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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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der Villa Kunterbunt entdeckt.“

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    Pippi veranstaltet Fragesport

    Eines Tages waren die langen, herrlichen Sommerferien zu Ende, und Thomas und Annika gingen wieder in die Schule.
    Pippi fand nach wie vor, daß sie gelehrt genug sei, ohne in die Schule zu gehen, und sie erklärte mit Bestimmtheit, sie hätte nicht die Absicht, ihren Fuß in die Schule zu setzen, bevor nicht der Tag käme, da sie absolut nicht mehr zurechtkommen könnte, wenn sie nicht wüßte, wie man „seekrank“
    buchstabiere.
    „Aber da ich niemals seekrank bin, brauche ich mich erst mal nicht darüber zu beunruhigen, wie man es buchstabiert“, sagte sie. „Und wenn ich wirklich mal seekrank werden sollte, dann habe ich anderes zu tun als darüber nachzudenken, wie man es schreibt.“
    „Du wirst sicher niemals seekrank“, sagte Thomas.
    Und da hatte er recht. Pippi war mit ihrem Vater, bevor er Negerkönig wurde und bevor sie in der Villa Kunterbunt landete, weit umher auf den Meeren gesegelt. Aber seekrank war sie niemals geworden.
    Mitunter vergnügte sich Pippi damit, zur Schule zu reiten und Thomas und Annika abzuholen. Dann freuten sich Thomas und Annika sehr. Sie ritten furchtbar gern, und es gab wahrhaftig nicht viele Kinder, die von der Schule nach Hause reiten konnten.
    „Ach, Pippi, hol uns heute nachmittag ab“, sagte Thomas eines Tages, als sie nach der Frühstückspause wieder in die Schule zurück sollten.
    „Ja, tu das“, sagte Annika. „Denn heute teilt Fräulein 219

    Rosenblom ihre Geschenke an artige und fleißige Kinder aus.“
    Fräulein Rosenblom war eine reiche alte Dame, die in der kleinen Stadt wohnte. Sie hielt ihr Geld gut zusammen, aber einmal in jedem Halbjahr kam sie in die Schule und teilte Geschenke an die Schulkinder aus. Nicht an alle Schulkinder, o nein! Es waren nur die sehr artigen und fleißigen Kinder, die etwas bekamen. Damit Fräulein Rosenblom wußte, welche Kinder wirklich artig und fleißig waren, hielt sie lange Verhöre ab, bevor sie die Geschenke austeilte.
    Und daher lebten alle Kinder der Stadt in ständiger Angst vor ihr. Denn jeden Tag, wenn sie ihre Schularbeiten machen sollten und gerade dasaßen und sich überlegten, ob sie nicht erst etwas anderes und Vergnüglicheres anfangen könnten, sagte ihre Mutter oder ihr Vater:
    „Denk an Fräulein Rosenblom!“
    Und man mußte sich ja auch furchtbar schämen, an dem Tag, da Fräulein Rosenblom in der Schule gewesen war, nach Hause zu den Eltern und kleinen Geschwistern zu kommen, ohne auch nur das kleinste bißchen Geld oder eine Zuckertüte oder zum mindesten eine Unterjacke mitzubringen. Ja, gerade eine Unterjacke! Denn Fräulein Rosenblom teilte auch Kleidungsstücke an die ärmsten Kinder aus. Aber es half nichts, daß ein Kind noch so arm war, wenn es nicht auf Fräulein Rosenbloms Frage antworten konnte, wieviel Zentimeter auf einen Kilometer gingen. Nein, es war kein Wunder, daß die Kinder der kleinen Stadt in Angst vor Fräulein Rosenblom lebten. Auch vor ihrer Suppe hatten sie Angst! Fräulein Rosenblom ließ nämlich alle Kinder wiegen und messen, um festzustellen, ob es welche gab, die besonders mager und schwächlich waren und so aussahen, als ob sie zu Hause nicht genug zu essen bekämen. Alle solche mageren und armen Kinder mußten in jeder Frühstückspause zu Fräulein Rosenblom gehen und einen großen Teller Suppe essen. Das hätte ja wunderbar sein können, wenn nicht so eine Menge 220

    abscheulicher Graupen in der Suppe gewesen wären. Man wurde ganz schleimig im Mund.
    Aber nun war also heute der große Tag, da Fräulein Rosenblom in die Schule kommen sollte. Der Unterricht war früher zu Ende als sonst, und alle Kinder versammelten sich auf dem Schulhof. Mitten auf den Schulhof war ein großer Tisch gestellt worden, und an dem Tisch saß Fräulein Rosenblom. Neben ihr saßen zwei Schreibhilfen, die alles über die Kinder aufschrieben: wieviel sie wogen, ob sie auf die Fragen antworten konnten, ob sie arm waren und Sachen brauchten, ob sie ein gutes Zeugnis im Betragen hatten, ob sie kleine Geschwister zu Hause hatten, die auch Sachen brauchten
    – ja, es nahm kein Ende damit, was Fräulein Rosenblom alles wissen wollte. Vor ihr auf dem Tisch stand ein Kasten mit Geld und einer Menge Zuckertüten und ganzen Bergen von Unterjacken und Strümpfen und wollenen Hosen.
    „Alle Kinder stellen sich in Reihen auf“, rief Fräulein Rosenblom. „In die erste Reihe die Kinder, die keine kleinen Geschwister zu

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