Pink Christmas 2 (German Edition)
ansatzweise auf einen Nenner.
„Soll ich ehrlich sein? Ich bin hundemüde und habe heute kein Päckchen für dich, tut mir leid“, das waren die Worte, die Ludwig sprach, als er Robert am Abend vor der Haustür traf.
Der Junge zeigte gegen alle Erwartungen vollstes Verständnis. „Okay …“ Dann öffnete er die Eingangstür weit und deutete vor sich. „Willst du mit zu mir kommen?“
Ludwig zögerte. Mit einer derartigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. „Und was ist mit deinen Eltern?“
„Die sehen fern …“
„Aber nur kurz …“
Sein Zimmer war genau so, wie er es erwartet hatte. Poster hingen an den Wänden, der Schreibtisch war vollgemüllt mit Schulbüchern, dazwischen stand der Computer, lagen CDs, DVDs. Es gab einen großen Fernseher und ein ungemachtes Bett.
Unsicher blieb Ludwig im Raum stehen. „Schön, gemütlich …“
„Nimm’ doch Platz.“ Robert deutete auf das Bett, wo sich Ludwig vorsichtig auf die Bettkante setzte. War es richtig, dass er hier war?
„Das Buch ist wirklich toll“, sagte der Junge. „Du kennst dich da aus, was?“
„Nun ja …“ Ludwig druckste herum. Sollte er sich vor dem Bengel outen? War es das, was er wollte?
„Das muss dir nicht unangenehm sein, ich weiß, dass du schwul bist …“
„Woher?“, tönte Ludwig sofort. Sah man es ihm an?
Der Junge lächelte kess. „Ab und zu lugt was aus deinem Briefkasten hervor. Du bekommst Post von Pro fun media und dem Gmünder Verlag …“
Ludwigs Mund öffnete sich einen Spalt. Nun schwante ihm auch, warum er größere Briefumschläge ab und an geöffnet oder gar nicht vorfand …
„Du lässt gefälligst deine Hände von meiner Post, ist das klar?“ Er stand auf, strich sich durch das hellbraune Haar. „Ich fass’ das nicht …“
„Sei doch nicht gleich sauer …“
„Das „du“ habe ich dir noch immer nicht angeboten!“, erinnerte Ludwig. Er war wirklich wütend. Oder war ihm alles peinlich? Er drehte sich um und ging. 17 Tage noch, dann war er den unbequemen Erpresser hoffentlich los …
Das Telefon seines Büros läutete. „Da ist ein Robert Neumeier in der Leitung, soll ich durchstellen?“, fragte seine Sekretärin.
Ludwig traute seinen Ohren nicht. Jetzt störte der Junge auch noch bei der Arbeit.
„Ja, stellen Sie durch …“ Er klang hörbar genervt. Trotzdem änderte sich seine trübe Gemütslage, als er die Stimme des Jungen vernahm.
„Es tut mir leid, wegen gestern. Kannst du mir verzeihen?“
Ludwig atmete geräuschvoll aus. „Schon okay …“
„Hast du nachher Zeit? Wir könnten auf den Weihnachtsmarkt gehen und einen Glühwein trinken …“
„Ich weiß nicht …“ Hatte er Lust, den Jungen zu treffen? In aller Öffentlichkeit?
„Wenn du zustimmst, erspart es dir das Päckchen für heute …“
Er ließ sich überreden. Es dämmerte bereits, als sie sich auf dem Weihnachtsmarkt trafen.
„Ich gebe einen aus!“, verkündete Robert, dabei drehte er sich dem Punsch-Stand zu.
„Äh, warte!“, rief Ludwig. „Darfst du das überhaupt schon trinken?“
„Ich bin siebzehn!“
Ach! Er hätte ihn wirklich jünger geschätzt. Nach kurzer Zeit hielten sie einen Weihnachtsbecher mit heißem Punsch in den Händen.
„Und du?“ Das Thema war noch nicht beendet.
„Häng’ 15 Jahre dran, dann passt es schon …“
Robert lächelte entspannt. „Dann gib’ mir doch mal deine Handynummer, falls mal wieder was dazwischen kommt.“
„Meine Nummer?“ Ging das nicht zu weit?
„Wünsche ich mir zum 9. Dezember.“
Dann blieben also nur noch 14 Tage über. „Wieso auch nicht …“
Am 10. Dezember kam es ihm mehr als gelegen, dass sie Handynummern ausgetauscht hatten. Kurz vor Feierabend schrieb Ludwig ohne schlechtes Gewissen eine SMS:
„Hatte eine lange Sitzung. Wünsche dir einen schönen Abend. Diese Kurznachricht ist dein Geschenk für heute, CU.“
Auch am nächsten Tag wollte er den Jungen mit einer SMS abspei sen. Doch verging Ludwig das Lachen, als er nach einem Spaziergang nach Hause kam und Robert vor seiner Wohnungstür saß.
„Ich dachte schon, du kommst nie mehr nach Hause!“ Er hielt seine Hand ein wenig hoch. In ihr ruhte sein Handy. „Finde ich gar nicht witzig, dass du nur noch SMS schreibst.“
Ludwig seufzte. Was sollte er antworten? Der Junge hatte recht!
„Dann komm’ mal mit rein“, sagte er kurz entschlossen. „Lust auf Pizza?“
Bei einer Pizza vom Pizzaservice sahen sie fern und verbrachten den Samstagabend
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