Pippi Langstrumpf
Weidenkätzchen und einen großen Strauß Schlüsselblumen zu pflücken – auf dem Heimweg.
„So ein herrlicher, herrlicher Tag“, seufzte Annika und sah zu Pippi auf, die aufrecht und gerade auf ihrem Pferd saß.
„Ja“, sagte Pippi, „seit ich mich mit dem Negerboxer in San Francisco schlug, hat mir nichts so viel Spaß gemacht. Willst du ein bißchen reiten?“
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Das wollte Annika gern, und Pippi hob sie vor sich auf das Pferd.
Aber als die anderen Kinder das sahen, wollten sie natürlich auch reiten. Und das durften sie. Einer nach dem anderen.
Wenn auch Annika und Thomas ein bißchen länger reiten durften als die anderen. Eines der Mädchen hatte wunde Füße bekommen. Sie durfte hinter Pippi sitzen und die ganze Zeit reiten. Aber Herr Nilsson zog sie am Zopf, sobald er ihn zu fassen bekam.
Das Ziel des Ausflugs war ein Wald, der Wunderwald genannt wurde. Weil er so wunderbar schön war. Als sie beinahe angelangt waren, sprang Pippi aus dem Sattel, streichelte ihr Pferd und sagte:
„Jetzt hast du uns so lange getragen, daß du müde sein wirst.
Allzulange soll man sich nicht plagen.“ Und sie hob das Pferd auf ihre starken Arme und trug es, bis sie an eine kleine Lichtung kamen und die Lehrerin halt sagte. Pippi sah sich um und schrie:
„Kommt her, ihr Wunder, alle zusammen, dann wollen wir sehen, wer am stärksten ist!“
Aber die Lehrerin erklärte ihr, daß es keine Wunder im Wald gäbe. Pippi war sehr enttäuscht.
„Ein Wunderwald ohne Wunder! Was die Leute alles erfinden! Bald werden sie noch Feuersbrünste ohne Feuer und Weihnachtsbaumplündern ohne Weihnachtsbaum erfinden.
Aus reinem Geiz! Aber an dem Tag, an dem sie mit Bonbonläden ohne Bonbons anfangen, werde ich hingehen und ihnen mal Bescheid sagen! Na ja, da wird man wohl selbst ein Wunder sein müssen, ich weiß keinen anderen Rat.“
Sie erhob ein so schreckliches Geschrei, daß die Lehrerin sich die Ohren zuhalten mußte und mehrere Kinder furchtbar erschraken.
„Ja, wir spielen, daß Pippi ein Wunder ist!“ schrie Thomas begeistert und klatschte in die Hände. Alle Kinder fanden, das 131
wäre ein guter Vorschlag. Das Wunder nahm in einer tiefen Bergschlucht Platz, wo es seinen Wohnsitz haben sollte. Und die Kinder liefen vorbei und neckten es und schrien:
„Dummes, dummes Wunder, dummes, dummes Wunder!“
Und da kam das Wunder unter lautem Gejohle
herausgestürmt und jagte die Kinder, die nach allen Richtungen liefen, um sich zu verstecken. Die, die Pippi fing, wurden in die Höhle geschleppt, und das Wunder sagte, daß sie zu Mittag gekocht werden würden. Aber mitunter gelang es ihnen zu flüchten, wenn das Wunder draußen war und neue Kinder jagte. Da mußten sie allerdings an den Wänden der Bergschlucht hochklettern, und das war mächtig schwer. Da war nur eine kleine Fichte, an der man sich festhalten konnte, und man mußte ganz pfiffig sein, um zu wissen, wo man die Füße hinsetzen sollte. Aber spannend war es, und die Kinder fanden, daß es das lustigste Spiel war, das sie jemals gespielt hatten. Die Lehrerin lag im Grünen und las in einem Buch und warf hin und wieder einen Blick auf die Kinder.
„Das ist das wildeste Wunder, das ich je gesehen habe“, murmelte sie vor sich hin.
Und das war es. Das Wunder sprang und heulte und warf drei, vier Jungen auf einmal über die Schulter und schleppte sie in die Höhle.
Manchmal kletterte es in rasendem Tempo auf die höchsten Bäume und sprang von Ast zu Ast, genau wie ein Affe.
Manchmal warf es sich auf das Pferd und jagte ein paar Kinder, die versuchten, zwischen den Bäumen zu entkommen, und wenn das Pferd angaloppiert kam, beugte sich das Wunder vom Sattel herunter und ergriff im Vorüberreiten die Kinder, warf sie vor sich auf das Pferd und ritt spornstreichs mit ihnen zur Höhle, indem es schrie:
„Jetzt koche ich euch zu Mittag!“
Das war so lustig, daß die Kinder gar nicht aufhören wollten.
Aber auf einmal wurde es ganz still, und als Thomas und 132
Annika angelaufen kamen, um zu sehen, was los war, da saß das Wunder auf einem Stein und sah so merkwürdig aus und schaute etwas an, was es in der Hand hielt.
„Er ist tot, sieh bloß, er ist ganz tot“, sagte das Wunder.
Das, was tot war, war ein kleiner Vogel, der aus seinem Nest gefallen war.
„Oh, wie schade“, sagte Annika. Das Wunder nickte.
„Pippi, du weinst ja“, sagte Thomas plötzlich.
„Weinen – ich?“ sagte Pippi. „Ich weine bestimmt nicht.“
„Ja, aber
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