Pink Christmas 2 (German Edition)
bereits von der Fortsetzung der Reise. Beginn einer besonderen Beziehung?
Etwa ein Vorspiel? Genau das dachte der junge Mann.
Wieder dieses einnehmende Lächeln, Zeichen guter Gedanken! Genau das ging Melchior durch den Kopf.
„ Möchtest du wissen, was noch alles im Gepäck ist?”
„Du solltest keine Geheimnisse verraten!”
„Vor dir habe ich keine mehr!” Ein Satz, der dem Jungen wie der wunderbare Wein die Kehle hinunter lief. Er hatte einen Freund gefunden, vielleicht sogar einen Lehrmeister?
„Geschenke, man weiß nie, wozu man sie braucht. Ein bisschen Gold und Silber, und getrocknete Feigen, wenn’s mir schlecht geht!”
Kaspars Gesicht verfinsterte sich. Er schämte sich, weil er fast nichts mit hatte.
„Macht doch gar nichts, meine Geschenke sollen auch deine sein!”
„Ich kann nur mit einem Beutel Weihrauchstäbchen dienen. Im Tempel gestohlen. Da lagen so viele …!”
Melchior drohte lächelnd mit den Fingern. Jeder wusste, dass man aus heiligen Stätten nichts, auch gar nichts entwenden dürfte!
Wohlwollend schaute er den Jungen an.
„Vergeben!”
„Vielleicht ergänzen sich unsere Gaben!”, gab Melchior von sich, was Kaspar nicht begriff. Musste er’s denn? Er gab sich allerdings auch keine Mühe, er hatte jetzt Hunger und Durst und beides wollte gestillt werden.
Der Junge aß nicht nur, er fraß wie ein Scheunendrescher.
Melchior freute sich darüber und schmunzelte. Wie ist die Jugend doch unkompliziert, sinnierte er und voller Elan. Außerdem schnell zufriedenzustellen. Ihm war, als würde er selbst wieder jung.
Dann schwatzten die beiden noch lange. Sie berührten Gott und die Welt. Mit Staunen hörte Kaspar vom einzigen Gott der Juden, vom Tempel in Jerusalem , von Herodes dem Großen und von Pharisäern und Schriftgelehrten. Nur einen Gott? Es ist besser, viele zu haben. Dann kann man wählen, lachte der Junge. Ich habe Eros für mich ausgewählt.
„Weißt du, warum so viele Menschen unterwegs sind?”, fragte er seinen alten Freund unvermittelt.
„Ja, Kaiser Augustus hat die Einwohner der besetzten Gebiete aufgefordert, sich an den Ort der Väter zu begeben, um sich zählen zu lassen!”
Völlig unvorbereitet flüsterte Kaspar mit zitternder, leicht hebender Stimme dem Magier zu, dieser habe einen Kopf wie sein Vater. Über Melchiors Gesicht huschte ein Lächeln, das seine Gefühle verriet.
„Darf ich ihn streicheln?”
„Natürlich. Aber bleibe nicht in den tiefen Furchen meiner Stirn und Falten meines Gesichts stecken!”
Melchior schmunzelte süffisant, als er das von sich gab und dachte dabei an Amor dem römischen Gott der Liebe, den er inständig bat, nicht Schabernack mit ihm zu treiben. Dafür wäre er wirklich zu alt.
Kaspar grinste unverdorben. Er mochte humorvolle Leute.
Melchior glaubte zu träumen, als der Bursche mit den Zeigefingern über dessen Stirn fuhr. Sein Körper sandte wunderbare Signale aus, die er lange nicht mehr hatte.
„Jetzt du!”, sagte der Junge ohne Scheu.
Melchior löschte die Öllampe.
Nun lagen sie im Dunkeln, jeder hörte den Atem des anderen, weil es keine anderen Geräusche gab.
Melchior horchte. Etwa wieder Diebe?
Nein, es war der Junge, der tiefer als sonst atmete. Melchior durchfuhr ein Schauer. Wollten die Götter ihn doch nur prüfen? Ein Zittern ging durch Kaspars Körper, als Melchiors Fingerkuppen über das bartloses Kinn strichen?
Es war um sie geschehen.
Amor hatte seine Pfeile abgeschossen. Am besten nach einer Ablenkung suchen, fiel es Melchior ein.
„Wie alt bist du, deine Haut ist sanft und glatt!”
„Bald siebzehn Jahre!”
Melchior glaubte, darin einen gewissen Stolz herauszuhören, gleichzeitig aber auch Enttäuschung. Und er konnte es dem Jungen sogar nachfühlen.
„Festina lente! ” 1
„Wie?”
„Leitspruch, den Augustus liebt!”, raunte Melchior seinem jungen Freund zu.
„Eile mit Weile!”*
Plötzlich ein schabendes Geräusch, dann ein Tuscheln, hebräisch.
Es ist so weit. Die Einbrecher!
Kaspar sprang als erster auf. Sehr ungestüm. Er berührte Mel chiors Schambein und erschauerte.
Melchior nahm aus der Ecke einen Stock und stürmte an die Luft. Kaspar folgte ihm. Sie rannten ums Haus. Da standen sie, drei heruntergekommene Gestalten, der Wirt inklusive. Kaspar war schnell wie ein Gebard. Der Kampf dauert nicht einmal eine Minute.
„Jetzt den letzten!”, grölte Kaspar.
Seine Augen funkelten. Nicht, weil er einen Mann besiegt hatte, nein, weil er Melchior hat
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