Pink Christmas 2 (German Edition)
miteinander, eher stillschweigend als kommunikativ. War das nicht seltsam?
Gedankenversunken spielte Ludwig mit dem Handy herum. Es war Sonntag. Er hatte kein Geschenk besorgt. Immer häufiger dachte er an Robert und die Mission .
Völlig spontan kam ihm eine Idee … ebenso schnell bestellte er über das Internet einen mp3 Song und einen Amazon Gutschein, ließ die Nachricht dem Robert über Kurznachrichten zukommen. Ludwig lehnte sich entspannt zurück. Innerhalb einer Minute hatte er 2 Tage abgedeckt. Es ging doch leichter als vermutet.
Es war der 12. Dezember und Robert war sichtlich empört über Ludwigs Verhalten.
„Habe ich dir nicht gesagt, dass ich keine dämlichen SMS haben möchte?“
„Tut mir leid, ich hatte so viel zu tun in der Firma …“
„Es war Wochenende!“, erinnerte Robert. In der Tat hatte es sich Ludwig seit dem Freitagnachmittag sehr bequem gemacht.
„Sorry, echt …“
„Und ich dachte …“ Robert verzog das Gesicht. Er war wirklich enttäuscht.
„Was willst du von mir? Ich bin ein viel beschäftigter Mann! Hast du nicht Freunde, die du nerven kannst?“
„Blödmann!“
Robert machte kehrt, hatte schon fast das 5. Obergeschoss erreicht, da zeigte Ludwig Einsicht.
„Halt warte!“ Er kam wenige Stufen hinterher gerannt. „Morgen bin ich für dich da. Was wünschst du dir?“
Der Junge überlegte nicht lange: „Du musst einen Tag lang meinen Chauffeur spielen.“
Am nächsten Morgen musste er ihn zur Schule kutschieren und mittags wieder abholen. Robert schien es nicht unangenehm zu sein, direkt vor den Augen seiner Mitschüler in den dunklen BMW, an dessen Steuer ein älterer Mann saß, einzusteigen. Er winkte seinen Freunden sogar zum Abschied zu. Ob er ihnen von ihrem ganz speziellen Adventskalender erzählt hatte?
Am Nachmittag ging es zum Fußballtraining, das sich Ludwig ansah. Die sportlichen, jungen Leute zu beobachten, gefiel ihm sogar.
Später musste er allerdings noch einmal los. Robert war zu einer Party eingeladen. Als der BMW vor dem Haus hielt, in dem die Feier stattfand, stieg Robert jedoch nicht sofort aus.
„Kommst du mit?“
Ludwig traute seinen Ohren nicht. „Ich? Zur Party?“ Er schüttelte den Kopf und lachte.
„Wieso nicht?“
Musste er das noch erklären? „Ich … unter euch jungen Leuten. Die werden denken, ich sei dein Vater und mich für pervers halten.“
„So alt siehst du wirklich nicht aus.“ Ein Kompliment?
„Danke.“ Sie sahen sich tief in die Augen. Ludwig beschlich dabei ein ungutes Gefühl. Was war das für eine Bindung, die zwischen ihnen entstand?
„Soll ich warten oder später wiederkommen?“
Robert lehnte ab. „Nichts dergleichen. Ich habe deine Dienste heute genug in Anspruch genommen. Entweder schlafe ich hier oder nehme ein Taxi …“
„Okay, dann … bis morgen.“
„Bis morgen!“
„Der hier ist doch schön!“
Ludwig sah sich den Baum genau an. „Ich weiß nicht. Ist er nicht etwas schief?“
Gemeinsam hatten sie sich auf dem Marktplatz getroffen, dort, wo die ersten Weihnachtsbäume verkauft wurden. Es war der 14. Dezember und Robert hatte die freie Wahl.
„Wieso muss man immer den schönsten und teuersten Baum nehmen?“, fragte er. „Nimm’ diesen … handle mit dem Preis.“
Ludwig war noch immer unschlüssig. „Ich weiß nicht …“
„Du hast gesagt, mein heutiges Geschenk wird die Wahl des Weihnachtsbaums sein …“
Ja, daran musste er ihn nicht erinnern. Und Roberts braune Augen sahen in dem verfrorenen Gesicht richtig herzzerreißend aus. Da konnte er nicht nein sagen …
„Na schön, weil du es bist …“
Am nächsten Abend hatte Ludwig den schiefen Baum aufgestellt und an den Enden passend gestutzt. Er war zufrieden mit seiner Anschaffung, auch wenn Robert den Kauf beeinflusst hatte. Ach ja, da war doch noch was …
Er klingelte bei den Neumeiers. In den Händen hielt Ludwig einen Beutel Marzipankartoffeln. Nicht die billigen … sondern die Guten von Lindt .
„Hi, hab’ schon gewartet!“ Robert freute sich über den Besuch. Sofort bat er Ludwig herein. Der zögerte zuerst. Ungern mochte er sich an seinen letzten Besuch erinnern, bei dem sie sich in Roberts Zimmer gestritten hatten.
„Meine Eltern sind nicht da“, berichtete der Junge. „Verreist. Oma ist krank.“
„Ach so?“ Er wagte es und trat ein. Das Jugendzimmer war noch immer nicht aufgeräumt. Sie nahmen auf Roberts Bett Platz und vertilgten die Marzipankartoffeln, als wären sie
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