie sich um fünf Uhr p.m. in der Bar verabredet.
Die Brandmeldung des Geheimdienstes erreicht den amerikanischen Präsidenten zur Unzeit, Ende Oktober, zwei Tage vor der Schlußveranstaltung seines Wahlkampfs in New York. Als der Politiker erfährt, daß unter Umständen dem Dollar der Kollaps droht, läßt er seinen Sonderzug stehen und fliegt am späten Abend heimlich nach Washington zurück, um sich mit den Übermittlern der Hiobsbotschaft zu treffen.
Kein Kaiserwetter für den Präsidenten; Regengüsse, Nebelwände und Sturmböen empfangen ihn auf dem Stützpunkt der Air Force. In einer solchen Nacht bleiben in der Bundeshauptstadt, deren breite Prunkstraßen mit den Marmorfassaden fast nahtlos in Slumviertel münden, sogar die Reporter und die Einbrecher zu Hause. Und das gibt dem Ankömmling eine Chance, unbemerkt nach New York zurückzufliegen.
Die Teilnehmer der Geheimbesprechung, Spitzenleute der FBI-Bundespolizei, des CIA-Geheimdienstes und der US-Notenbank, werden sorgfältig gegen die Öffentlichkeit abgeschirmt und durch verschiedene Eingänge in das Weiße Haus geschleust.
Kurz hintereinander betreten der Gouverneur der Notenbank, der wortkarge Finanzminister, gefolgt von dem glattarroganten Edgar Hoover, dem allmächtigen FBI-Chef seit 24 Jahren, und zuletzt, wie in ihrem Windschatten, CIA-Direktor Hillenkoeter das Oval Office und dramatisieren durch ihre Anwesenheit bei der Top-Secret-Besprechung den Ernst der Lage.
»Just a moment, Gentlemen, please«, entschuldigt der Stabschef des Weißen Hauses die Abwesenheit des Hausherrn. »Mister President telefoniert noch mit General Clay in Frankfurt.«
James Partaker nickt ungeduldig; wiewohl das Zusammentreffen in erster Linie auf seine Veranlassung zustande gekommen ist, hält er es für eine notwendige Zeitverschwendung. Die Abwehr der Katastrophe duldet keinen Aufschub, keinen Tag, keine Stunde. Die FBI-Leute und CIA-Agenten, durch eine Ausnahmesituation auf Schulterschluß gebracht, benötigen Sondervollmachten, wie sie nur der US-Präsident erteilen kann, und auch das nur unter der Hand. Das Peinliche ist nur, daß solche Abmachungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit demnächst mit Amerikas neugewählter Nummer Eins wiederholt werden müssen, denn der 31. US-Präsident – nach dem plötzlichen Tod Roosevelts ohne Wahl in das höchste Amt gekommen – hat kaum eine Chance, im Weißen Haus zu bleiben.
Die Versammelten empfangen den Präsidenten stehend im Oval Room, einen erschöpften Mann mit einem Dutzendgesicht und rotgeränderten Augen hinter einer Einfach-Brille; es ist der Preis für eine 50.000-Kilometer-Reise mit 255 Wahlkundgebungen nebst unvermeidlichen Dauer-Shakehands.
Der Eintretende nickt den Anwesenden zu. Amerikanische Staatsmänner pflegen das Gespräch mit einem Witzwort zu eröffnen: »Ich würde Ihnen gern die Hand drücken, aber sie ist geschwollen vom Wahlkampf«, stellt er fest. »Gott bewahre Sie davor, eines Tages für das Weiße Haus zu kandidieren.«
Die Anwesenden lachen gequält. Humor ist Glückssache, und außerdem ist ihnen nicht nach Spaßen zumute – dem Präsidenten übrigens auch nicht; er fordert seine Gäste mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. Er schafft es nicht, von einem Übel in das andere umzusteigen; er muß sich erst noch Luft machen.
»Ich wurde gerade wieder darauf aufmerksam gemacht«, sagt er abschweifend, »daß die Russen mühelos unsere Luftbrücke nach Berlin während des Winters zum Einsturz bringen können, wenn sie durch einen Wellensalat den Funkverkehr stören«, beginnt er. »In dieser Jahreszeit sind unsere Versorgungsflugzeuge auf Blindflug angewiesen.«
»Ich weiß«, antwortet Admiral Hillenkoeter. »Aber das werden die Sowjets nicht wagen – vielleicht erinnern sie sich noch an die Hiroshima-Bombe …«
»Vielleicht haben sie die Atombombe bald selbst«,
Weitere Kostenlose Bücher