Pink Christmas 2 (German Edition)
die Beste ist. Ich habe eine schöne Wohnung und meine Vermieterin ist auch nett. Also, was will ich eigentlich mehr? Wenn der Winter vorbei ist, dann werde ich mal schauen, dass ich mir vielleicht ein Auto kaufe … oder ein Motorrad. Mal sehen. Reicht das erst einmal oder brauchst du noch Schuhgröße und Telefonnummer?“, grinste er sie an.
„Na ja … schon mal nicht schlecht. Wie sieht es aus mit Freundin oder Frau … Kindern? Familie?“
„Keine Freundin oder Frau. Keine Kinder und zu meinen Eltern habe ich schon seit vierzehn Jahren keinen Kontakt mehr.“
„Oh … auch ein Trümmerkind? Ist bei mir auch fast so. Na ja … Ich wurde mit knapp achtzehn Jahren schwanger. Meine Eltern hatten auf eine Abtreibung bestanden. Von wegen … noch viel zu jung, keinen Schulabschluss, logischer Weise, keine Ausbildung und natürlich kein Geld. Aber ich wollte dieses Kind haben. Ich konnte es doch nicht einfach wegmachen. Ein kleines, unschuldiges Leben töten. So habe ich meine Sachen gepackt und mir eine eigene Wohnung gesucht. Diese hier. Mein Bruder ist mit mir gekommen. Er verstand meine Eltern genauso wenig wie ich. Wir beide freuten uns riesig auf das Baby. Er kam zu jeder Vorsorgeuntersuchung mit, machte mit mir die Schwangerschaftsübungen und wollte auch bei der Geburt dabei sein. Doch es sollte anders kommen.
Acht Tage vor der Geburt hatte er einen schweren Unfall. Ein betrunkener Autofahrer nahm ihm die Vorfahrt. Er konnte noch ausweichen, prallte aber mit seinem Wagen gegen einen Baum. Dabei wurde sein rechtes Bein komplett eingequetscht. Er verlor viel Blut, weil es so lange dauerte, bis sie ihn aus dem Wagen geschnitten hatten. Auf der Fahrt ins Krankenhaus mussten sie ihn zweimal reanimieren. Die OP dauerte über sieben Stunden. Immer wieder driftete er ab. Irgendwann, weit nach Mitternacht, sagten die Ärzte mir dann, dass sie ihn in ein künstliches Koma versetzt hätten. Und das die nächsten vierundzwanzig Stunden ausschlaggebend sein würden. Ich habe die ganze Zeit gehofft und gebangt. An seinem Bett gesessen.
Als ich wieder auf dem Weg zu ihm war, platzte meine Fruchtblase und ich musste alleine mein Kind kriegen. Na ja … ich habe es ja geschafft.
Die Ärzte sagten mir damals, dass mein Bruder das erste Mal seine Augen wieder aufschlug, als Maria ihren ersten Schrei tat. Es war wie ein Wunder. Oder besser, zwei Wunder.
Jeden Tag hatte ich ihn mit Maria besucht. Die Kleine schien die beste Medizin für ihn zu sein. Als das erste Mal die Verbände von seinem Bein entfernt wurden … mein Gott, du kannst dir das nicht vorstellen. Der Knöchel war gebrochen, das Schienbein komplett zertrümmert. Die Kniescheibe ebenfalls und auch der Oberschenkel hatte etwas mitgekriegt. Es war so furchtbar. Über ein halbes Jahr lag er im Krankenhaus. Und danach fast ein Jahr Reha in Damp. Jetzt ist er soweit, dass er wieder laufen kann. Aber nicht ohne Krücken.“
Während sie erzählte, rannen ihr die Tränen über die Wangen. Sanft legte Simon seine Hand auf ihre und versuchte sie so zu trösten. Nach einigen Minuten hatte sie sich wieder beruhigt. Tapfer lächelnd stand sie auf und füllte die Tassen noch einmal nach. „Ich bin froh, dass es ihm soweit wieder gut geht. Und dass ich ihn bei mir habe. Ich wüsste auch nicht, was ich ohne ihn machen sollte.“
„Wieso?“, fragte er etwas verwirrt nach, „ du hast doch Malte hier. Er wird dir doch sicher bei der Kleinen helfen, oder? Auf jeden Fall schätze ich ihn so ein. Die beiden scheinen doch ein Herz und eine Seele zu sein.“
„Oh ja. Die beiden lieben sich abgöttisch. Was glaubst du, warum sie ihren Onkel wie eine Löwin verteidigt?“
„Ihren Onkel?“
„Hm … Malte ist mein Bruder.“ Als sie in sein verwirrtes Gesicht schaute, fing sie schallend an zu lachen. „Was hast du denn geglaubt? Dass er mein Freund oder Mann ist?“
Hilflos zuckte Simon mit den Schultern. „Kann ich doch nicht wissen. Mich hat doch nie einer aufgeklärt.“
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht auslachen. Aber alleine der Gedanke, dass Malte etwas mit einer Frau haben sollte …“, auf seinen fragenden Blick fügte sie noch hinzu, dass ihr Bruder schwul wäre. „Und zwar so was von schwul. Ich habe ihn noch nie annähernd mit einer Frau zusammen gesehen. Mit zwei Ausnahmen. Maria und mir.“
Jetzt ist es Simon, der fast erleichtert aufseufzte. Lächelnd griff er nach einem der Kekse. „Die sind gut“, murmelte er, während er ihn sich auf der
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