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Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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sich ebenso wenig zu erklären. Es war einfach da und sie stand auf dem Deck. Langsam begann Piper, sich daran zu gewöhnen, nie zu wissen, wo sie im nächsten Augenblick sein würde.
    Jetzt vernahm sie Geräusche, die sich anhörten wie lautes Gegröle und Gelächter. Es roch nach Sonne und Urlaub, alles war hell und heiß. Sie sah eine Reihe von Wasserfässern, auf denen Hispaniola stand.
    Von irgendwoher kam Musik. Jemand spielte ziemlich falsch Akkordeon, während jemand anderes genauso schief auf einer Geige sägte. Dazu stimmte ein Haufen rauer Männerstimmen ein Seemannslied an. Die Stimmen wurden immer lauter und plötzlich kam eine Horde Piraten an Deck. Schnell war Piper von ihnen umzingelt.
    Spätestens jetzt ahnte Piper, dass es hier eigentlich um sie ging.
    »Schlüssel oder Planke!«, grölte die Menge, als das Lied zu Ende war.

    Die Piraten hatten die Planke bereits herausgeschoben. Das hatte Piper schon oft in Piratenfilmen gesehen.
    Ein großer bärtiger Pirat mit Holzbein und Hakenhand stand am Achterdeck und blickte streng auf sie herab.
    »Schlüssel oder Planke!« Die Meute aus schmutzigen Männern mit verfilzten Bärten und zerfetzten Hüten und Kopftüchern stampfte mit den Stiefeln aufs Deck und grölte munter weiter.
    Piper seufzte.
    Sie war schon mal in einer ähnlichen Situation gewesen. Letztes Jahr auf der Geburtstagsfeier von Daphne Bartholomew, dem angesagtesten Mädchen der Klasse. Sie hatten im Stadtbad gefeiert und irgendwann »Wahrheit oder Pflicht« gespielt.
    »In wen bist du verliebt?« Das war die Frage, die Piper beantworten sollte, als der Flaschenhals auf sie zeigte. Die Frage kam von Cheryl. Dieser Kuh! Zu fragen, in wen irgendwer verliebt war, gehörte zu den ganz kniffligen Dingen. Es gab einfach keine Antwort darauf und Cheryl wusste das. Nannte man den Namen eines Jungen, dann wusste es am nächsten Tag die gesamte Schule. Und sagte man, dass man in niemanden verliebt war, galt man ohnehin als Verlierer. Also konnte man nur Pflicht wählen. Und Pflicht bedeutete, dass Piper ins Wasser springen musste. Und zwar vom Dreimeterbrett. Cheryl wusste genau, dass Piper davor am meisten Angst hatte.
    So war sie also aufgestanden und hatte mit zittrigen Knien die Sprossen der Leiter erklommen.
    »Schaut, wer sich traut!«, hatten die anderen gerufen, Cheryl am lautesten. Alle hatten ihren Spaß dabei gehabt, alle außer Piper.
    Damals war sie nicht gesprungen.
    »Du bist raus«, hatte Cheryl gesagt und keines der Mädchen hatte an dem Nachmittag noch mal mit ihr gesprochen.
    Piper erinnerte sich an ihre verächtlichen Blicke.
    Und jetzt?
    Sie war auf einem Piratenschiff und es gab nur eine Möglichkeit, an den Schlüssel zu kommen.
    »Planke oder Schlüssel!«
    Während ihr immer heißer wurde, merkte sie, dass das Schiff vor einer Insel geankert hatte. Sie erkannte einen Berg und weite Strände, hohe Palmen und einen Dschungel im Inneren der Insel. Wenigstens konnte sie zur Not an Land schwimmen, wenn sie lebend wieder aus dem Wasser kam.
    »Planke oder Schlüssel!«
    Oh, dieses Gegröle!
    »Ihr nervt!«, rief sie den Piraten zu und sah zu dem Schlüssel hinauf. Er hatte einen langen Hals und war rotbraun, vielleicht war er rostig. Wie ein Schlüssel, der lange im Wasser gelegen hatte, dachte Piper.
    »Planke oder Schlüssel!«
    Ja, ja, ja…
    Sie versuchte, nicht auf die Piraten zu hören.
    »Ihr könnt mich mal«, sagte sie leise.
    Dann, ohne auf die anderen zu achten, machte sie sich an den Aufstieg.
    Piper musste bis zum Hauptsegel hinauf, an der Rahe entlangbalancieren und dann springen, so viel war klar, und im Fallen den Schlüssel greifen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Also kletterte sie die Takelage hinauf, Stück für Stück, während unten der Piratenchor Seemannslieder sang und Frechheiten grölte. Alles um sie herum schaukelte, und je höher sie kletterte, desto schaukeliger wurde das Schaukeln.
    »Planke oder Schlüssel!«
    »Planke oder Schlüssel!«
    Oben angekommen wagte sie sich mit wackligen Beinen auf die Rahe hinaus.
    Dabei gab sie sich alle Mühe, die Balance zu halten.
    Nicht nach unten schauen, dachte sie. Erinnere dich an den Baum, auf den du geklettert bist.
    Dann schaute Piper trotzdem nach unten und schluckte.
    Von hier oben sah alles noch viel höher aus – und, andersherum, alles, was unter ihr war, sah noch viel, viel tiefer aus. Das Wasser war hellblau und klar. So klar, dass sie sogar die Ankerkette sehen konnte.
    Doch dann wurde sie

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