Pinien sind stumme Zeugen
jetzt in ganz großem Stil.«
»Auch das ist zu befürchten«, bestätigt der Captain aus München. »Ich halte es für unumgänglich, Bob, daß du so schnell wie möglich hierherkommst.«
»Ich werde morgen abfliegen«, verspricht der Leiter der ›Task Force‹.
»Deine Idee mit dem Gruftspion hat sich prächtig bewährt. Ich bin mit diesem Ex-Sturmbannführer noch lange nicht am Ende«, berichtet der Captain. »Vorläufig redet er noch mehr, als er denkt. Aber diesmal«, – man hört über Tausende von Meilen hinweg deutlich, wie seine Kiefer mahlen –, »diesmal wird sich Müller-Malbach nicht mehr durchwinden.«
Nach Gamblers Anruf spürt Robert S. Steel gleichzeitig Erleichterung und Verbitterung. Er hat eine Spur, die ihn zur Fälscherbande führen kann, ihm aber auch beweist, daß er seinerzeit, und zwar bevor die Sonderkommission aufgelöst wurde, einen entscheidenden Fehler gemacht haben muß.
Nach einer kurzen Besprechung mit Partaker und Ginty fliegt er nach New York, wo im Hotel ›Plaza‹ noch immer seine Koffer stehen.
»Ich hab' eine Nachricht für Sie, Mr. Steel«, begrüßt ihn der Portier. »Mrs. Sandler erwartet Sie. Sie ist zur Zeit im Haus.« Er greift nach dem Hörer. »Soll ich der Lady sagen, daß Sie angekommen sind?«
»Schon gut«, lehnt der Gast ab und greift nach seinem Zimmerschlüssel.
Auf der Karussellfahrt dieses aufregenden Tages hätte er beinahe vergessen, daß noch eine Rechnung offen ist.
Frank Gellert, der Resident der Agency in der Schweiz und Vertrauensmann James Partakers, läßt seit Tagen die Tessiner Bankfilialen überwachen, zu seinem Leidwesen von Agenten, die ihm vorführen, daß die US-Spionageorganisation erst ein Jahr alt ist: Einer von ihnen war der Polizei aufgefallen, als er stundenlang vor dem Portal eines Geldinstituts herumlungerte; er wurde kontrolliert, vorübergehend festgenommen und dann nachdrücklich aufgefordert, sich künftig nicht mehr blicken zu lassen. Ein zweiter Fahnder war in Locarno in einen Streit mit dem Türsteher eines Bankpalastes geraten. Gellert mußte beide Agenten zurückziehen, ohne zu wissen, woher er Ersatz nehmen sollte. Er wartet ungeduldig auf die neuen Leute, die ihm die Zentrale in Washington versprochen hat.
Der frühere Journalist – etwas über Dreißig, schräge Nase, schiefe Lippen, leicht triefäugiger Blick – wirkt dümmlich und durchschnittlich, aber er nutzt diese natürlichen Gegebenheiten zu seiner perfekten Tarnung und legt dadurch nicht selten seine Gegenspieler herein. Gellert ist schon seit fünf Jahren im Einsatz in der Schweiz und Italien und wurde dabei zu einem erstrangigen Untergrundexperten. Zur Zeit hat er in Ascona Quartier bezogen. Von seinem Zimmer aus im Hotel ›Tamaro‹ auf der Piazza hat er einen weiten, wunderschönen Ansichtskartenblick über das Schweizer Becken des Lago Maggiore, in dem sich der Fluß Ticino verliert, der Namensgeber des Südkantons. Aus seiner Gegenrichtung fließen, so nicht alle Verdachtsmomente trügen, die Dollarblüten italienischer Fertigung und deutscher Abstammung via Schweiz in alle Welt.
Unter den Grenzgängern des Geldes, die während der Geschäftsstunden an die Bankschalter drängen, unter den Lire-Schmugglern, Bettelmönchen und Touristen, verlieren sich einzelne Mafiosi, von denen die Kapitalhochburgen der Alpenrepublik als lautlos funktionierende Geldwaschanlagen genutzt werden. Und neuerdings ist zu befürchten, daß sich in den Strom der Bankkunden, der täglich bei Brissago, Chiasso und Lugano über die Grenzen fließt, Falschgeldboten unbekannter Auftraggeber gemischt haben. Wenigstens einen von ihnen zu erkennen, zu verfolgen und über ihn an die Hintermänner heranzukommen, ist der schier unlösbare Auftrag des CIA-Residenten Gellert.
Geld ist der einzige Rohstoff, über den Helvetia reichlich verfügt, nicht, weil die Republik – wie man ihr gelegentlich vorwirft – die Hehlerin Europas ist, sondern weil ihr dank einer konsequenten Neutralitätspolitik Kriege und Inflationen erspart geblieben sind. Verschwiegenheit ist hier Handelsware, der lautere Umgang mit dem mitunter auch unlauteren Geld eine Pflichtübung. Diskretion ist den Bürgern eines Landes angeboren, die in einem Anflug von Humor gelegentlich von sich selbst behaupten, sie lachten so wenig, um ihren Gesprächspartnern keine Gelegenheit zu geben, ihre Goldzähne zu zählen.
Nicht nur im italienischen Grenzgebiet, aus aller Welt kommen die Besucher wegen der
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