PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)
uns alle bedroht und beschimpft hat?!“
An der Stelle strahle ich Kuhlhardt an. „Damit meint sie mich.“
Kuhlhardt grinst schief und wiederholt: „Damit meint sie dich.“
„Camilla, unser Gespräch ist hiermit beendet. Und unsere Zusammenarbeit auch. Ich suche mir ein neues Labor“, sagt mein Vater und dann ist es still.
Die Aufnahme muss vor dem nächtlichen Auftritt von Camilla bei uns im Haus gemacht worden sein. Danach ist Camilla wohl komplett ausgerastet, und das hat uns dann diesen England-Trip beschert.
Ich gucke Kuhlhardt an. „Und was bedeutet das alles?“
Kuhlhardt nickt. „Was bedeutet das alles. Ihr sitzt in der Tinte.“
„Und nun?“
„Und nun. Nun gehst du heim und nimmst noch ein paar holländische Salatgurken mit. Die vergammeln hier sonst“, sagt er, steht auf und schiebt mich zur Tür.
„Milfina – die Salatgurken!“, ruft er und deutet auf mich.
Milfina strahlt, nimmt einen Arm voll Gurken aus ihrer Schreibtischschublade und drückt sie mir glücklich in die Hände. „Allererste Qualität! Schnittfest!“
Und eh ich mich’s versehe, sitze ich wieder im Auto und heim geht’s. Mit einem Dutzend Salatgurken von ALDI.
Es ist absurd, dieses Kuhlhardt-Büro scheint keinen üblichen Naturgesetzen zu unterliegen, es ist irgendwie völlig losgelöst von der Realität. Meine Güte, wen hab ich da bloß engagiert!
Also, Berry, tu mir einen Gefallen – Du kommst ja irgendwie besser mit Kuhlhardt zurecht, bist an ihn gewöhnt –, krieg doch mal raus, wie das nun alles weitergeht und was genau passiert ist.
Ich werde Colette jetzt gnadenlos verhören, was mit Kuhlhardt und ihr läuft und wie es kommt, dass Kuhlhardt solche Tonbandaufzeichnungen hat.
Bis bald,
MAX
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Kein Spaß!
Hi, MAX,
bitte versprich mir, dass Du erst mal zu Hause bleibst! Die Sache mit dieser Camilla scheint echt kein Spaß mehr zu sein. Wer weiß, vielleicht bist Du ja wirklich in Gefahr!
Auf jeden Fall werde ich heute Abend nach Geschäftsschluss, wenn alle Omas mit Sahnetortenbäuchlein zufrieden im Bett liegen, zu Kuhlhardt gehen. Wollen doch mal sehen, ob ich nicht aus ihm herausbekomme, was er weiß!
Aber noch mal: Bleib bitte zu Hause und mach kein Licht, wenn Du am Fenster stehst!
Ich melde mich!
Berry
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: Aha – eine Insekt
Hi, Berry,
ich glaube, ich werde Dolmetscherin. Bin nämlich schon ganz gut darin, Colettes Kauderwelsch zu verstehen.
Ich war bei Colette und habe gesagt: „Wir müssen reden.“
„Oh, isch weiß nischts“, rief sie gleich.
Ich stöhnte. Es würde ausgesprochen kompliziert werden, sie auch nur dazu zu bringen, zu gestehen, dass ihr Name Colette ist. Die ist vielleicht verstockt, sag ich Dir!
„Colette, ich habe nicht viel Zeit. Ich stelle jetzt Fragen und Sie antworten!“
„Aber isch weiß nischts!“, rief sie schon wieder.
Ich war schon bedient und fauchte: „Ich hab Sie ja auch noch gar nichts gefragt.“
„Oh“, machte sie nur.
„Wieso hat Kuhlhardt eine Tonbandaufzeichnung von einem Gespräch zwischen meinem Vater und dieser Camilla?“
„Isch kenne keine Kül’ardt“, flötete sie.
„Verdammt, Sie kennen ihn, treffen sich regelmäßig mit ihm und lassen ihn sogar hier in unser Haus!“, brüllte ich.
„Oh“, hauchte sie. „Stimmt, isch ’abe vergessen.“
„Okay, also – wie kommt er zu der Aufzeichnung?“
„Werde isch Ärger bekommen?“, fragte sie.
„Nur, wenn Sie mir nicht antworten.“
Sie überlegte kurz, dann gab sie sich einen Ruck. „Das kommt dursch eine Insekt.“
„Dursch eine Insekt, äh, durch ein Insekt?!“
Sie nickte. „Ja, isch ’abe eine kleine Insekt in die Telefon getan.“
Ich guckte sie wortlos an und versuchte zu verstehen.
Sie zeigte die Größe eines winzigen Gegenstands an. „So groß etwa. In die Telefon. Eine Insekt.“
Dann hatte ich begriffen und rief: „Eine Wanze! Hach!“
Colette nickte. „Oui, eine Wanz-Insekt.“ Und sie sah ein bisschen stolz aus.
Ich war zufrieden, bedankte mich und wollte schon gehen. Dann fiel mir was ein: „Haben Sie auch eine Wanze in mein Telefon gemacht?“
„Mais non. Da isch lausche immer an die Tür.“
Ich nickte und murmelte: „Die altmodische Art, ist klar.“
Kuhlhardt, die linke Socke, hört demnach die Gespräche meines Vaters mit. Im Prinzip könnte ich daraus eine große Sache machen, aber eigentlich haben wir ja auch was davon,
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