Pink Christmas 2 (German Edition)
seiner Unterlippe haftete.
„Tja …“ Ludwig suchte nach Worten. Wieso hatte er bloß das Gefühl, dass er den Jungen unterhalten musste? „Ich würde dir gerne ein Stück Kuchen anbieten, aber der ist noch nicht fertig.“
„Du gibst dir echt Mühe“, antwortete Robert. Sie sahen sich eine Weile an. Was meinte er damit?
Da sie einfach keine weiteren Worte fanden, strich er sich betreten durch die schulterlangen, braunen Haare. „Ich leg’ mich noch einmal hin.“ Er sah auf. „Du musst mir heute nichts mehr schenken.“
Ludwig deutete ein Nicken an. „Okay …“
„Dann bis morgen.“ Robert wandte sich um. Bevor er die Stufen zur fünften Etage erklomm, sah er Ludwig abermals an. „Du bist in Ordnung.“
Es war Montag. 6. Dezember. Nikolaus!
Freute sich da nicht jedes Kind besonders? Denn an diesem Tag enthielt der Adventskalender meist etwas Außergewöhnliches. Etwas anderes. Ein größeres Geschenk, was die Vorfreude auf Weihnachten verstärkte.
Mit diesen Gedanken wachte Ludwig auf. Besonders Montags kam er schwer aus dem Bett.
Er hatte am Abend zuvor den Tatort gesehen, dazu Pizza und Kuchen gegessen. Bei einem dieser schwedischen Mitternachtskrimis war er dann eingeschlafen.
Die Lust auf die Firma hielt sich in Grenzen. Wieder kam der Gedanke an Robert Neumeier. In der Mittagspause musste er etwas besorgen, etwas anderes …
Dass Robert Neumeier ganz öffentlich mit seinem Freund im Hausflur knutschte, konnte nur eins bedeuten, da war sich Ludwig sicher. War er überrascht? Vielleicht ein wenig. Skatertypen wirken mit ihren Baseballkappen und den Hosen, die viel zu weit über den Allerwertesten hingen, nicht gerade klischeehaft schwul.
Robert von oben galt eher als kleiner Rumtreiber, verzogenes Gör von reichen Eltern. Was konnte man ihm zum Nikolaus schenken?
Eine Weile durchstöberte Ludwig die Regale im Buchladen … Geschwollene Lektüre erschien ihm unpassend. Ein Bildband? Zu unpersönlich … Ein Klassiker? Zu uncool.
Da glitt der rosa-blaue Einband ganz eben durch seine Hände.
„ Pink Christmas – Etwas andere Weihnachtsgeschichten “, las er. Letztes Jahr hatte er die Kurzgeschichtensammlung von einem Freund geschenkt bekommen. Ein deutlicher Solidaritätsbeweis, denn Ludwig war ebenfalls homosexuell und die Geschichten in dem Buch waren eindeutig den homoerotischen Vorlieben gewidmet. Er kaufte es, auch auf die Gefahr hin, dass er Robert vielleicht nicht begeistern könnte.
Er war kaputt. Nacken und Schulter schmerzten. Zu viel Arbeit an dem Computer war noch niemandem gut bekommen. Er musste dringend einen Termin bei seinem Masseur machen, wenn mal Zeit dafür war.
Zu Hause angekommen stellte er die Lasagne in den Ofen, zog sich seine Wohlfühlklamotten an und marschierte mit dem eingewickelten Buch eine Etage höher. Nur kurz … nur das Päckchen abgeben . Es war immerhin der 6. Dezember. Noch 18 Tage …
Robert öffnete diesmal selbst. Gut oder schlecht? Egal.
„Alles Gute zum Nikolaustag!“, wünschte Ludwig und überreichte das Buch in weinrotem Papier. Die Verkäuferin hatte eine blaue Schleife herumgewickelt und einen Schokoladenanhänger dazu.
„Danke!“, entwich es dem Jungen überrascht. Mit wenigen Handgriffen hatte er das Papier entfernt. Viel zu schnell, wie Ludwig fand. Doch so konnte er die folgende Reaktion live miterleben.
„Oh …“ Robert staunte. Eine Weile starrte er auf den Umschlag, der einen leicht bekleideten jungen Mann mit Weihnachtsmütze zeigte. Er drehte das Buch und las den Klappentext.
Spannend, mitfühlend und hoch erotisch …
„Ich hoffe, es sagt dir zu?“
Robert deutete ein Nicken an, doch er war sichtlich verwirrt. „Woher …?“
Er sah auf, löcherte Ludwig mit großen Augen.
„Na ja …“, erwiderte der und hob die Schultern etwas an, zeigte schließlich hinter sich in Richtung Hausflur. „Neulich, Nacht …“
Mehr musste er nicht sagen. Eine leichte Röte schoss in das Gesicht des Jungen. „Ach so, ja.“
Verlegen wechselten sie weitere Blicke.
„Ich muss dann wieder ...“, erklärte Ludwig, mit dem Gedanken an seine Lasagne. „Ist spät geworden in der Firma.“
„Kein Problem!“ Robert hielt das Buch fest umklammert. „Schönen Abend noch.“
Ob Adventskalender oder teurer Stollenkonfekt, die Angestellten sahen ihn noch immer wie einen Eindringling an. Oder bildete er sich das ein? Die Besprechung am Mittag hätte besser laufen können. Nach stundenlangen Diskussionen kam man nur
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