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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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namens Buttersack, schmilzt vor Scham über die Blamage, die er mit der ›Basler Nationalzeitung‹ und sogar mit der ›Chicago Tribune‹ teilt. Er will zurücktreten, aber was die Peinlichkeit dieses Tages anbelangt, befinden sich die drei Blätter – deren heutige Ausgaben von Sammlern bald hochbezahlt werden – in bester Gesellschaft: ›Life‹ hat den bereits ausgedruckten Umschlag – Dewey in Siegerpose – einstampfen lassen; ›Time‹ muß den Tenor seiner Kommentare radikal ändern. Mr. Gallup, der führende Demoskop, stottert nichtssagende Erklärungen vor sich hin; jedenfalls ist seine selbst angemaßte Unfehlbarkeit in die Brüche gegangen.
    In New Yorks ›Hotel Roosevelt‹, Deweys Hauptquartier (hier hat sich James Partaker vorsorglich einquartiert, um sofort mit dem neuen Präsidenten über die Falschgeld-Bedrohung zu sprechen), herrscht Friedhofsstille. Die Champagnerflaschen bleiben ungeöffnet. Die angereisten Gratulanten stehlen sich still davon.
    Die Aktienkurse fallen an diesem Tag um sechs Punkte – bei Partaker und Co. jedoch bricht jetzt eine Hausse aus.
    Der Drahtzieher der Agency fliegt sofort von New York nach Washington zurück. Kein noch so hoher Beamter oder Militär wird es künftig in der Bundeshauptstadt wagen, Trumans Befehle offen oder heimlich zu sabotieren. Jetzt müssen alle Bücher aufgeschlagen und alle Fehlrechnungen vorgezeigt werden. Der CIA-Vice betritt das Pentagon wie ein Triumphator, dabei ist er weder Demokrat noch Republikaner.
    Nicht nur wegen des verblüffenden Wahlresultats überschlagen sich an diesem Tag die Ereignisse bei der Agency. Die Außenstelle Rom meldet, daß ›Lucky‹ Luciano nach Palermo abgereist ist, um sich dort mit sizilianischen Mafiosi zu Besprechungen zu treffen. Er hat seine Bewacher der italienischen Polizei abgeschüttelt, nicht jedoch Gus Cassidy, einen Vertrauten Partakers.
    »Hier sind die Akten von Charly Polletta, Jack Panizza und Herbie Miller«, sagt der CIA-Vice und übergibt Steel die Dossiers. »Außerdem alles, was wir über Tombolo wissen – es ist leider nicht alles, was sich auf dieser Drehscheibe zwischen den Fronten Nord und Süd ereignet hat. Ich habe Ihnen auch Namen und Adressen der Augenzeugen notiert, insbesondere der Kraut-Soldaten, die wir später aufspüren konnten. Außerdem möchte ich Ihnen Mike Plesco an die Hand geben, unseren Italien-Spezialisten: Er hat damals im Raum Pisa-La Spezia die Untersuchungen nach der Operation ›Blow-up‹ geleitet. Bekanntlich haben wir dann den deutschen General, der unsere Leute ohne Urteil erschießen ließ, als einen der ersten Kriegsverbrecher selbst an den Pfahl gestellt. Wenn Sie damit einverstanden sind, gebe ich Ihnen den früheren Captain gleich mit nach Europa. Er ist erste Wahl und wird uns hier fehlen …«
    »All right«, versetzt der Chef der ›Task Force‹. Er hat den Italo-Amerikaner schon gestern kennengelernt.
    »Ich muß Ihnen noch sagen, daß Mike Plesco vor ein paar Monaten im Auftrag der Agency unseren Einsatz im italienischen Wahlkampf geleitet hat; es war, entgegen aller düsteren Prophezeiungen, ein Riesenerfolg.«
    »Ja, ich weiß …« Steel wendet sich an den eintretenden Ginty. »Wie weit seid ihr mit diesem Bluesmith?«
    »Zunächst nicht viel zu machen«, erwidert der FBI-Experte. »Er sitzt in Great Meadow im Knast und antwortet stereotyp, daß er besoffen war und dabei einen Fußgänger überfahren hat.«
    »Wie lange muß er noch sitzen?« fragt Steel.
    »Eineinhalb Jahre.«
    »Bitte, Craig, übernimm du die Sache – ich hab' da so ein Gefühl … Biete Bluesmith sofortige Begnadigung an, einen neuen Namen, eine neue Identität – du weißt schon, wie man das macht –, wenn er uns seinen Auftraggeber nennt.«
    »Unterschätz meine Mitarbeiter nicht, Bob!« versetzt Ginty. »Es ist alles bereits geschehen, aber Bluesmith zittert vor Angst, weniger vor uns …«
    »… als vor der Cosa-Nostra-Gang, die ihm den Mordauftrag erteilt hat«, ergänzt Steel. »Oder hast du Zweifel, Craig?«
    »Wir können den Burschen im Gefängnis nicht hart genug anfassen«, erklärt der FBI-Mann. »Da bekommen wir Ärger.«
    »Dann holt ihn ab und macht ihn auf eurer Dienststelle fertig.« Steel bemerkt, daß Craig Brutalität abstößt. »Denk an Herbie – an seine Frau und an seine Kinder. Schließlich hat unser Freund diesen Scheißkrieg nicht überlebt, um von einem drittklassigen Gelegenheitskiller ausgelöscht zu werden.«
    »Gut«,

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