Pippi Langstrumpf
sagte die Lehrerin zu Pippi, daß sie Herrn Nilsson zurückrufen solle, denn Thomas sollte gerade ausrechnen, wieviel 315 : 7 ist, und das kann man nicht, wenn man einen Affen im Haar sitzen hat. Aber es kam keine Ordnung mehr in den Unterricht. Die Frühlingssonne und der Star und Pippi und Herr Nilsson – das war zuviel für die Kinder.
„Ich glaube, ihr seid närrisch, Kinder“, sagte die Lehrerin.
„Ja, weißt du was, Fräulein“, sagte Pippi draußen im Baum,
„offen gesagt, ist der Tag heute nicht gerade geeignet für Plutimikation.“
„Wir sind bei der Division“, sagte das Fräulein.
„Ob Plutimikation oder Division – an einem solchen Tag soll man sich überhaupt nicht mit ,ions‘ beschäftigen“, sagte Pippi.
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„Oder es müßte gerade ,Lustifikation‘ sein.“
Da gab die Lehrerin es auf.
„Vielleicht kannst du uns was Lustiges vormachen, Pippi“, sagte sie.
„Nee, ich bin nicht so besonders tüchtig in Lustigmacherei“, sagte Pippi und hängte sich in die Kniekehlen, so daß ihre roten Zöpfe beinahe auf der Erde schleiften. „Aber ich kenne eine Schule, wo sie nichts anderes haben als Lustifikation. ,Den ganzen Tag Lustifikation‘ steht auf dem Stundenplan.“
„So, so“, sagte die Lehrerin. „Wo liegt denn diese Schule?“
„In Australien“, sagte Pippi. „In einem kleinen Ort an der Eisenbahn in Australien. Im Süden.“
Sie richtete sich auf, und ihre Augen fingen an zu funkeln.
„Wie geht das vor sich, wenn sie Lustifikation haben?“ fragte die Lehrerin.
„Das ist verschieden“, sagte Pippi. „Meistens fangen sie mit Hechtsprung durchs Fenster an. Dann stoßen sie einen wilden Schrei aus und stürmen wieder zurück ins Schulzimmer, und dann springen sie über die Bänke, bis sie nicht mehr können.“
„Aber was sagt die Lehrerin dazu?“ fragte die Lehrerin.
„Die?“ sagte Pippi. „Die springt auch. Mehr als alle anderen.
Und dann prügeln die Kinder sich gewöhnlich so ungefähr eine halbe Stunde lang. Die Lehrerin steht daneben und ruft: Hei!
Wenn Regenwetter ist, ziehen sich alle Kinder aus und rennen in den Regen hinaus und tanzen und springen. Das Fräulein spielt einen Marsch auf der Orgel dazu, damit sie Takt halten können. Manche stellen sich unter das Ablaufrohr, damit sie eine ordentliche Dusche kriegen.“
„Nein, so etwas!“ sagte die Lehrerin.
„Ja“, sagte Pippi. „Das ist aber auch eine großartige Schule.
Eine der besten, die sie in Australien haben. Aber sie liegt sehr weit weg, nach Süden zu.“
„Das kann ich mir denken“, sagte die Lehrerin. „Ich glaube aber nicht, daß wir hier in unserer Schule so etwas machen 128
können.“
„Schade“, sagte Pippi. „Wenn es nur darum geht, über die Bänke zu springen, das könnte ich mir schon eine Weile zutrauen.“
„Du mußt mit dem Springen warten, bis wir den Ausflug machen“, sagte die Lehrerin.
„ Darf ich wirklich mit?“ fragte Pippi und freute sich so, daß sie einen Purzelbaum rücklings vom Baum herunter schlug.
„Das werde ich wahrhaftig an die nach Australien schreiben.
Dann können sie meinetwegen so viel Lustifikation machen, wie sie wollen. Denn ein Ausflug ist bestimmt noch lustiger.“
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Pippi macht einen Schulausflug mit
Auf der Straße hörte man das Trappeln von vielen Füßen und viel Plaudern und Lachen. Da kamen sie alle: Thomas mit seinem Rucksack auf dem Rücken und Annika in einem ganz neuen Baumwollkleid, die Lehrerin und alle Klassenkameraden außer einem armen Kind, das gerade an dem Tag, an dem sie den Ausflug machen wollten, Halsschmerzen bekommen hatte.
Und da, vor allen anderen, ritt Pippi auf ihrem Pferd! Hinter ihr saß Herr Nilsson mit seinem Taschenspiegel in der Hand. Er saß da und machte Lichtreflexe und sah so richtig vergnügt aus, wenn es ihm gelang, einen Lichtreflex mitten in Thomas’
Auge zu placieren.
Annika war absolut sicher gewesen, daß es gerade an diesem Tage regnen würde. Sie war so sicher gewesen, daß sie schon die ganze Zeit vorher traurig war. Aber was man mitunter für Glück hat! Die Sonne schien aus reiner Gewohnheit weiter, obwohl Ausflugstag war, und Annikas Herz hüpfte vor Freude, als sie in ihrem funkelnagelneuen Kleid daherspazierte. Alle Kinder sahen übrigens froh und vergnügt aus. An den Straßenrändern standen eine Menge Weidenkätzchen, und einmal kamen sie an einer ganzen Wiese voller
Schlüsselblumen vorbei. Alle Kinder nahmen sich vor, ein ganzes Büschel
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