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PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

Titel: PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich , Joachim Friedrich
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das Jugendamt, das sich u. a. darum kümmert, dass Kinder nicht in unzumutbaren Verhältnissen aufwachsen, nicht verwahrlosen oder misshandelt werden von ihren Eltern. Ich habe ebenfalls ein solches „Amt“ gegründet: das AzÜpeeV , „Amt zur Überprüfung pädagogisch einwandfreien elterlichen Verhaltens“. Mein Amt verschickt Mahnschreiben an Mütter, wenn sie ihre Töchter statt Englischvokabeln die Namen der derzeit angesagten Designer abfragen oder sie statt in einen Malkurs in einen Schminkkurs schicken. Oder wenn sie ihren Söhnen, die noch in die Grundschule gehen, die Börsenseite der Tageszeitung zum Lesen hinlegen oder ihnen im Kindergartenalter statt Schuhe-Zubinden beibringen, wie man einen Windsor-Krawattenknoten bindet. An Väter gehen Mahnschreiben, wenn sie die Namen ihrer Kinder nicht auf Anhieb parat haben oder ihre Kinder nicht aus einer Gruppe von zehn Kindern herausfinden können.
    Na und so weiter, Du weißt, was ich meine.
    Also, es ist natürlich kein offizielles Amt, ich hab mir zwar Briefköpfe drucken lassen mit AzÜpeeV drauf und ’ner Fantasie-Adresse, aber das Amt besteht nur aus einem einzigen Mitarbeiter – mir.
    Ich lege übrigens Wert darauf, dass diese Sache unter uns bleibt. Meine Eltern haben nämlich schon mehrere Schreiben von meinem Amt bekommen und sich ziemlich aufgeregt und ich habe kein Interesse daran, als Urheber bekannt zu werden. Im letzten Jahr zum Beispiel, als ich Geburtstag hatte, hat’s keiner gemerkt. Super, was? Mein Vater war wie immer nicht zu Hause und meine Mutter hat frühmorgens das Haus verlassen, um mit einer Freundin nach Paris zu fliegen zum Shoppen. Klasse!
    Unbestätigten Gerüchten zufolge soll meine Mutter bei meiner Geburt zugegen gewesen sein, also sollte sie sich doch diesen Tag gemerkt haben. Vielleicht werden Frauen nicht automatisch von der Natur mit mütterlichem Instinkt ausgestattet.
    Also, versteh mich nicht falsch, meine Mutter hat schon „mütterlichen Instinkt“, aber sie hat wohl das falsche Kind erwischt. Ich bin einfach nicht „ihr Typ“. Und ich denke, die arme Frau leidet sogar darunter. Sie hat nach mir auch keinen weiteren Versuch mehr gestartet – ich bin ein Einzelkind.
    Meine Mutter ist wirklich lieb und versucht, mich zu betütteln und mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Aber das Leben ist hart für sie, sie muss sich ja schon all die Namen der Designer, der Edelrestaurants, der Schönheitschirurgen, Wellness-Hotels und der Kosmetikmarken merken, da ist es nur verständlich, dass sie mal meinen Geburtstag vergisst. Vielleicht, wenn ich am selben Tag wie Coco Chanel geboren wäre ...
    Ansonsten hab ich noch ’ne ganze Liste mit anderen Dingen, die endlich mal geändert werden müssen, gegen die jemand mal was tun muss, und die arbeite ich langsam ab.
    Du gehörst nicht zu meiner Liste, es ist mehr so ein Reflex, dass ich mich in Deine Sache sofort reingehängt hab, weil das nach ’ner ziemlich miesen Tour roch. Alles klar?
     
    So, dann mal zu Lipinski. ER HAT DICH ANGEPINKELT?!!!! Ich glaub’s ja nicht! Das ist ja obereklig!
    Ähm, gerade überlege ich, ob Du das als Metapher gemeint hast. Klar, sorry. Also, was hat er denn gesagt, war er unhöflich?
    Gruß,
    MAX
     
     
    Von: BerryBlue
    An: PinkMuffin
    Betreff: Angepinkelt!
     
    Hi, Max,
    sieht ja nicht gerade so aus, als würde Deine Mama Dich verhätscheln. Bei mir ist es eher umgekehrt: „Hast Du auch die warmen Socken an?“, „Iss nicht immer dieses Fastfood-Zeugs!“, „Geh mal wieder zum Friseur“ – und so weiter und so weiter. Na ja, man kriegt wohl nie das, was man braucht. Mein Vater hat zwar auch wenig Zeit, aber ich sehe ihn jeden Tag – im Café. Zumindest dann, wenn er es schafft, aus der Backstube zu kommen. Noch nicht einmal mein Bruder nervt. Ist viel älter als ich und geistert irgendwo in der Weltgeschichte rum. Er nennt das „studieren“! Übersetzt heißt das: Tagsüber pennt er und nachts sitzt er mit seinen „Kommilitonen“ in Kneipen rum und dabei befreien sie die Welt vom Bösen oder vom Kapitalismus oder vom Kommunismus oder vom Hunger oder vom Krieg oder was gerade so angesagt ist – bis die Kneipe schließt und es Zeit zum Schlafen ist – morgens um halb sechs. Ich hab ihn mal für drei Tage besucht. Hat gereicht!
    Aber Deine Eltern haben tatsächlich Deinen Geburtstag vergessen? Das hab ich ja noch nie gehört! Und Dein komisches „Üps“-Amt“? Schreibst Du die Briefe wirklich? Wie kommt man denn auf so

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