Pink Christmas 2 (German Edition)
schien anspruchsvoll zu sein. Und Ludwig hatte absolut keine Ahnung, mit was er ihn beeindrucken konnte. Er kannte ihn ja gar nicht! Was waren seine Interessen? Seine Hobbys? Sicher nicht nur Skateboardfahren.
Für diesen Tag machte er es sich einfach. Ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen, hängte er eine Tüte Walnüsse an die Tür der Nachbarn. „Für Robert!“- stand auf dem kleinen Zettel, der an der Tüte hing.
Am Samstag schlief er aus. Mittags ging es zum Bummeln mit Freunden. Weihnachtsgeschenke kaufen, Glühwein trinken und durch die Stadt marschieren, bis die Nasen rot leuchteten.
Seine Unternehmungslust schwand jedoch ein wenig, als er einen Zettel an seiner Wohnungstür vorfand: „Danke für die Nüsse, leider haben wir keinen Nussknacker L.“
Innerlich musste er sich eingestehen, dass es ihm gar nicht behagte, den Jungen jeden Tag aufzusuchen. Doch sie hatten ein Abkommen! Und das würde nur noch 20 Tage andauern.
Er klingelte bei den Neumeiers. Roberts Mutter öffnete.
„Entschuldigen Sie die späte Störung“, stammelte Ludwig. „Ist der Robert auch zu Hause?“
Frau Neumeier schüttelte den Kopf. „Nein, der ist bei Freunden.“
„Ach …“ Na klar, welcher Jugendliche hockte auch schon an einem Samstagabend zu Hause?
„Hat er wieder etwas ausgefressen?“, wollte seine Mutter wissen.
„Nein, eher nicht …“, antwortete Ludwig. Entsprach das der Wahrheit? Eigentlich hatte der Junge ihn ganz schön in der Hand. „Können Sie ihm das geben, wenn er zurück ist?“
Wird sicher spät werden, dachte er, während er das eingewickelte Päckchen von sich streckte.
Frau Neumeier lächelte irritiert. „Er hat doch erst im Januar Geburtstag …“ Unsicher sah sie ihren Nachbarn an. „Hat er sich das verdient?“
Tja, hatte sich Robert Neumeier die Geschenke wirklich verdient? Diese Frage stellte sich Ludwig mehr als einmal an diesem Abend.
Vor der späten Sportschau schlief er ein, bis ihn Geräusche aus dem Treppenhaus weckten. Er hörte lautes Poltern, Gelächter, eindeutig Roberts Stimme.
Schnell kam Ludwig auf die Beine. Er war neugierig, warum auch immer … Durch den Türspion konnte er nicht viel erkennen, und so öffnete er die Wohnungstür einen Spalt.
Im Hausflur brannte kein Licht. Trotzdem konnte er zwei Gestalten erkennen, die sich vor seiner Tür gegen die Wand lehnten. Was trieben sie dort?
Seine Frage wurde beantwortet, als einer der Personen, wahrscheinlich sogar versehentlich, gegen den Lichtschalter kam und der Flur sich hell erleuchtete.
Dort stand Robert, eng umschlungen mit einem anderen Jungen. Sie taumelten ein wenig, hielten sich aneinander fest und grinsten. Ihre Haare waren zerzaust, unverkennbar dünsteten sie Bier und Red Bull aus. Ebenso drang Zigarettengeruch in Ludwigs Nase.
„Hi!“, grüßte der. „Geht’s auch etwas leiser, um diese Uhrzeit?“
„Klar!“, antwortete Robert mit lallender Stimme. Der Junge in seinen Armen lachte albern.
„Was ist das denn für einer, haha?“
„Lass ihn …“, erwiderte Robert. Sein Arm schlang sich um die Hüfte seines Begleiters. „Komm’ wir gehen hoch.“
Gemeinsam nahmen sie die restlichen Stufen. Nicht leiser, als zuvor. Nachdenklich schloss Ludwig die Tür.
Sonntagnachmittag. Er backte einen Kuchen, wie fast jedes Wochenende. Ab und zu entwich ihm ein Seufzer. War er wirklich langweilig und spießig geworden? Zu Zeiten seines Studiums, ja, da war ständig Party angesagt. Doch seitdem er die Verantwortung für die Firma besaß, war an ein frivoles Verhalten kaum noch zu denken.
Im Sommer durfte er dann vielleicht mal die Ü30 Partys besuchen, kaum vorstellbar!
Es klingelte an der Tür. Wer mochte das sein? Zeugen Jehovas? Die Avon-Beraterin aus dem Erdgeschoss? Er benötigte unbedingt eine neue Gesichtscreme …
„Ach, du?“
Vor der Tür stand Robert. Wach, dennoch sahen seine Augen müde aus. Er kniff sie ein wenig zusammen, als hätte er Kopfschmerzen.
Verlegen wischte sich Ludwig die Hände an der Schürze ab. Wie musste er aussehen in seinem Back-Dress?
„Ich wollte mich für den Nussknacker bedanken“, startete der Jungen einen etwas verkrampften Dialog. „Tolles Teil …“
Ludwig nickte. „Freut mich, dass er dir gefällt.“ Sorgfältig blickte er den unverhofften Besucher an. „War wohl eine feuchtfröhliche Feier gestern, was?“
„Mmh, ging so …“ Robert grinste, sah zu Boden. Dabei rieben sich seine Lippen aufeinander, spielten mit dem Piercingring, der an
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