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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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verspricht Ginty. »Wird umgehend erledigt.«
    »Vielleicht schießen wir mit Kanonen auf Spatzen«, räumt Steel ein, »aber ich werde einfach den Verdacht nicht los, daß Herbie damals schon hinter dieser Fälscheraffäre her war und sich dabei zu weit vorgewagt hat.«
    Am Nachmittag platzt die Bombe Captain Gamblers: »Es hat geklappt, Bob«, meldet sich der Mitarbeiter aus München. »Dir werden die Augen übergehen. Dieser Scheißkerl hat uns damals ganz schön hinters Licht geführt. Hättest du nur Müller-Malbach, wie angedroht, die Eier langgezogen.«
    »Zur Sache, Fred!« drängt der ehemalige Chef der Sonderkommission.
    »Da taucht ein Mann auf, von dem wir noch nie etwas gehört haben. ›Konsul‹ genannt – er heißt angeblich Bessermann –, auch für die Dokumentenzentrale, die uns die Namen der Nazis und Mitläufer meldet, ein unbeschriebenes Blatt. Vermutlich ist der Name falsch, aber ich habe eine exakte Personenbeschreibung und bin dabei, ein Foto von ihm aufzutreiben. Also, Bob, nun halt dich fest: Die Dollarfälschungen sind nicht erst im Januar – wie bisher angenommen – angelaufen, sondern bereits im Oktober. Die Pressen haben täglich bis zu zehntausend erstklassige Blüten geschafft, in Nennwerten von Fünfzig-, Hundert-, Fünfhundert-, Tausend- und Fünftausend-Dollars. In erster Linie freilich kleinere Noten, weil …«
    »… sie leichter und unauffälliger anzubringen sind«, unterbricht ihn Steel.
    »Wir wissen ja, daß einige der schlimmsten Nazis nach Südamerika entkamen. Möglicherweise haben sie die Reise mit Dollar-Falsifikaten finanziert und womöglich schon vor Jahren Blüten in so kleinen Mengen in Umlauf gebracht, daß es uns nicht auffiel. Wir hatten geschätzt«, fährt Gambler fort, »daß Redl-Zipf höchstens Blüten im Nennwert von zehn Millionen Dollar hergestellt hat. Wir müssen nunmehr mindestens von der zehnfachen Summe ausgehen, sie kann aber noch viel höher sein …«
    »Nur so weiter!« giftet Steel.
    »Dieser Bessermann war der Qualitätskontrolleur der Blüten. Er ließ sich in Oranienburg nie sehen. Die Druckerzeugnisse wurden in die Prinz-Albrecht-Straße zum Reichssicherheitshauptamt in Berlin gebracht. Dabei verschwand mehr als die Hälfte als Makulatur. Unser Informant nimmt aber an, daß höchstens zehn Prozent der Lardos tatsächlich Ausschuß waren. Er hat die auffälligen Fehlbeträge aber nie gemeldet, weil die Unterschlagung im Auftrag von Leuten begangen wurde, die über ihm standen und mit Kaltenbrunner befreundet waren – und vielleicht sogar in seinem Auftrag handelten.«
    »Und das soll unsere Fahndungs-Abteilung, die ausschließlich mit der Prinz-Albrecht-Straße befaßt war, verschlafen haben?«
    »Es sieht so aus, Bob«, antwortet der CIC-Captain. »Leider kommt es noch viel dicker: Die Pressen, Klischees, Papierbestände und so weiter wurden zwar in Redl-Zipf zerstört und die Reste in den Toplitzsee gekippt, aber noch im Spätherbst hatten sich die RSHA-Leute kleinere, modernere und verbesserte Pressen zugelegt. Zum Beispiel auch Guillochen, die das Linienmuster mechanisch auf die Tiefdruck-Platten übertragen; die meisten Fälschungen sind ja an den unsauberen Schnittpunkten zu erkennen und …«
    »Weiß Bescheid«, fällt ihm Steel ins Wort.
    »Die Häftlinge haben die verbesserten Druckmaschinen nie kennengelernt. Die Neuanschaffungen sollten von diesem Bessermann im Februar 1945 in einem Geheimtransport in den Süden in Sicherheit gebracht werden. Wegen unserer Luftüberlegenheit rollte der LKW nur bei Nacht. Trotzdem ist der Transport – so behauptet unser Informant – in einen Luftangriff geraten und niemals angekommen.«
    »Faul«, versetzt Steel. »Das Gerät wurde vermutlich überlegt und planmäßig beiseite geschafft.«
    »So muß es wohl sein«, erwidert Gambler. »Der ›Konsul‹ war häufig in der neutralen Schweiz. Er verfügte über eine doppelte Staatsbürgerschaft. Er sollte in Oberitalien eine geheime Fabrikations- und Vertriebsstätte für Dollars einrichten, ähnlich wie Schloß Labers bei Meran, aber mit ganz wenigen Leuten, ganz geheim und von vornherein auf die Nachkriegszeit angelegt. Dies ist nur eine Vermutung von diesem Müller-Malbach – aber ich halte sie für sehr wahrscheinlich.«
    »Und die ganze Ausrüstung könnte auf dem Transport als Beute in fremde Hände gefallen sein«, stellt Steel fest.
    »Das ist zu befürchten«, erklärt Gambler.
    »Und die Nachfolger betreiben das Geschäft

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