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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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das durchaus mit unseren Ermittlungen zusammen. Der Baron war sehr vermögend?«
    »Er hatte Geld wie Heu, aber er war geizig wie eine alte Jungfer, der man an den Sparstrumpf will. Meistens mußte ich ihn bestehlen. Wenn er es bemerkte, gab es Krach – aber wir hatten immer Leute um uns, und er mußte sich zähmen und gute Miene …«
    »Entschuldigung«, unterbricht sie der Besucher, »meinen Sie damit, daß Sie Ihrem Ehegatten an die Brieftasche gingen?«
    »Bei jeder Gelegenheit«, erwidert die Mittdreißigerin. »Sehen Sie mich nicht so komisch an, Freddy-Boy, das tun doch die meisten Frauen, nur geben es die wenigsten zu.«
    »Und die Brieftasche war immer gefüllt?« fragt Gambler.
    »Prallvoll. Mit US-Dollars, Schweizer Franken, englischen Pfunden. Lire oder Reichsmark interessierten Ralph weniger – er trug ja keine Konfektionsanzüge.«
    »Trotz der strengen Devisenbewirtschaftung in Deutschland?«
    »Ich sagte schon, daß Ralph in jeder Hinsicht privilegiert war. Als ich kaum noch an seine Brieftasche herankam – er pflegte sie jetzt zu verstecken«, berichtet die Baronin süffisant weiter, »ging ich einfach in Zürich, Madrid und Stockholm in die feinsten Geschäfte, kaufte das Teuerste, natürlich nur, sofern es mir gefiel, und ließ Ralph die Rechnungen in die Hotels schicken.« Sie lacht spöttisch. »Ich war ja moralisch wie gesellschaftlich nur sein Feigenblatt – aber eins aus Platin, besetzt mit Diamanten, mit lupenreinen.« Perfide setzt sie hinzu: »Eigentlich sollte ich ja viel dankbarer sein.«
    »Sie sind amüsant, Baronin«, versetzt der US-Offizier. »Wie hoch taxieren Sie denn das Vermögen Ihres geschiedenen Mannes?«
    »Ich glaube, daß es da überhaupt keine Grenze gibt. Ralph verfügte überall über Konten. Er hatte viele Bekannte, aber keine Freunde. Seine Freunde waren die Geldscheine. Außerdem hatte er festen Besitz: eine Villa in Ascona, ein Jagdhaus in Schweden, Grundstücke in Irland und etwas ganz Besonderes in Italien: ein Schloß oder ein Weingut oder so etwas …«
    »Sie waren mit Ihrem Mann nie dort?«
    »Nein, ich war nur einmal mit ihm in Rom – da war Ralph übrigens auch zu Hause. Viele Bekannte hatte er im Vatikan und in den aristokratischen Zirkeln der Ewigen Stadt.«
    »Und der besondere Besitz?« fragt Gambler noch einmal.
    »Liegt wohl in der Toskana – das einzige, was ich einmal aufschnappte.«
    »Was wissen Sie über die Geschäfte des Barons mit dem Reichssicherheitshauptamt?«
    »Nichts«, antwortet die Baronin. »Gar nichts.«
    »Aber Sie wissen, daß er solche getätigt hat?«
    »Ich vermutete es. Ich wußte nur, daß er mit einigen sehr hohen SS-Führern der Prinz-Albrecht-Straße auf sehr gutem Fuß stand. Das sagt aber wenig; Ralph stand mit allen gut, machte jedes Geschäft, und Freundschaft war ihm ja ein Fremdbegriff.«
    »Würden Sie Ihrem Verflossenen Falschgeldgeschäfte zutrauen?«
    »Alles traue ich ihm zu. Er ist ein Mistkerl in feiner Schale, gemein, verlogen, hinterhältig und wehleidig. Er kannte nur seinen Vorteil – und vielleicht noch ein paar Jünglinge, die über das Stallburschenniveau hinausreichten.«
    »Der Baron hat also mit Ihnen nie über Geschäfte gesprochen?«
    »Nie über Geschäfte, nie über Politik.«
    »Auch nicht über anständige Geschäfte?«
    »Hören Sie mal, Captain Gambler! Ab einer bestimmten Höhe wird jedes Geschäft mehr oder weniger unanständig.«
    Sie lacht übers ganze Gesicht. Wie von selbst vergrößert sich der Spalt ihres Morgenrocks. Diesmal begreift der Abwehroffizier, daß es keine Unbefangenheit ist, sondern Absicht. Sein Körper hat es viel früher erfasst als sein Gehirn – aber der Körper denkt vegetativ, nicht zerebral. Gambler spürt, wie sich in seinem Unterleib das Blut staut; er nimmt mit den Augen noch einmal Maß und seufzt dann verzichtend.
    »Fehlt Ihnen etwas?« fragt die Gastgeberin scheinheilig. »Ich helfe Ihnen gern.«
    Die Anzüglichkeit ist nicht zu überhören, doch Captain Gambler traut ihr nicht. Er konzentriert sich auf seine Recherchen. Die Lardos drehen sich um das Luder, bis sich das Luder um die Lardos dreht.
    »Excuse me please, Madame«, erwidert er. »Es geht mich nichts an, aber Colonel Brown ist sicher ein Gentleman, der über sehr viel Großzügigkeit und Humor verfügt …«
    »Meinen Sie?« fragt die Zeugin tändelnd, mit Timbre in der Stimme. »Colonel Brown ist in Wichita. Er kommt erst in der übernächsten Woche zurück – wenn er kommt-,

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